Nach erholsamen Tagen in Libreville verliess ich die Stadt und fuhr den Weg wieder zurück nach Ntoum.
Als ich an einem Rotlicht kurz warten musste, bemerkte ich dass mich ein Stein getroffen hat.
Jemand hat tatsächlich einen Stein nach mir geschmissen. Natürlich schaute ich mich sofort um und sah einen Typen neben mir. Er winkte, schickte mir Luftküsse und rief "ma chérie".
Es klingt nach einer Banalität aber für mich fühlte es sich wie ein Angriff an. Ich bin exponiert, auf dem Fahrrad und muss warten. Und wie verzweifelt muss man denn eigentlich sein, jemanden mit einem Stein zu bewerfen nur um die Aufmerksam desjenigen zu bekommen?
Ich schrie ihn in meiner Muttersprache an. Nicht nur um ihn loszuwerden, sondern vor allem auch, dass die Aufmerksamkeit auf mir liegt und jeder die Situation bemerkt.
Ich werde in Afrika 24/7 nur angegafft und dies total ungeniert. Aber wenn wirklich mal was passieren würde, schauen sie alle weg. Niemand will sich einmischen.
Der Typ blieb ruhig und stand nun selber unter Schock. Er hätte nicht damit gerechnet, dass ich gleich so ausrasten und so laut werden würde.
Für ihn war die Situation aber wohl auch völlig unbegründet. Schliesslich wollte er mir ja nur "Hallo sagen" und hat mich nicht verletzen wollen.
Nach diesem Vorfall wollte ich aber nicht mehr allzu weit fahren. Und stoppte erneut in dem Hotel nur knapp ausserhalb von Libreville.
Es ist das erste Mal, dass ein Erwachsener einen Stein nach mir geworfen hatte. Ich kenne dies sonst nur aus Ostafrika und von Kindern. Immer noch ist dies ein Verhalten an welches ich mich nicht gewöhnen kann. Es ist beängstigend, respektlos und kann natürlich zu Verletzungen oder Schäden am Bike führen.
Natürlich habe ich mich auch nach diesem Vorfall wieder gefangen. Es ist nicht so, dass mich dies jetzt beschäftigen würde oder gar meine Reise beeinflussen aber ich muss schon gerade sehr darauf achten nicht einfach jeden anzuschreien der mir wirklich nur "Guten Tag" sagen will.
Ich rede mir ein "es gibt ja auch noch die Guten"…
So fahre ich weiter nach Ntoum. Wo ich ebenfalls schon einmal war. Ich kaufte mir ein Gummiband und bastelte mir eine Steinschleuder.
Ich habe nicht unbedingt vor, die Steinschleuder wirklich gegen Menschen anzuwenden. Eher gegen all die blöden Hunde (also die Tiere) die mir nachrennen.
Nur bin ich (schon seit langem) soweit, dass ich selber für meine Sicherheit schauen muss und werde das auch tun.

Am nächsten Tag fahre ich los nach Cocobeach. Dies werden weitere 100 Kilometer nicht asphaltierte Strasse sein. Ich hoffe auf nicht allzu viel Regen aber bereits letzte Nacht hat es stark geregnet.
Die nette Dame von meiner Unterkunft hat mir noch gebratenen Fisch mitgegeben. Was ich sicher gut gebrauchen kann.

Die Strasse ist zwar nicht asphaltiert aber eigentlich schön flach gestampft und so lange sie trocken ist, angenehm zu fahren. Ich geniesse die Strasse, träume vor mich hin und schaffte ca. 60 Kilometer bevor mich die ersten Tropfen spüre. Ich suchte nach einem Unterschlupf und fand tatsächlich eine Kirche.
Erst dachte ich, ich würde den Regen nur etwas auswarten. Eine Dame kam ebenfalls in die Kirche und wir unterhielten uns. Eine andere Dame brachte gekochten Safou vorbei.
Bald merkte ich, selbst wenn der Regen aufhören würde, die Strasse gleicht einer Schlammschlacht und ich fragte, ob ich in der Kirche schlafen könnte.
Sie führte mich zum "Papa" dem Chef des Dorfes. Es war ein alter, kranker Mann aber er war sehr freundlich. Ich solle aber nicht in der Kirche schlafen, und bat die Frau, die sich als Katharina vorstellte mir ein Zimmer einzurichten.
Unglaublich.
Bald kam Katharina zurück und führte mich in das Haus neben der Kirche. Es wäre das Haus des Pfarrers, dieser sei aber gerade nicht da sondern in Libreville.
Okay, ich schlafe also Heute Nacht im Pfarrhaus.
Es gibt zwei Zimmer in dem Haus und eines davon ist für mich vorbereitet. Auch hier hatte ich natürlich Crappy darin aufgestellt aber ich war so froh ein Dach über dem Kopf und natürlich auch etwas Privatsphäre zu haben.

Kaum war ich wach, stand die Safou-Frau aber schon neben mir und beobachtete mich einfach. Sie war nett aber ich wollte einfach nur in Ruhe meinen Kaffee trinken und dann zusammenpacken.
Ich erklärte ihr, dass ich nur noch meinen Kaffee trinke und ihr dann den Schlüssel vorbeibringen würde. Sie blieb.
Frühstück liess ich also aus Heute obwohl ich wusste, dass es noch anstrengende 40 Kilometer werden würde.
Die Strasse war erwartungsgemäss schlammig nach all dem Regen und die Baustellen machten dies nicht viel besser. Ich konnte Arby und der Anhänger nur mit Hilfe der Bauarbeiter neben dem stehenden Laster vorbeitragen.
Ich war schlammig, dreckig und meine Haut verstochen der "Fourou". Fourou sind kleine Insekten, die man kaum sieht. Sie sind resistent gegen Insektenspray und sind so klein, dass sie selbst durch Moskitonetze durchkommen.
Meine Arme und Beine sind schrecklich verstochen und ich hatte noch nie in meinem Leben so einen Juckreiz. Ich könnte mich blutig kratzen.

Mein Energielevel meldete sich nun zu Wort und ich merkte, dass ich wohl doch noch eine Pause vor Cocobeach einlegen müsste.
Da es auf dem ganzen Weg Heute nichts zu Essen zu kaufen gab, griff ich auf mein Notfallglas Nutella zurück.

Ich war positiv überrascht von Cocobeach. Was für ein schöner Ort. Es wird viel gebaut, selbst hochmoderne Villen und ich denke Hotels.
Wenn dann erst einmal die Strasse asphaltiert ist, wird dies sicher eine Touristenhochburg (für Afrika Verhältnisse).
Ich bin immer ein wenig zwiegespalten wenn ich dies sehe. Zur einen Seite ist der Tourismus sicherlich gut für ein Land er kann aber eben auch schaden und einem Ort seinen ganzen Charme nehmen oder verändern.
Ich fand ein erstaunlich schönes Hotel direkt am Strand. Leider gab es auch da nur eine Kübeldusche. Dies ist jedoch immer noch besser als gar keine. Ebenfalls konnte ich Arby und Co grösstenteils reinigen.
Am Abend genoss ich den Sonnenuntergang am Strand mit einer Fischsuppe.
Am nächsten Tag musste ich auf die Immigration von Gabun gehen um mich aus zu stempeln. Sie akzeptierten mein Evisa und gaben mir den Stempel relativ rasch und unkompliziert. Ich hatte Glück und traf der Beamte per Zufall bereits am marché und habe ihm meine Geschichte erzählt. Er wollte Kinder mit mir machen, erklärte dann aber es sei für mich besser mit einem Guineaner. Er meinte dies aber total auf die lustige Art und wir lachten. Ich würde ihm Bescheid geben und ein Ranking schicken. Ich musste dann noch CAF 5000 für die "frontiere" zahlen und ich bin mir im Nachhinein ziemlich sicher, dass dies Schmiergeld war.
Die Immigration liegt direkt am Strand und ist auch nur über den Strand erreichbar.
Mein Gepäck und Fahrrad brachte ich dann zur kleinen Anlegestelle am petite marché. Erst wollte der Typ CFA 40 000 von mir was ca. CHF 60.00 sind. Ich sagte ich hätte nicht so viel Geld. Schlussendlich konnte ich alles zusammen auf CFA 15 000 runterhandeln welches der lokale Preis ist.
Arby und mein Gepäck wurden auf das Piroque (Nuss-Schalen-Boot) geladen und ich musste meinen Pass abgeben.
Wieder einmal hatte ich weder mein Gepäck noch Arby mit mir und musste irgendwelchen Typen einfach vertrauen.
Sie sagten mir ich müsse wieder zurück zur Immigration. Auf halber Strecke wurde ich aber vom Beamten der Immigration in einer Bar aufgehalten und er lud mit auch ein Soda ein. Somit war das Schmiergeld auch schon fast wieder raus.
An der Bar war es auch, als ich meinen Pass wieder zurückbekam.
Dann ging alles schnell, das Piroque mit Arby legte an und ich und zwei weitere Passagiere stiegen ein.
Die Überfahrt dauerte etwa eine Stunde. Wir legten in Cogo an und ich war zum ersten Mal erstaunt über die Häuser und die guten Strassen. Ich habe nun schon oft von anderen Reisennden gehört, dass Äquatorial Guinea ganz anders sei als viele andere afrikanische Länder.
All das Gepäck wurde ausgeladen und ich wurde gebeten zur Polizeistation gleich gegenüber zu gehen um mich anzumelden.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ohne Probleme einreisen könnte.
So durchging ich den normalen Prozess und es wurden Kopien von meinem Pass und meinem Evisa gemacht. Ich erklärte, was ich vorhabe und dass ich ein Tourist sei. Er wollte CFA 5000 (CHF 7.50) und da er mir nicht erklären konnte für was genau dies war, liess er mich dann ohne zu zahlen wieder raus.
Zirka nach 2h hatte ich meinen "Entrada" Stempel in meinem Pass und war ready to go.
Dann aber wollte der Comissair meinen Pass wiederhaben. Ich erklärte ihm, ich würde ihm meinen Pass nicht wiedergeben weil er ihn gerade 2h mit seinen fettigen Fingern betatschte und gefühlt 1000 Kopien davon gemacht hatte.
Er liess mich nicht weiterfahren und ich erklärte ihm, dass ich all meine Dokumente bei mir hätte und legal in diesem Land sei. Um mich zu schützen griff ich zu meiner GoPro um die Situation fest zu halten falls sie eskalierte.
Dies war eine weitere Situation in Afrika, wo ich froh war eine Frau zu sein. Hätte sich ein Mann in diesem Stil gewehrt, hätten sie ihn mit Sicherheit geschlagen.
Bei einer Frau aber sind sie vorsichtig und können auch gar nicht damit umgehen, wenn sich eine Frau lautstark einem Comissair widersetzt und auf ihr Recht besteht.
Die Situation war folgendermassen.
Ich hatte bereits meinen Einreisestempel von der Immigration Äquatoria Guineas
Zur selben Zeit bekam der Comissair einen Anruf seines Chefs in Bata dass die Einreise mit Evisa nur per Flugzeuug möglich sei und sie mich nicht weiterreisen lassen dürfen.
Ich erklärte meine Situation mit der Botschaft in Libreville, dass sie dort keine Touristen Visa ausstellen und ich auf das Evisa verwiesen wurde
Die Polizei beharrte nun darauf dass ich zurück nach Gabon reisen sollte
Nach Gabon zurück kann ich aber nicht weil ich dort nur ein single Entry Visa hatte und ich den Ausreisestempel bereits im Pass hatte.
Erst zog ich es in Betracht einfach mit dem Fahrrad weiter zu fahren aber ich wusste es gibt viele Polizeikontrollen auf dem Weg und das Land ist sehr korrupt sodass mir selbst die "saubersten" Stempel und Papiere nichts nützten.
Die Polizisten versuchten den Directour in Bata zu überzeugen, dass mein Evisa echt sei und schickten ihm meine Emails und Fotos von all meinen Papieren.
So sass ich also fest, Ich konnte weder nach Bata gehen noch zurück nach Gabun. Ich sass den ganzen Nachmittag mit den Polizisten und wir versuchten das Problem zu lösen. Ich wurde dabei nie um Geld gefragt. Auch nicht indirekt.
Ich hatte mich so auf eine Dusche gefreut Heute Abend. Ich wollte all den Dreck der letzten Tage abwaschen und auch einfach meine Fourou Stiche etwas beruhigen.
Ich begriff relativ früh, dass dies wohl Heute nicht geschehen würde und merkte sogar relativ schnell dass ich mich nicht frei bewegen durfte. Ich musste für alles um Erlaubnis bitten.
Es ist also passiert, ich bin quasi verhaftet und in Gefangenschaft. Auch wenn ich nicht in eine Zelle gesperrt wurde, hatte ich dennoch keine Rechte.
Ich hatte kein Internet und es war nicht möglich in Cogo eine Simkarte von Guinea zu kaufen. Ich konnte also nicht mal jemanden anrufen oder irgendwie in Kontakt treten. Ich fand mich langsam mit der Situation heute keine Dusche zu bekommen ab.
Es wurde Abend und es war keine Lösung in Sicht. Ich schlug mein Zelt bei der Polizeistation auf. Es war laut und immer wieder hörte ich wie die Polizisten meine Situation zu jedem dem es interessierte meine Situation erklärte.
Ella tourista - Gabon - Bata - Comissaire - ilegal - ella tourista usw….
Es war unerträglich heiss und ich konnte unmöglich meine Regenplane über Crappy spannen. Immer wieder starrten mich irgendwelche Augen durchs Zelt an. Aber da bin ich zum Glück schon lange darüber hinweg. Das ist normal in Afrika. Sie sollen alle schauen. Vielleicht sollte einfach anfangen Eintritt zu verlangen wie im Zoo?!?
Als ich um 3:00 Uhr Morgens mal kurz aufwachte und die Zeit checkte, konnte ich es kaum fassen, dass es mir doch einen Balken H+ Empfang auf dem Handy anzeigte (noch von Gabon). Ich mobilisierte all meine Kontakte anderer Reisenden und gab meinen Freunden und Familie Bescheid. Kurz bevor das H+ wieder verschwand, gingen all meine Nachrichten durch.

Geweckt wurde ich von; Ella tourista - Gabon - Bata - Comissaire - ilegal - ella tourista
Sorry ich mag einfach echt kein Spanisch….für mich hört es sich so unglaublich laut und agressiv an und die Situation wo ich gerade drinstecke hilft mir auch nicht gerade spanisch sprechende Menschen als leise und angenehm zu bezeichnen.
Bevor ich mich davon überzeugen konnte aufzustehen blieb ich erst noch einige Minuten liegen in der Hoffnung ich müsse mich vielleicht nicht als allererste Tat des Tages all den Gesichtern stellen.
Natürlich musste ich das trotzdem irgendwann.
Ich mache langsam Fortschritte und Heute war es mir bereits erlaubt eine Toilette zu benutzen. Natürlich nur mit Fragen um Erlaubnis und in Begleitung. Was denken die wo ich hin will & kann? Arby und all mein Shit blieb immer bei der Polizeistation.
Der Comissaire war so gut wie nie da, aber wenn er da war machte ich ihm Druck mir zu sagen was ich tun kann. Ich bot ihm mehrfach an mit seinem Directeur zu sprechen und in Begleitung und in einem Auto nach Bata zu reisen und mich dort zu erklären.
Der Comissaire hatte nicht einmal den Arsch dazu mir die schlechten Nachrichten selber zu sagen.
Die nette Dame (die mich endlich auf eine Toilette gehen liess) musste mich informieren.
Der Standpunkt war immer noch; Ich müsse zurück nach Gabon.
Ich packte mein Zelt zusammen und informierte alle, dass ich jetzt losfahren würde und falls mich die Polizei unterwegs verhaften wolle (so richtig) sollen sie es tun.
Ich beschuldigte den Comissaire mich nicht korrekt zu behandeln und ich zumindest für kurze Zeit Internet bräuchte um meiner Familie Bescheid zu sagen.
Stunden später begleitete mich ein Polizist zu einem kleinen Markt in der Nähe eines Hotelresorts mit offenem, wenn auch schwachem WiFi. Ich bin diesem Polizist ewig dankbar dafür. Vor allem weil er dies illegal getan hat und es nicht hätte tun dürfen.
Ein Kollege von ihm kam um ihn zu warnen, dass der Comissaire zurückkommen würde und wir zurück müssten. Es reichte aber um einige Kontakte zu finden und um Hilfe zu bitten. Mittlerweile hatte ich bereits Kontakte in Äquatorial Guinea - Boden gefunden. Sogar in der Hauptstadt.
Wieder verbrachte ich den ganzen Tag auf der Polizeistation. Ich war nun schon 24h in Gefangenschaft.
Immer wieder wenn der Comissaire vorbeikam, bat ich ihn zum WiFi Point gehen zu dürfen. Schliesslich wusste ich nicht, ob mir bereits jemand helfen konnte.
So oft "Il faut attandre un peu" hatte ich mein Leben lang noch nicht gehört und irgendwann lief ich ihm einfach davon um zum Internet zu gehen. Ich war wirklich bereit so richtig verhaftet zu werden. Schliesslich musste es in einer Zelle sogar besser sein. Ich gehe davon aus, sogar die haben ein Loch im Boden um die Toilette zu verrichten und die haben wenigstens einen Rückzugort. Also eigentlich wünschte ich mich mittlerweile in eine Knastzelle.
Ich hatte Glück und der Comissaire drehte nicht durch sondern schickte meinen lieben Polizisten mit mir, dass ich wenigstens in Begleitung war.
Der Polizist öffnete sich mir langsam und sagte mir, dass ich absolut nichts falsch gemacht hätte und ich im Recht war. Ich soll auf meiner Meinung bestehen und falls irgendwie möglich Jemanden mich "Macht" organisieren, der den Comissaire überzeugen konnte mich freizulassen.
Mit der Hilfe meiner Kontakte (wenn auch über Sieben Ecken) schaffte ich es einen wichtigen Kontakt mir Macht in diesem Land zu finden und bekam Hilfe von ihm. Ebenfalls hatte ich die Schweizer Botschaft in Kamerun über meine Situation informiert. Später fand ich heraus, dass auch diese mir irgendwie hätten helfen können - halt einfach Tage später. Trotzdem tut es gut zu Wissen diese Leute hinter einem zu haben wenns hart auf hart kommt.
Wieder zurück ohne Internet bei der Polizeistation wurde ich plötzlich zum Comissaire gerufen. Er tätigte ein wütendes Telefonat und hatte dies gerade beendet. Er schrie mich an, dass er nun wegen mir nach Bata zu seinem Chef gehen müsse um sich zu erklären. Der Typ hatte einfach nur Angst um seinen Job.
Auch ohne Internet wusste ich, einer meiner Kontakte hat gegriffen und mein Fall liegt jetzt wenigstens schon einmal in Bata.
Es war ein gutes Zeichen, dass dieser Comissaire nach Bata gehen musste und die Angst in seinen Augen zeigte mir auch, dass er aufs Dach bekommen würde.
Ich war mir nun sicher, dass sich meine Situation ändern würde und dass ich nur noch ein bisschen Geduld haben musste.
Am Abend fragte mich ein anderer netter Polizist (mittlerweile hatte ich sie alle auf meiner Seite und alle hassten den Comissaire - durften nur nichts sagen) ob ich mit ihm ein Cola trinken möchte. Gleich hinter der Polizeistation war eine kleine Bar und wir setzten uns hin. Ich trank meine Cola, er ein Bier. Ich zeigte ihm meine Karte und erklärte ihm meine Reise. Er war fasziniert als er mein Instagram Account sah und das ich wohl tatsächlich keinen Scheiss erzähle wenn ich sage, dies sei bereits mein 12 Afrikanisches Land welches ich mit dem Velo besuche.
Ich fragte ihn, ob es Morgen wohl möglich sein würde, dass ich mich im Meer waschen könne, ich fühle mich wirklich schmutzig ….
Er bot mir an, dass er mir Wasser organisieren würde und ich mich waschen könnte.
Wenige Minuten später, kam der Comissaire wieder zurück. Der Typ mit dem ich in der Bar hockte, wollte sein Bier unter dem Tisch verstecken. Ich wechselte einfach kurz die Getränke auf dem Tisch, sodass das Bier nun vor mir stand und die Cola - Dose vor dem Polizisten.
Ich war schliesslich schon eingesperrt, was wollen sie noch mit mir machen, wenn ich ein Bier trinken würde? Der Polizist würde wohl gerade entlassen.
Der Comissaire sagte ich solle meine Seife holen und in sein Auto steigen er würde mich zum Wasser bringen damiti ich mich waschen könnte.
Ich rechnete immer noch mit einer Bucket shower und konnte es nicht glauben, als sie mich zum WiFi Resort führten und ich dort die SPA Dusche benutzen durfte. OMG ich haben mich noch selten so gut gefühlt. Ebenfalls konnte ich erneut mein Handy checken und tatsächlich hatte ich eine Nachricht meines Kontakts, der mich nur noch um ein bisschen Geduld bat er aber daran sei mich zu befreien.

Ich fühlte mich so gut nach der Dusche und der Comissaire würde besser keine Frau die sich in ihrem Körper wohlfühlt unterschätzen. Ich gab mir selber ein Zeitlimit und beschloss - falls nötig - eine Woche in diesem Zustand auszuhalten. Ich hatte nun Verbündete Polizisten und dies war nun schon viel einfacher als am ersten Tag.
Zurück bei der Polizeistation wollte ich schon mein Zelt aufstellen als plötzlich alle aufstanden und salutierten. Ich war verwirrt. Ein Typ in Trainerhosen und Cap kam die Treppe hoch zur Polizeistation und es stellte sich heraus, dass es der Kommandant der Armee war. Er stellte sich als Justo vor.
Ich erklärte auch ihm meine Situation und dass ich versucht hätte das "richtige" Visa in Libreville zu beschaffen und ich auf das Evisa verwiesen wurde. Zum Glück habe ich sogar noch das Formular behalten, welches ich bereits auf der Botschaft in Libreville ausgefüllt hatte. Dies war der Beweis, dass ich tatsächlich auf der Botschaft war und ich die Leute dort sogar informiert hatte, dass ich mit dem Piroque nach Cogo einreisen würde.
Justo gab mir Bescheid, dass er mich Morgen zurück nach Gabon begleiten würde und dies mit der Immigration klären würde. Ich sagte ihm, dass sei Okay aber zeigte ihm mein single Entry Visa und dass ich dort ausgestempelt war.
Er gab mir Bescheid, dass wir Morgen weiterschauen würden und verliess die Polizeistation.
Auch wenn es noch keine Lösung gab, hatte ich ein gutes Gefühl bei Justo.
Da meine Insta- Geschichte und Fotos wohl wirklich helfen meine Reise zu verstehen, zeigte ich dies nun auch dem Comissaire und zeigte ebenfalls auf der Landkarte wie viel einfacher es für mich wäre, einfach durch ihr Land zu reisen als rundherum. Ich schleimte etwas herum, dass ich verstehe, dass auch sie nur ihren Job machen und ich wüsste, dass es nicht an ihnen liegen würde.
Auch er sagte mir, dass wir Morgen weiterschauen müssen.
Nun wollte ich definitiv mein Zelt aufstellen für Heute Abend.
Plötzlich kamen der Comissaire und sein Offizier zurück, mit einem Grinsen auf dem Gesicht und sagten ganz locker, dass ich frei und legal hier sei. Sie entschuldigten sich bei mir. Ich könne Morgen oder auch schon Heute Abend weggehen und machen was ich wollte.
Und erst da realisierte ich, was diese Typen die letzten Tage mit mir gemacht haben. Sie haben mich meiner Freiheit beraubt und mir alle Rechte genommen. Schrecklich. Es war aber schon 22:00 Uhr und dunkle Nacht. Ich kannte das Dorf nicht, weil ich mich ja nicht frei bewegen durfte die letzten Tage, somit fragte ich sie ob ich die Nacht noch hier verbringen dürfe und Morgen würde ich dann nach Bata gehen.
Und gerade als ich nochmals einen Versuch startete mein Zelt aufzustellen, kam Justo um die Ecke und frage mich ob ich nicht ins Hotel gehen möchte. Ich erklärte ihm, dass ich die Nacht noch hier bleiben würde und Morgen dann weiterreisen würde.
Dann offerierte er mich ins Hotel zu bringen und dafür zu bezahlen als Entschuldigung für die "schlechte Behandlung" in den letzten Tagen.
Ich war überrascht aber schlug das Angebot natürlich nicht aus. Er brachte mich in das Resort welches zwar gerade in Umbau war aber westliche Qualität hat.
Nun war ich in einem sauberen, westlichen Hotelzimmer mit warmer Dusche, WiFi und bequemem Bett nach zwei vollen Tagen und einer Nacht in Haft.
Unglaublich, was für eine Geschichte.
Ich war noch so aufgedreht, dass ich natürlich noch gefühlt 1000 Nachrichten schrieb und dann herrlich schlief.
Ich beschloss am nächsten Morgen noch nicht weiter zu fahren. Auch wenn man vielleicht nicht verstehen kann, dass ich diesen Town nicht endlich verlassen wollte, wenn ich schon konnte. Das Spannende ist, dass es mit Abstand die schönste und sicherste afrikanische Grenzstadt war die ich je besucht hatte. Es war sauber und aufgeräumt und die Leute waren zurückhaltend und nett. Ausserdem kennt mich hier jetzt schon jeder und ich muss mich nicht mehr erklären.
Ausserdem war ich nach all dem einfach noch nicht bereit weiter zu fahren.
Justo holte mich vom Resort ab und ich erklärte ihm, dass ich gerne noch eine Nacht in einem günstigeren Hotel verbringen würde. Er fuhr mich zu einem günstigeren Hotel und lieh mir sogar seine Sim Karte für die Zeit in der ich noch in Cogo war. Ebenfalls lud er mich zu einem Mittagessen mit Wein ein. Natürlich schlug ich auch dies nicht aus. Erstens ist Justo wirklich einer "der Guten" und ausserdem weiss man ja nie, wann man wieder einmal den höchsten Kommandant der Armee brauchen würde.

Nun fuhr ich tatsächlich weiter in Richtung Bata. Die Strasse war wunderschön und einsam. Perfekte Strassse links und rechts Regenwald.
Einfach wunderschön.
Ein Auto welches mir entgegenkam hupte wie verrückt und ich dachte mir schon, was für ein Idiot es doch ist.
Es war der Comissaire der von Bata zurückkam. Er stoppte und begrüsste mich freundlich. Ich spielte mit, dachte aber immer noch was für ein Idiot er doch ist.
Es ist hügelig und ich traf so gut wie keine anderen Menschen unterwegs. Es ist eine der angenehmsten Strassen die ich je hatte. An einem Anstieg, lief mir allerdings ein Typ hinterher und wollte mein Wasser. Ich bin immer wieder erstaunt über die Frechheit und das Unverständnis, eine dehydrierte und verschwitze Radfahrerin nach ihrem halben Liter Wasser zu fragen. Trotzdem passiert mir das oft.
In Mbini fand ich ein erstaunlich tolles und gar nicht mal so teures Hotel und ich konnte zum ersten Mal so richtig ausatmen. Ich beschloss gleich noch eine Nacht hier zu bleiben und konnte nun auch endlich eine Simkarte organisieren.
In den nächsten Tagen werde ich weiter nach Bata fahren und dann vielleicht dogar irgend einen Plan machen wie ich in die Hauptstadt, Malabo (Insel) komme.
Comments