Nun war ich lange genug in Luanda und Umgebung. Ich habe gefühlt jedes Hotel der Stadt gesehen.
Die Visa die ich organisieren konnte, hatte ich nun organisiert und das Billet für die Fähre nach Cabinda hatte ich schliesslich auch schon etwas länger organisiert.
Da ich bereits um 6:00 Uhr Morgens am Hafen sein musste, buchte ich mir ein BnB nahe am Hafen. Schliesslich will ich nicht bei Dunkelheit durch ganz Luanda fahren.
Das BnB war im Vierten Stock und so begann ich um 05:30 Uhr Arby und all meine Ausrüstung die Treppe herunter zu tragen und zu montieren. Ich fuhr zum Hafen.
Die Tür war noch verschlossen. Allerdings öffnete mir ein Mitarbeiter die Tür und fragte mich was ich hier machen würde.
Ich war schon etwas perplex, dachte aber ich sei halt pünktlich um 6.00 Uhr vor Ort und somit wohl zu pünktlich für die afrikanischen Verhältnisse.
Ich zeigte ihm dann mein Ticket.
Er schaute dies lange an und sagte ungläubig. Das könne nicht sein. Heute würde keine Fähre fahren. Sie würden an Samstagen nicht Mal arbeiten.
Ich von meiner Seite, hatte ja wirklich mit allem gerechnet. Ich habe mit grossen Verspätungen gerechnet. Ich hatte damit gerechnet, dass ich für Arby noch draufzahlen muss. Ich hatte damit gerechnet, dass ich doch eine Kiste für Arby organisieren muss um in darin zu verpacken.
Aber dass die Fähre gar nicht fährt, schockierte mich dann doch. Vor allem weil es für mich der einzige Weg ist um in den Congo zu gelangen und vor allem weil mein Visa für Angola nur noch Zwei Tage gültig ist.
Mir wurde gesagt, dass die Fähre gestern gefahren sei. Und die nächste Fähre erst in Sieben Tage den Hafen verlassen würde. Auf meinem Ticket stand überdeutlich 11.01.2025 Luanda - Cabinda 08:00 Uhr - 18:00 Uhr.
Als ich das Ticket vor Ort gekauft hatte versicherte ich mich oft genug. Ich schrieb das Datum sogar auf. Und mein Portugiesisch ist mittlerweile tatsächlich auch gut genug, dass ich weiss das Sabato Samstag heisst.
Schnell waren einige Polizisten um mich herum und ich erklärte mein Problem mit dem Ticket und meinem Visa.
Wie immer in Angola, halfen mir die Polizisten weiter.
Von der Firma Secil Maritima (Fähre) war niemand vor Ort. Ich hatte sogar eine Telefonnummer vom Typen der mir das Ticket organisiert hatte und versuchte ihn natürlich zu erreichen.
Die Polizei bat ich in der Zwischenzeit darum mit mir auf die SME (Immigraton) zu kommen und meine Situation zu erklären damit ich nochmals einige Tage in Angola bekommen würde.
Dies wäre mit Abstand die einfachste Lösung gewesen.
Die Polizisten begleiteten mich zur Immigration und erklärten meine Situation. Wieder hörte ich dort allerdings die alte Leiher, dass sie ein kostenloses Touristen Visa nicht verlängern könnten. Ich müsste also wieder aus - und wieder einreisen.
Mit dem Bus nach Namibia würde zeitlich nicht reichen. Selbst wenn ich wollte. Für die Demokratische Republik Kongo (im Norden) bekam ich ja bekanntermassen kein Visa. Deswegen brauche ich die Fähre ja überhaupt.
Ein Flug wird teuer.
Ich wusste es würde ein langer anstrengender Tag werden.
Die Immigration sagte mir, ich müsse ein Dokument der Schiff- Firma organisieren, dass die Fähre nicht ging heute und dieses bei meiner Ausreise vorzeigen.
Jedoch war immer noch kein Mitarbeiter von Secil Maritima vor Ort und diesen (Carlos) von dem ich die Nummer hatte, reagierte auch nicht.
Mir blieb nichts anderes übrig als zu warten. Die Polizei war immer noch mit mir.
Immer mehr von ihnen kamen zum Hafen. Alle telefonierten mit irgendwem. Der Chef vom Chef kam vorbei und dann noch sein Chef.
Und dann passierte es. Ich schaute zu wie die Polizisten dem Chef mein Problem erzählten und ich sah dass er die Hände verwarf. Wenn man einen Afrikaner Fluchen oder Aufgeben sieht, dann ist man wirklich in einer sehr verzwickten Situation.
Um 11:00 Uhr kam dann meine "Freundin" welche mir das Ticket verkauft hatte. Sie war schon beim Verkauf nicht gerade ein Sonnenschein gewesen.
Ein Englisch sprechender Polizist half mir und versuchte mit ihr zu kommunizieren. Dieser Typ war supernett und war irgendwann in Zivil gekleidet und half mir ausserhalb seiner Schicht den ganzen Tag.
Die Frau am Schalter war angepisst. Hatte wohl Angst um ihren Job.
Irgendwann kam sie zum Schluss, dass sie mich auf die Fähre von Soyo nach Cabinda umbuchen könne, ich müsse dann aber noch einmal bezahlen.
Die Fähre in Soyo (Nördlich von Luanda) würde am Montag fahren.
Montag ist der 13. Januar, der Tag an dem ich Angola und somit auch Cabinda verlassen muss. Von Cabinda an die Grenze sind es noch 120 Kilometer. Selbst wenn ich irgendwie nach Soyo komme, kann ich das nicht schaffen.
Und nochmals bezahlen? Geht’s eingentlich noch?
Als ich dann mit Casper, dem Polizisten nochmals zu der Dame ging um ihr das zu sagen war sie dann doch irgendwann bereit ihren Chef über den Fall zu informieren.
Nun wartete ich also auf den Chef der Schiffs-Firma.
Weitere Stunden später erschien der und ich wurde in das Office geladen. Hinter dem Schalten waren nun der Chef, die Schalter -Dame, Casper und ich.
Der Chef war ebenfalls ein unglaublich unsympathischer Typ. Seine Sonnenbrille zog er nicht aus und er sprach - auch wenn ich nicht alles verstanden habe, unglaublich unfreundlich mit Casper. Es kam soweit, dass er Casper (immerhin Polizist) und die Schalter - Dame rausschmiss.
Dann sagte er ebenfalls unfreundlich aber immerhin auf Englisch zu mir "Follow me"…
Casper warf mir einen Blick zu.
Der Chef war wütend am Handy währenddessen er mit mir duch einen langen, weissen Gang lief. Links und Rechts waren Türen. Er führte mich in ein Grossraumbüro (welches ich nie dort erwartet hätte) und dann auf verwinkeltem Weg weiter in ein weiteres Büro und wieder in ein weiteres. Ich war für einen Kampf bereit. Bevor wir das Grossraumbüro betraten und ich zurückschaute, sah ich einen Security im Gang stehen der uns gefolgt ist und mir nur einen Blick zuwarf.
So beginnen alle schlechten Krimis und Vergewaltigungen.
Ich rechnete nicht gleich mit sowas, aber schon, dass ich diesen Typen sicher Geld bezahlen musste um mir zu helfen oder er "flirty" werden könnte.
Sein Büro roch stark nach Zigerettenrauch. Auf dem Tisch lagen viele Dokumente. Er setzte sich hinter seinen grauen Dell Laptop und sagte kein Wort. Ich auch nicht.
Irgendwann fragte er mich überfreundlich: "Hey willst Du einen Kaffee?"
Auch wenn ich nichts sehnlicher gewollt hätte als einen Kaffee sagte ich "Nein Danke". Ich war perplex, dass dieser Typ nun ein gutes Englisch sprach und so freundlich war. Jedoch keine Anzeichen dafür machte mich zu erpressen oder ähnliches.
Seine nächste Frage war: "Rauchst Du?"
Ich sagte, "Nein tu ich nicht"
Er: "Ach komm, lass uns eine rauchen"
Ich: "Was solls, lass uns eine rauchen."
Und dann waren dieser Typ und ich beste Freunde.
Er half mir bei so vielen Dingen.
Er rief seinen Chef an und erklärte ihm er hätte einen Fall "Delicate" mit einer "Tourista da Canada" (ich liess sie in dem Glauben, schliesslich gibt es schlimmere Länder als Kanada).
Der Chef Chef hörte sich verständnisvoll an und die Zwei einigten sich schnell.
Dann sagte der Chef (Leopoldo) es sei alles in Ordnung. Sie würden mir für Heute Nacht (Samstag) ein Hotel in Luanda bezahlen. Mich Morgen (Sonntag) nach Soyo fahren. Und am Montag könne ich von dort aus die Fähre nach Cabinda nehmen.
Wow, damit hatte ich nun doch nicht gerade gerechnet. Unglaublich grosszügig.
Ich erklärte, dann aber nochmals mein Problem. Dass ich am gleichen Tag wo die Fähre nach Cabinda fährt die 120 Kilomter zur Grenze ebenfalls noch zurücklgegen müsste. Er machte nochmals ein Telefonat und sagte auch das sei geregelt. Wenn ich in Cabinda ankommen würde, würde mich jemand mit einem Auto zur Grenze fahren.
Dann fuhr er mich und Arby in das Hotel in Luanda. Und ich war erstaunt, dass es ein so Schönes ist.
Ich hörte ihn ebenfalls zum Chef sagen, dass das Hotel welches sie wohl normalerweise bei solchen Fällen buchen nicht in Frage kommen würde. "Ella Tourista"
Ich war nun fast Zwei Monate in Angola und wurde als Touristin so unglaublich gut behandelt und beschützt. Ich habe keine Ahnung von wo das kommt denn Tourismus existiert quasi gar nicht hier und bezüglich der Infrastruktur macht es auch nicht gerade den Anschein als wolle Angola in Tourismus investieren. (Beispiele; Kartenzahlungen, Bargeldbezug =sehr schwierig bis Unnmöglich, Tourbuchungen = selbst vor Ort und mit Kontakten eigentlich nur eine Glückssache. Hotels weder auf Buchungplattformen zu finden noch haben die wenigsten eine Webseite. Telefonate werden nicht berücksichtigt weil die Nummern ständig geändert werden. Selbst in Luanda waren diese Umstände so)
Mir scheint aber trotzdem als wollten die Angolesen den Touristen um jeden Preis einen positiven Eindruck ihres Landes vermitteln.
Oh Mann ich liebe Angola. Ich habe ehrlich gesagt nicht viel von Angola erwartet und hätte nie gedacht, dass es mir so gut gefallen würde.
Einmal mehr sind es die Menschen die dieses Land so unglaublich schön machen. Immer noch kann ich nicht glauben, dass der Bürgerkrieg dort nur etwas über 20 Jahre her ist. Auch wenn anscheinend um die 40% der Bevölkerung Angolas unter 16 Jahren sein soll (macht mir nicht den Eindruck auch wenn es sicher viele Junge Menschen hier gibt) kann ich manchmal nicht glauben wie extrem friedlich es hier ist. Alle Menschen hier haben liebe Menschen durch den Krieg verloren. Vielleicht selber gekämpft oder schlimme Bilder gesehen. Und nun, nur etwas über 20 Jahre später ist es das mit Abstand friedlichste Land welches ich in Afrika je besucht habe. Ich wurde kein einziges Mal nach Bestechungsgeld gefragt. Bettler sieht man eigentlich fast nur in Luanda. Und eigenltich immer sind es Kinder (nur Jungs) und die sind fast schon süss wie sie betteln. Sie laufen hinter einem her und sprechen mit gedämpfter Stimme und freundlich. Sie sagen so Sachen wie "Madam ich habe Hunger bitte kauf mir doch ein Brot".
Angola hat kein bestimmtes Wort für die "Weissen" und es ist angenehm keine Mzungu rufe zu hören.
Pünktlich um 8:00 Uhr Morgens tauchten dann meine Fahrer nach Soyo in meinem Hotel auf. Ich war erstaunt, dass es Zwei waren aber sie beide waren ebenfalls sehr nett und anständig.
Anderson & Anton fuhren mich sicher nach Soyo. Sie stoppten Hie und Da sogar für einen Kaffee oder ein kleines Sight Seeing. Es schien als wären sie sehr stolz mich herum zu chauffieren. Und ich fand meine Zwei Bodyguards auch ganz gut.
In Soyo brachten sie mich ebenfalls wieder in das schönste Hotel der Stadt.
Ich traf ebenfalls auf Ari, dieser arbeitet am Hafen von Soyo und würde mich Morgen wieder abholen und zum Hafen bringen. Ich komme mir vor, wie ein Kind welches alleine fliegt und von einem Verantwortlichen zum nächsten geschoben werde.
Jedoch klappte Alles. Ari eskortierte mich zum Hafen. Auch wenn es kaum 500 Meter waren und besorgte mir ein gültiges Ticket und ersparte mich alle Warteschlangen. Er versicherte sich auch, dass Arby sicher aufgeladen wurde.
Mit Zwei Stunden Verspätung fuhren die Fähre dann los.
Ich staunte nicht schlecht, als sogar Wasser, Süssgetränke und ein Sandwich serviert wurden.
In Cabinda angekommen, musste ich dann ohne Arby einen Shuttlebus besteigen um zum Hafengebäude zu kommen. Wenig später wurde dann Arby ebenfalls dorthin gefahren. Der Mitarbeiter der diese Aufgabe übernahm schien dies zu geniessen.
Nun musste ich also einfach nur noch an die Grenze kommen. Als ich mein Problem dort schilderte, wusste aber keiner etwas von dieser Fahrt. Das hatte ich mir noch fast gedacht. Denn jedesmal wenn ich die Verantwortlichen nach dieser Person fragte, die mich fahren sollte wurde etwas ausgewichen geantwortet.
Wieder hatte ich unzählige Hafenmitarbeiter und Polizisten um mich.
Sie organisierten mir ein Taxi.
Es würde 40 000 Kwanza (CHF 40.00 ) kosten.
Ich log und sagte ich hätte dieses Geld nicht.
"Wie viel hast Du?"
Ich kramte aus meinem (extra für solche Fälle) kleine Porte-Monnaie 20 000 Kwanzas (CHF 20.00) und erkärte, dass seinen die einzigen Kwanzas die ich noch hatte.
Dies sei Okay wurde mir mitgeteilt.
Auch wenn 20 000 immer noch überteuert ist, bin ich einfach nur froh an die Grenze zu kommen.
Ein Fahrer in einem weissen Pick up holte mich ab. Die Sitzplätze im Wagen waren nun voll. Er lud aber immer wieder mehr Leute auf die Ladefläche zu Arby.
Es war ein aggressiver Fahrer. Einmal musste angehalten werden weil Arby wohl fast vom Truck gefallen wäre.
Die Fahrt ging dann rasant weiter, nachdem er angebunden wurde.
An der Grenze wurde ich sofort von Kongolesen umkreist. Ich blieb ruhig und sprach mit Ihnen. Alle wollten mir natürlich helfen. Ich sagte ihnen aber ich sei Okay. Ich weiss, dass die Kongolesen sicher etwas "anders ticken" als die Angolesen.
Korruption wird hier gross geschrieben und als ich dann von den Männern wegfuhr hörte ich rufe wie; "les Suisses aimez pas de partager" Das kann ja Heiter werden, dachte ich mir…
An der Grenze wurde ich sofort von einem Agenten angesprochen. Auch wenn ich normalerweise auf solche "Fixer" an der Grenze verzichte, hatte ich es wohl im Gespür, dass es diesmal nicht schaden könnte.
Die Fixer gibt es eigentlich an jeder afrikanischen Grenze. Sie "helfen" Dir möglichst schnell und problemlos durch die Grenzen zu kommen aber wollen dann natürlich dafür bezahlt werden.
Die Grenze Cabinda /Congo ist aber ein Hausnummer. Ich war bestimmt in über 10 verschiedenen Gebäuden. Von einer Schalter- Dame zum nächsten Polizisten, zum nächsten Immigration Officer. Die meisten waren freundlich aber alleine hätte ich selbst mit meinem immerhin "passablem Französisch" keine Chance gehabt. Sie hätten mich "auseinander genommen". Nur ein Polizist, sagte es würde XAF 1000 (ca. 1.40 CHF kosten) mich zu registrieren. Ich sagte ich hätte kein Geld. Dann liess er mich passieren.
Zwei - Dreimal wurde ich nach meinem "Carnet de Touriste" gefragt, was wohl irgend eine Bestätigung ist, dass man Tourist ist. Ich antwortete jedesmal selbstsicher und mich dumm stellend; Nein aber ich habe einen Pass.
Auch das war Okay.
Ein Officer glaubte mir nicht, dass ich keine Registrierungsnummer habe. Auch nachdem ich und mein Agent ihm mehrmals gesagt haben ich sei mit dem Velo unterwegs.
Nachdem ich ihm Arby vorgestellt hatte, lachte er nur und liess mich ebenfalls durch.
Erst später fand ich heraus, dass die Grenze um 17:00 schliesst und ich somit nur knapp eine halbe Stunde vor Schliessung die Grenze passiert habe. Würde Mal sagen; eine Punktlandung
Pointe Noire ist nur etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt. Es war aber bereits Abend und Joseph mein Agent zeigte mir eine Unterkunft gleich an der Grenze.
Die sah sogar einigermassen gut aus. Er holte mir sogar eine Sim Karte und wechselte mir meine Kwanzas. Naja bei der Geldwechslerei habe ich sicher einen Verlust gemacht aber nach 2,5h mit ihm diskutieren an einem solchen Monster Tag liess ich es dann doch gut sein. Zu meinen Erstaunen stellte ich fest, dass Joseph dann nicht einmal nach Geld gefragt hat. Ich gehe davon aus, er holt sich sein Lohn mit dem guten Wechselkurs was ja auch irgendwie Okay ist.
Mann bin ich froh es "geschafft" zu haben und nun im Congo zu sein. Obwohl ich Angola wirklich, wirklich liebe und sicher wieder dorthin zurückkehren werde. Illegal in einem (afrikanischen) Land zu sein kann böse enden.
Das Hotelzimmer an der Grenze war erstaunlich schön und sauber. Ich bekam den Schlüssel, sah es mir an und wollte Arby holen. Als ich zurück ins Zimmer wollte, kam mir ein halb nackter Mann entgegen. Ich dachte mir, ich hätte mich an der Zimmertür geirrt und entschuldigte mich. Nach einer kurzen Diskussion stellte es sich dann aber heraus, dass es doch mein Zimmer war. Wir alle mussten lachen. Die Nacht verbrachte ich dann alleine. Ich war so müde, dass es mir auch egal gewesen wäre falls noch ein weiterer halbnackter Mann unter meinem Bett gewesen wäre.
Border towns- -sind border towns. Alle gleich. Alle komischen Menschen halten sich normalerweise dort auf. Vielleicht werden sie aber halt auch einfach so gemacht. An Grenzen kommt es sicher öfter zu Kriminalität oder Schmuggelversüchen.
Als ich dann aber rausgefahren bin wurden die Menschen auch hier freundlich und lachen und winken wenn sie mich sehen.
Die Strassen sind aber so zu sagen nicht mehr vorhanden. Es ist nass und dreckig. Somit auch ich und meine Ausrüstung.
In den Ländern um den Äquator rum wird dies wohl mein Alltag werden.
In Pointe-Noir fand ich ein Hotel. Um ehrlich zu sein nahm ich das nächst Beste und hätte sicher günstigere Optionen gefunden. Gleich davor war aber ein ATM und ich staunte, dass ich einfach so mit meiner Visa Geld beziehen konnte.
In Angola konnte ich nie mehr als CHF 40.00 auf einmal beziehen und zahlte CHF 10.00 (!!!) Gebühr. Dies war nicht zu umgehen. Ich musste allerdings froh sein wenn ein Automat überhaupt funktionierte.
Somit habe ich gleich den Höchstbetrag von XAF 60 000 versucht beim Automaten in Pointe Noir.
Es gab keine Probleme und das Geld kam sofort raus. Später fand ich heraus, dass dies gleich CHF 570.00 sind.
Naja, kann ja nicht schaden ;)
Ich beschloss noch eine Nacht in Pointe- Noir zu bleiben, wechselte aber in ein günstigeres Hotel.
In Pointe-Noir gibt es ein Maskenmuseum. Natürlich liess ich es mir nicht nehmen dies anzuschauen.
Das Museum wurde erst 2018 eröffnet und war sehr gut gemacht und modern. Viele gut erhaltenen Masken wurden darin ausgestellt. Masken haben in Afrika eine grosse Bedeutung. Zum Teil dienen sie als Talisman, als Kommunikation, als Schmuck oder zur Einschüchterung. Ebenfalls war in diesem Museum ein Bildausstellung sowie eine Chronologie vom Bau der Eisenbahn von Pointe- Noir nach Brazzaville.
Am nächsten Tag erwachte ich mit Kopfschmerzen, beschloss aber trotzdem weiter zu fahren. Die chaotischen Strassen von Pointe-Noir die nur offiziell asphaltiert, inoffiziell aber eines bike single trails glichen heilten meine Kopfschmerzen nun auch nicht gerade.
Pointe- Noir ist eine grosse Stadt und es dauerte lange, bis ich mich der Stadtgrenze näherte. An der letzten Tankstelle machte ich noch einen Halt um Wasser zu kaufen.
Draussen sah ich einen Typen in einem zusammengeschweissten Rollstuhl / Handbike. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Er war wohl kaum älter als ich. Sein Name ist David und er war früher ein Trucker. Er hätte einen Unfall gehabt, sein Rückenmark verletzt und nun von der Hüfte abwärts gelähmt. Dies sei sein Rollstuhl in dem er seit 2018 täglich sitzt und nur mühsam über die schlechten Strassen, die vielen Hindernisse und Sandstrassen vorwärts kommt. Das Handbike hatte zwar eine montierte Handkurbel aber keine Kette um den Antrieb etwas einfacher für ihn zu machen.
David hat nicht nach Hilfe gefragt aber irgendwie fühlte ich mich danach ihm zu helfen. Täglich hätte ich die Chance hunderten solcher Menschen zu helfen. Dann hätte ich aber wohl Victoria Falls noch nicht verlassen. Es ist eine unendliche Geschichte hier in Afrika. Verdient hätten sie es alle.
Ich spürte, dass David ein guter Mensch ist. Sehr anständig und bewundere ihn, wie er sich einfach mit seiner Situation abfindet und eine Fröhlichkeit ausstrahlt die meine Kopfschmerzen fast zum Verschwinden bringen.
Neben der Tankstelle war gleich ein Velomechaniker. (In Congo, sieht man tatsächlich ab und zu ein Velo rumfahren).
Ich schob David in seinem Rollstuhl dorthin und sah, dass er hinten in seiner Transportbox nichts drin hatte ausser seine Bibel.
Schnell waren etwa 10 Arbeiter/Mechaniker um das Handbike von David versammelt und es wurde diskutiert.
Es fehlte eine Kette und ein Zahnrad am Vorderrad um den Antrieb zu montieren.
Sie könnten die Teile organisieren und es würde 10 000 XAF kosten (ca. 15.00 CHF).
Cycle 4 Afrika verteilt nicht nur Binden sondern hilft ganz einfach Einzelschicksalen in Afrika und ich bezahlte den Umbau des Bikes von meinen Spenden. Danke Vielmals <3
Währenddessen die Mechaniker die Teile organisierten, warteten wir. Ich wusste, der Umbau würde wohl den ganzen Tag dauern.
Ein kleiner ca. Sieben jähriger Junge mit gelben Augen und hervorstehenden Zähnen war immer an Davids und meiner Seite. Auch er war irgendwie anders, als all die anderen Kids um mich rum. Er heisst Joan.
Er fragte mich von wo ich komme und stellte mir Fragen, die mir normalerweise nicht einmal Erwachsene stellen. Ich spürte, er ist unglaublich intelligent.
Er erzählte mir seine Herz zerreissende Geschichte. Er ist ein Waisenkind, Leberkrank (weiss nicht genau was, aber er hatte sehr gelbe Augen und zeigte mir Medikamente welche er nehmen musste) und kann nicht zur Schule gehen, weil das Geld für die Schulkosten, Uniform und Hefte fehlt.
Am liebsten, würde ich diesen Jungen einfach hinten auf meinen Anhänger setzen und mit ihm die Welt entdecken. Ich fühlte, er ist anders. Clever. Anständig und stark.
Die Kette und das Zahnrad war gekauft und die Mechaniker versuchten es zu montieren. Beim auseinanderziehen der Gabel brach eine angeschweisste Stange ab. So mussten wir zu einem Schweisser gehen um dies wieder anzuschweissen.
Er entfernte gleich beide Gabelstangen und schweisste diese nun gerade und im richtigen Abstand an.
Die Kette war dann schnell montiert. Trotzdem dauerte dies, wie erwartet, den ganzen Tag. Ich bin also nicht weit gekommen Heute. Jedenfalls nicht in Kilometern gemessen aber manchmal ist das auch ganz einfach nicht wichtig.
Ich bin so froh David und Joan getroffen zu haben. Die beiden erzählten mir, dass David die Verantwortung für Joan nach dem Tod seiner Eltern übernommen hat. So gut er halt eben kann.
Ich war tief berührt von dieser Begegnung Heute. Unglaublich die Zwei. Ich bin so dankbar die beiden kennen lernen zu dürfen und ihnen vielleicht etwas Gutes tun zu können.
Es sind diese Begegnungen die man nie vergisst. Sie nicht - ich aber ganz bestimmt auch nicht.
Ich fand ein Hotel welches nicht weit von Pointe-Noir entfernt war oder streng genommen wohl sogar noch zur Stadt dazugehörte.
An der Bar gab es zwar Literflaschen Bier, gemischten Gin& Tonic zu kaufen aber kaum was ohne Alkohol. Die Dame musste, die halbe Gefriertruhe auf den Kopf stellen um noch eine Art Apfelsaft zu finden.
Überall das gleiche in Afrika.
Am nächsten Tag fuhr ich weiter. Es ist unglaublich grün und hügelig. Nach wenigen Minuten bin ich durch das tropische Klima nassgeschwitzt.
Die Menschen verkaufen Öl in alten Pernod- Glasflaschen und Nagetiere am Strassenrand. Die Menschen sind freundlich und nicht belästigend.
Selten fragen sie nach Geld oder um Hilfe.
Kurz vor dem Regen erreichte ich ein kleines Dorf. Ich ging zu einem Hotel welches ich auf IOverlander gesehen habe. Jedoch als ich das Zimmer sah und anschliessend der Preis hörte (fast CHF 50.00) fiel ich fast aus meinen Latschen. Ich sagte ich dem Besitzer , dass das Zimmer zwar (trotz Kakerlaken) Okay sei aber für mich zu teuer. Er kam mir preislich auf ca. CHF 40.00 entgegen. Immer noch viel zu viel für was es ist.
Er gab mir aber den Tipp das Hotel Carou anzusehen. Er hätte gehört die seien günstiger.
Scheisse, wenn dieses Zimmer schon 50.00 CHF ist? Wie sieht wohl ein günstigeres Zimmer in einem günstigeren Hotel aus?
Da es nun wirklich zu regnen begann, beschloss ich aber dem Tipp eine Chance zu geben. Als ich im Dorf nochmals nach dem Weg fragte, bot mir ein junger Typ an mich zu begleiten.
Er führte mich zum "Hotel". Es ist definitiv ein Hotel für locals. Er führte mich in ein kleines Haus in dem es aber doch irgendwie viele Zimmer gab. In der Mitte befindet sich eine Art Bar mit bunten Plastikstühlen. Alle Augen waren natürlich auf mich gerichtet. Ich wusste, hier würde es nicht so einfach werden "einfach wieder zu gehen".
Die Besitzerin des Hotels zeigte mir mein Zimmer. Ich war echt positiv überrascht. Es war zwar nicht das grösste, aber einigermassen sauber (nur 1 Kakerlake ;)), kaltes aber fliessendes Wasser und Strom. Das ganze für XAF 8000.00 welches ca. CHF 12.00 sind. Here we go.
Ich wurde von einem kleinen Mann begrüsst und er bat mich zu ihm zu kommen, nachdem ich Arby & Co ins Zimmer gebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass es der Chef vom Dorf ist.
So ging ich in seine Hütte und erklärte, wer ich bin und was ich hier mache. Er schrieb das in ein Buch. Der letzte Eintrag ist schon Drei Monate her.
Auch wenn vielleicht für viele etwas befremdlich, so funktioniert Afrika. Auch wenn ich mich oft am liebsten unsichtbar machen und nicht auffallen würde, weiss ich, dass ich genau das Gegenteil machen muss um "sicher" zu sein.
Man muss sich möglichst sichtbar machen und möglichst mit jedem sprechen und jeden grüssen. Das Buschtelefon funktioniert noch hier. Und wenn man nett ist und nichts zu Schulden kommen lässt, ist man auch sehr Willkommen.
Wenn der Chef eines Dorfes über Deine Anwesenheit informiert ist, wird Dir garantiert sicher nichts passieren. Niemand könnte es sich erlauben, eine Touristin zu belästigen/auszurauben oder Ähnliches.
Am Abend klopfte es noch Zweimal an meiner Zimmertür. Einmal war es ein Typ, glaube ich vom Chef geschickt, welcher sich erkundigte ob alles in Ordnung sei. Das Zweite Mal war es Marven wo ich bis anhin nicht genau wusste, welche Rolle sie im Dorf spielt.
Sie wolle mir das Dorf zeigen. Okay, dachte ich und folgte ihr durch die Dunkelheit etwa 400 Meter zu einem weiteren Teil des Dorfes. Ich befürchtete schon dass Schlimmste, dass es eine Art Willkommenszeremonie geben würde. Sie brachte mich aber nur in eine weitere Bar. Merven erzählte mir, dass sie 30 Jahre alt ist und eine 13 jährige Tochter hätte welche aber in Brazzaville zur Schule geht. Ich blieb alkoholfrei auch wenn mir eigentlich nach einem Gin&Tonic war. (Welche es hier übrigens in 0.75l Flaschen vorgemischt zu kaufen gibt). Wenn ich in Dunkelheit mit einer Betrunkenen in irgend einer Bar im Kongo sitze will ich die Kontrolle über mich haben.
Immer wieder staune ich wie "normal" es für viele (Afrikaner) ist Alkohol zu trinken. Kein Wunder. Alkohol ist einfach überall erhältlich und günstiger als Wasser. Ich gab vor, ich hätte meinem Mann ein Telefonat versprochen Heute Abend und würde gerne zurück in mein Zimmer gehen. Sie akzeptierte es und befürchtete mein Mann würde sonst wütend werden wenn ich ihn nicht sofort anrufen würde.
Marven war natürlich am nächsten Morgen auch gleich auf Platz. Ich bedankte mich beim Chef und verabschiedete mich. Marven begleitete mich an die Strasse und wollte mich überreden ein Taxi zu nehmen, weil die Strasse viel zu gefährlich sei. Ich machte mich aber mit Arby auf den Weg. Es gab nicht viel Verkehr heute und die Landschaft ist sattgrün und dicht. Nur die erstaunlich gute Teerstrasse führt durch den dichten Busch.
Es ist hügelig und geht immer auf und ab. Die meisten Steigungen sind aber einigermassen machbar. Selbst für mich mit Anhänger.
Ich staunte nicht schlecht, als ich meinen ersten Sport-Velofahrer auf meiner Tour sah. Ich machte gerade eine kleine Pause als er sich mit seinem Rennrad näherte. Sein Name ist Jaime und er fährt von Pointe-Noir nach Dolisie.
Es beruhigte mich, dass auch er total durchnässt vom Schweiss war. Luftfeuchtigkeit liegt immer höher als 80% hier. Es braucht also nur die kleinste Anstrengung und man ist komplett nassgeschwitzt. Geschweige dann, man treibt Sport.
Als ich müde war, fragte ich Einheimische nach einer Auberge. Sie deuteten eine kleine Seitenstrasse und sagten es sei etwa 2 Kilometer.
Ich beschloss dies auf mich zu nehmen. Aus den 2 Kilometern wurden afrikanische 5 Kilometer und zum Schluss musste ich noch einen Kilometer den Berg hochlaufen. Arby und gefühlt 20 Kinder im Schlepptau.
Die Auberrge sah ungefähr so aus, wie ich sie erwartet hatte. Eine einfache Hütte ohne Fenster. Es gibt Drei Zimmer wobei die Madame im mittleren wohnt.
Die Madame sieht krank aus und sagt dies auch. Ihr ca. Neun jähriger Junge Aro hilft ihr so gut es geht.
Ein netter Junge.
Das Zimmer ist zweckmässig. Das Bett unmöglich. Es gibt eine Bucket Shower und keine Toilette. Ich bin mir nicht sicher ob dies die Toilette ist? Hoffe dass ich nicht "gross" muss.
Definitiv werde ich diese Nacht in Crappy, meinem Zelt schlafen und schaue das Hotel als sicheren Campingplatz an. Immerhin habe ich eine Kübeldusche und ein Dach über dem Kopf. Die Madame bietet mir sogar an etwas zum Abendessen zu kochen, gerne nehme ich dies an. Der Fisch der sie gerade vor meinen Augen geköpft hatte, macht mich nicht gerade sehr hungrig. Ich sagte ihr, ich sei happy mit etwas Reis.
Ich zahlte ihr XAF 5000 (ca. CHF 7.50) für die Unterkunft und das Znacht. Sie schickte kurz darauf Aro ins Dorf um Reis zu kaufen. Er fragte mich sogar was ich zum Dessert wünsche. Bananen seien fein.
Klingt hervorragend für mich.
In diesem Moment als ich diese Zeilen schreibe, bringt mir Aro gerade einen gekochten Maiskolben.
Das Dorf heisst Les Saras. Dies sei einfach nur schlecht ausgesprochen für Sahara belehrt mich Valentino per Whatsapp. Valentino habe ich vor 2 Tagen ebenfalls bei der Tankstelle kennengelernt.
Zwangsarbeiter aus Chad und der Zentralafrikanischen Republik hätten sich hier niedergelassen um die Eisenbahn zu bauen. Ich bin froh für solche Infos. Afrika ist so reich an Kultur nur spielt die Geschichte für die wenigsten Afrikaner wirklich eine Rolle. Was soll ich sagen, sie haben halt auch andere Probleme im Hier und Jetzt und da spielt es für sie keine Rolle was vor 100 Jahren oder auch nur schon vor 20 Jahren war. Ich kann diese Einstellung völlig verstehen aber es ist halt auch Schade, als Tourist nur mühsehlig an gewisse Informationen zu kommen. Ausserdem hat sich die Welt hier in Afrika die letzten Hundert Jahre bestimmt nicht so extrem weiterentwickelt wie im Westen. Somit schätzen Sie ihr kulturelles Erbe auch nicht so wie vielleicht wir in Europa. (Das ist wenigstens meine Theorie)
Ich habe wunderbar geschlafen auf dem harten Boden in Crappy. Die Madame bereitete mir sogar ein kleines Frühstück vor. Welches aus einem trockenen Brot bestand. Mit Erdnussbutter. Naja ich habe auf die Erdnussbutter verzichtet.
Ich habe ein kleines Paket "Emergency- Peanutbutter" 4300 Kilometer durch die USA in meinem Rucksack getragen und mir gesagt, falls der Hunger Mal zu schlimm wird, würde ich dies Essen. Als ich vor ein paar Monaten meine Kisten gepackt habe, ist auch diese Erdnussbutter noch zum Vorschein gekommen. Der Hunger war also nie so schlimm, dass ich auch nur in Versuchung kam die Erdnussbutter zu essen. Ich weiss gar nicht woran es liegt. Ich liebe Erdnüsse, Erdnussbutter ist für mich aber einfach etwas Unnötiges.
Ich kochte Wasser auf meinem Gaskocher und teilte meinen Kaffee mit der ganzen Familie. Ich liess ihnen auch noch etwas Kaffee und verschiedene Lebensmittel.
Bereits nach der Rückfahrt zur Hauptstrasse war ich schon wieder nassgeschwitzt. Heute erwartete mich ein strenger Tag nach Dolisie. Es ist immer noch sehr hügelig und sogar ein grosser Pass erwartete mich. Zum Glück hatte ich nichts von dem gewusst. Die meisten Steigungen waren machbar aber halt sehr anstrengend bei dieser Hitze und dem Gewicht .
In Dolisie angekommen, fand ich eine schöne Unterkunft. Ich werde bestimmt mehr als nur eine Nacht hier bleiben. Wenns nicht regnet werde ich Morgen vielleicht aufs campieren umsteigen, um etwas Geld zu sparen. Für Heute freue ich mich aber über eine eigene Dusche, ein Bett ohne Flöhe und eine Klimaanlage.
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