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Gabun 🇬🇦- Ma cherié en route

Autorenbild: SandraSandra

Draussen hörte ich starken Wind und dann dauerte es nicht lange bis ich auch ein heftiger Regen auf das Dach prasseln hörte. Ich lag noch im Bett und auch wenn ich mich gestern noch total fit gefühlt habe um weiter zu fahren war ich nun doch nicht mehr so überzeugt von diesem Vorhaben.

Beim Frühstück sah ich dem Gewitter zu und meine Motivation schwand weiterhin nur so dahin. Das Hotel hier übersteigt aber langfristig mein Budget und ich war nun auch genug lange da um mich zu erholen. So packte ich im Regen zusammen und zog zum ersten Mal meine Regenjacke an.

Das mit der Regenjacke ist nämlich so eine Sache. Nach einer längeren Fahrt ist man oft nässer als wenn man ohne fahren würde.

Trotzdem wollte ich mich wenigstens ein bisschen vom Regen schützen.

 

Einige Kilometer nachdem ich Lambarene dann verlassen hatte, hörte der Regen auch auf. Jedenfalls war er danach nicht mehr so stark. Immer noch aber, befinde ich mich mitten im Regenwald und somit ist eh immer alles feucht und nass. Der Regenwald spuckt immer irgendwelche Flüssigkeit aus, selbst wenn es nicht regnet.

Ich war unglaublich nassgeschwitzt. Manchmal wusste ich aber nicht ob die Wasserperlen die mir das Gesicht runterliefen tatsächlich Schweiss, Regen, Dampf oder Gin & Tonic war.

Insgeheim hoffte ich ja auf Letzteres.

 

Hoffe auf Gin ...
Hoffe auf Gin ...

Die Strasse war zeitweise löchrig und es war sehr hügelig. Trotzdem schaffte ich es bis nach Bifoun.

Bifoun ist ein kleines Dorf welches eigentlich nur aus einem Kreisel besteht.

Ich fand die einzige kleine Auberge und fragte nach einem Zimmer. Die Antwort war erstaunlich; Sie wären ausgebucht.

Was? Diese kleine Unterkunft mitten im Nirgendwo ist ausgebucht?

Der Typ öffnete mir zwar das Tor, lief dann aber davon.

Als er nach langem zurück war, fragte ich ungläubig nochmals nach. Tatsächlich, sie seien ausgebucht. Später fand ich heraus, dass wohl einige Strassenarbeiter im Moment in der Unterkunft wären.

Ich fragte dann ob ich mein Zelt aufstellen könnte, fand aber nur einen ausgestellten, geteerten Parkplatz vor. Da der Himmel nach Regen aussah war ich auch da nicht sonderlich motiviert.

Neben dem Hotel war ein schönes Haus mit einer externen überdachten Terrasse die etwas tiefer lag. Ich fragte den Typen, ob ich mein Zelt dort aufstellen könnte.

Er zögerte. Er zögerte lange. Es gehöre eben dem Chef, sagte er dann.

Ich fragte ob der Chef denn da wäre, dann würde ich ihn fragen. Ich kannte ihn nicht aber ich wusste er würde mir meinen Wunsch wohl kaum ausschlagen können.

Der Chef sei nicht hier, aber wenn ich morgen früh wieder abreisen würde, sollte es kein Problem sein, meinte er schlussendlich.

Ich bedankte mich und stellte fest, dass dies eigentlich sogar der perfekte Campspot ist. Es ist überdacht, hat einen Tisch, einen Stuhl und sogar eine funktionierende Steckdose.


Mein Luxus Camp

Als ich dann aber kurz ins Dorf lief um einige Dinge zu besorgen, wurde ich wieder belästigt. Betrunkene sassen auf dem Kreisel und führten sich wie wilde Tiere auf als sie die weisse Frau durch ihr Dorf laufen sahen.

Dreimal antwortete ich freundlich bis ich den einen Typen einfach anschrie, sodass das mich nun ganz sicher das ganze Dorf gesehen hatte.

Ich war im Abwehrmodus.

Wieder ein Typ; "Madame, Madame, Madame" Wenn ausnahmslos jedes Auto welches einem begegnet hupt und jeder Mensch der einem begegnet einem nachschreit muss man anfangen zu filtern. Man darf nicht komplett isoliert sein. Denn so oft, haben mich die Menschen auch schon darauf aufmerksam gemacht, dass ich zum Beispiel meine Puppe oder meine Fahne vom Bike verloren hätte.

Diesmal war ich aber nicht in Laune und schnautzte den "Madam, Madam, Madam" Typen an er solle die Klappe halten.

Dann machte er mich darauf aufmerksam, dass meine Seitentasche offen war und tatsächlich eine Geldnote fast rausfiel.

Dann hatte ich ein schlechtes Gewissen. Es gibt eben auch diese Menschen und Afrika ist voll davon.

Es ist aber sehr schwierig den ganzen Tag einfach nur raus zu filtern wer es wohl gut mit einem meint und wer einem einfach nur belästigen will.

Eine kleine Faustregel gibt es.; Man ignoriere all die "Cherie" "la petite" "jolie" " je t'aime" "tss tss" Rufe.

Man höre auf "Madame" "Bonjour"

Frauen und Kinder Grüsse ich immer.

Auch ältere Männer, würde sagen so ab 30 sind meist auch kein Problem mehr.

Meist sind es ganz junge Männer von 12 (!) bis eben vielleicht Dreissig, die einem belästigen. Und wenn ich sage 12, dann meine ich auch 12. Es ist schon ziemlich befremdlich wenn ein 12 jähriger einer Mit-Dreissigerin Luftküsse zuwirft.

 

Nichts gegen junge Liebhaber um Gottes Willen. Wenn ich 60 + bin, werde ich ganz bestimmt zu den alten Ladies gehören die sich einen jungen "Toyboy" anschaffen. Wäre ja eine Schande, irgendwann meine Lebenserfahrung nicht weiter zu geben. ;)

Trotzdem, ich bin noch keine 60+ und Volljährig sollte mein Toyboy dann schon sein.

 

Als ich dann mein Prepaid Telefon noch nachladen wollte. Wurde mir zum ersten Mal mehr verlangt als der offizielle Preis. Da ich noch ein paar Gigas hatte und somit nicht abhängig von diesem Typen nahm ich mein Handy zurück und sagte, dann würde ich dies in Libreville machen.

Internet ist etwas sehr wichtiges auf meiner Reise. Vor allem zu meiner Sicherheit und Navigation.

In jedem Land kaufe ich mir deswegen eine Sim Karte und lade dort dann Internet Daten drauf. Meist ist dies nicht all zu teuer und einfach wieder aufzuladen. So auch hier. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es irgendwer, der einem Daten aufladen kann. Oft sind es kleine Häuschen, die aussehen wie kleine Telefonzellen. Manchmal ist es in Shops und manchmal sind es einfach Agenten die man finden muss aber auch immer findet wenn man die Menschen danach fragt.

Empfang ist erstaunlich gut. Fast überall wo ich bin.

 

Ich schlief gut im Zelt. Obwohl es nicht geregnet hatte war ich froh, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte. Es hingen, Nebelschwaden im Wald, wie jeden Morgen im Regenwald. Keine Ahnung ob man dies auch Nebel nennt, sieht aber so aus.

 

Ich fuhr weiter durch die hügelige Landschaft. Bei einer Kreuzung fand ich einen kleinen Laden und gleich daneben einen Grill.

Der Ladenbesitzer und ich lachten, weil er mich fragte "Tu fais quoi la avec le velo?" Er fragte mich das in so einer witzigen Weise und ich musste eingestehen, dass ich ja eigentlich auch nicht wusste, was ich genau hier machte.

Allgemein liebe ich die kleinen Läden, die zu 90% von Arabern geführt werden. Draussen beim Grill ass ich eine Portion unglaublich leckeres Rindfleisch und gönnte mir einen Kaffee.

Eines muss ich den Gabonesen ja lassen. Das Essen ist der Wahnsinn hier. Ich bin so froh nach Angola und Kongo endlich wieder in einem Land zu sein wo sie Salz & Pfeffer kennen und dies auch nutzen.

Sie braten die Manyok an oder essen es wenigstens mit Sauce oder Salz.

Es ist das erste afrikanische Land, welche Pommes-Frites hinbekommen und nicht einfach Laber- Kartoffeln.


Leckerer Street food in Gabun
Leckerer Street food in Gabun

 

Ich fuhr noch weiter und dachte, dieser Tag würde nicht mehr enden. Auf dieser Strasse hat es ziemlich viel Schwerverkehr unter anderem lange Convois von riesigen Holztransportern. Der erste der Lastwagen hupt und dann hast Du 10 Sekunden um Dich von der Strasse zu verziehen. Sie weichen, auch wenn sie könnten, keinen Millimeter von ihrer Linie ab oder versuchen Dir auch nur auszuweichen.

Egal was rechts von Dir ist - meistens dichter Regenwald - wenn Du überleben willst, gehst Du da rein und meistens auch runter.

Der letzte Lastwagen hat dann meist ein Kartonschild mit "fin de la convoi".

Diese Laster sind ziemlich beängstigend. Auch wenn man sieht mit welchen Tempo die durch die Kurven fahren und die obersten der Mammut Stämme sind, wenn überhaupt, mit einem kleinen Spannset gesichert.


Einer von vielen Holztransportern
Einer von vielen Holztransportern

 

Ebenfalls wurde ich kurz vor Kango in einer Polizeikontrolle kontrolliert und ins Büro gebeten.

Dort erwartete mich eine Polizistin die gerade beim Essen war. Mit ihren fettigen Fingern blätterte sie in meinem Pass herum.

Oh Mann wenn ich etwas hasse ist, wie die Menschen Arby oder meinen Pass behandeln.

Ein weiteres Mal war ich einfach glücklich französisch zu sprechen. Denn auch diesmal liessen sie mich ziehen. Ohne Probleme. Ohne etwas zu zahlen.

Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie sie Touristen behandeln die kein oder nicht so gutes Französisch sprechen.

 

Gleich am Beginn des Dorfes von Kango fand ich dann ein erstaunlich gutes Hotel gleich neben der Strasse.

Am nächsten Morgen konnte ich dann mein Telefon laden und zahlte den regulären Preis. Ich liess Arby stehen und fragte den Telefonverkäufer ob er einen kurzen Blick auf Arby werfen würde währenddessen ich noch kurz in den Laden gehe.

Es war mir nicht ganz wohl, Arby einfach so stehen zu lassen ganz ohne jemanden darüber zu informieren.

Kinder beobachteten mich schon von Weitem und zum ersten Mal in Gabon bettelten Sie mich mit Handzeichen an, ihnen etwas zu Essen zu geben.

So ging ich in den Laden und als ich gerade an der Kasse zahlte, standen einige Jungs vor mir. Ich erkannte sie. Es waren die Jungs, die mich Minuten zuvor für Essen angebettelt haben.

Ich vermutete sie folgten mir in den Laden, um mich zu bitten etwas zu kaufen oder ihnen von meinem Eingekauften etwas abzugeben.

Aber nein, sie hielten meine Sonnenbrille in der Hand und gaben mir diese zurück. Ich habe keine Ahnung wo ich die verloren hatte. Es wäre ein Desaster gewesen, wenn ich tatsächlich auch meine zweite gute Sonnenbrille verloren hätte.

Das ist eben auch Afrika. Kinder die Hunger haben und einem anbetteln bringen Dir deine verlorene 200 USD Sonnenbrille zurück.

Natürlich habe ich den Jungs etwas zu Essen gekauft.

 

Immer näher komme ich nach Libreville. Ich bin gespannt auf die Stadt. Jedoch muss ich hier wohl wieder einige Zeit ausharren, weil ich mich mit den Visa Daten verschätzt hatte. Ich kann erst in gut 2 Wochen in Kamerun einreisen und somit bis Ende Monat in Gabun sein.

Libreville ist teuer und nun auch nicht gerade eine Stadt wo man extrem viel unternehmen könnte.

Nachdem ich nochmals ausserhalb der Stadt in Ntoum übernachtet habe, fuhr ich nun in die Stadt hinein. Die Strasse war im Bau und somit gefährlich für mich als Velofahrerin. Immer wieder gab es Verengungen der Strasse, unasphaltierte Umleitungen und die Lastwagen und Autos überholen beidseitig ohne Rücksicht auf mich.

Als es mir zu bunt wurde, wollte ich ein Auto anhalten welches mich mitnehmen würde.

Ein Typ wollte mir dabei sogar helfen. Es war aber schwierig und keiner stoppte auch nur. Der Typ erklärte mir dann, dass es daran lag, dass in einigen Kilometer eine Militärkontrolle sei und mich deshalb niemand mitnehmen würde.

Natürlich nicht. Ich bin offensichtlich nicht von hier und habe viel Gepäck, welches auffällt. Eine Kontrolle hat der Fahrer somit auf sicher.

So fuhr ich weiter und weiter…bis ich das Meer sah. Die Strasse wurde immer hektischer. Die kleinen Minibusse bremsen mich immer wieder aus in dem sie rechts anhalten und wieder rausfahren. Auch Gabun ist an keine Fahrradfahrer gewohnt und somit ist immer noch mehr Vorsicht geboten und im Zweifel (also immer) ist es an mir anzuhalten oder zumindest abzubremsen.

Ich hatte zwar im Vorfeld Zwei - Drei Hotels angeschaut, die für meinen Aufenthalt in Libreville in Frage kommen und somit auch angesteuert, die Strasse wurde nun aber definitiv zu gefährlich. Ich beschloss ein Taxi zu stoppen.

Ein Taxifahrer nahm mich mit und wir luden alles in das viel  zu kleine Auto.

Ich erklärte ihm, dass ich in einem möglichst günstigen Hotel möglichst nah am Zentrum sein möchte.

Er ignorierte dies und fuhr mich die halbe Strecke wieder zurück. Die Unterkunft ist zwar in Ordnung, jedoch hat er diese nur ausgewählt weil er dem Typen vom Hotel wohl noch einen Gefallen schuldete.

Wir unterhielten uns über meine Reise und er sagte, ich müsse starke Beine haben und berührte dabei meine Oberschenkel.  Es gibt verschiedene Arten jemanden zu berühren und es gibt verschiedene Arten dies zu empfinden. Persönlich würde ich dies nicht als sexueller Übergriff bewerten aber doch als Grenzüberschreitung.

Als Frau alleine durch Afrika zu Reisen ist ein ständiges Abwägen zwischen Abwehr, Ignoranz aber auch Toleranz. Es ist ein ständiges Abwägen wie Frau in gewissen Situationen wohl am besten reagiert. 

Schrei ich den jetzt an? Schlag ich den jetzt? Geh ich ihm aus dem Weg? Lächle ich? Spreche ich mit ihm? Ignoriere ich die Rufe? Reagiere ich auf die Rufe? Steige ich in dieses Auto? Übernachte ich hier? Soll ich in diesem Dorf anhalten? Darf ich mich in dieses Restaurant setzen?

Oft stelle ich mir vor, wie es wäre diese Reise als Mann zu unternehmen. Ich möchte einmal als Mann durch ein Dorf laufen und einfach den Unterschied feststellen. Ich bin ja schon öfter in Begleitung eines Mannes durch Afrika gereist und es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Kein Mann spricht einem auch nur an. Geschweige dann so plump wie mir das nun tagtäglich passiert. Schon gar nicht würde ich auf irgendeine Weise von den Männern berührt.

 

Natürlich lasse ich mir nicht alles gefallen aber leider könnte ich diese Reise nicht unternehmen wenn ich mich allzu wichtig nehmen würde. Ich würde daran zerbrechen. Somit ist und bleibt es ein Abwägen von Abwehr, Ignoranz und Toleranz.

Was ist das kleinere Übel?

Ich war so verzweifelt, mitten in der hektischen Stadt auf der gefährlichen Strasse, dass ich den Preis einwilligte und mich zurückfahren liess in das Hotel (ebenfalls viel zu teuer) ausserhalb der Stadt.


Straßen in Libreville
Straßen in Libreville

Es wird wohl immer Länder geben, die für Frauen - oder überhaupt schwierig sind zu bereisen.

Leider sieht es aus als würde dies auch noch eine ganze Zeit so bleiben auf dieser Welt. Manchmal fühlt es sich sogar an als wären die letzten Jahre wohl der Höhepunkt unserer Freiheit als Mensch gewesen.

Es werden wieder Mauern gebaut. Frauen verlieren ihre hart, über Generationen erkämpfte Rechte, Länder und Regionen werden unter den Mächtigen aufgeteilt, Völker vertrieben und Fremdenfeindlichkeit scheint nun ganz legitim zu sein. Dies ist jedenfalls meine Einschätzung wenn ich die aktuellen Nachrichten unserer Welt auf mich wirken lasse.

 

Für die nächsten Tage hier in Libreville fand auf der IOverlander App einen Österreicher der einen privaten Platz zum campen anbietet.

Immer wieder würde er Overlander und Velofahrer in seinem Garten schlafen lassen.

Ich fragte ihn an und da die Strasse zu seinem Haus ziemlich kompliziert ist, bot er mir sogar an mich von der Hauptstrasse abzuholen.

Ich fuhr also die ca. 12 Kilometer, die ich bereits einmal fast komplett gefahren bin stellte aber fest, dass Sonntags die Strasse nicht so hektisch war wie an den Wochentagen.

Ewalds Grundstück ist riesig und ich traute meinen Augen kaum, als er mir sogar eine eigene kleine Wohnung im Erdgeschoss seines Hauses anbot. Es gibt ein Wohnzimmer mit Couches, ein Badezimmer mit fliessend Wasser und sogar ein Schlafzimmer.

Kurz nachdem ich angereist bin, ist ebenfalls noch ein Overland Fahrzeug zugefahren. Es sind die beiden Niederländer Macy & Mike. Sie sind bereits seit über einem Jahr unterwegs. Südafrika - Kenya - Südafrika - und nun ebenfalls auf dem Weg "nach Hause" entlang der Westküste Afrikas.

Es tut so gut sich auszutauschen. Wenn man so lange alleine reist, ist man manchmal nicht sicher, ob man Situationen einfach völlig falsch einschätzt, über- oder unterreagiert.

Immer Mal wieder, wenn ich mich mit anderen Reisenden austausche, stelle ich aber fest, dass wir alle die gleichen Situationen erleben und gleich einschätzen.

Man kann Afrika nicht verstehen. Man kann sagen, man hat Afrika so gut es geht verstanden wie es nur geht, wenn man sich eingesteht, dass man es nie verstehen wird. Und das ist gut so und wohl gerade unser Antrieb diesen fantastischen Kontinent zu bereisen.

 

Ewald ist eine lebende Legende. Er hat ein interessantes Leben und viel erlebt. War immer unterwegs. Kämpfte in verschiedenen Kriegen an der Front, hat für interessante Persönlichkeiten gearbeitet und ist nun seit 20 Jahren hier in Gabun.

Er ist so hilfsbereiter Mensch und versteht Spass.


Anton ist der Sohn der Familie und er zeigte mir das Grundstück, alle Tiere und exotischen Früchte... ich finde es einfach wundervoll wie er in totaler Freiheit aufwächst.


Anton mit Meerschweinchen
Anton mit Meerschweinchen

 

Anton zeigte mir, wo man die Guama-Frucht findet, wie man sie öffnet und isst. Lecker!
Anton zeigte mir, wo man die Guama-Frucht findet, wie man sie öffnet und isst. Lecker!

Schon länger überlege ich mir über Äquotorial Guinea zu fahren. Dies ist mit dem Fahrrad möglich, weil man das Fahrrad auf das Kanu verladen kann um in das Land zu kommen. Es wäre der viel direktere Weg für mich und ich könnte mir vor allem viele Höhenmeter sparen.

Falls ich den Weg zurück, nach Bifoun machen, und dann erst nördlich fahren würde sind das viel mehr Kilometer. Ebenfalls muss ich dann in Kamerun über Yaounde fahren, was ich eigentlich auch nicht unbedingt vorhabe.

 

Jedenfalls habe ich beschlossen es mit dem Visa für Äquatorial Guinea zu versuchen. Ich konnte mit Ewald und seinem Sohn Anton mitfahren und erst noch mit ihnen die Französische Militärkaserne besichtigen.

Dann luden sie mich bei der Botschaft von Äquatorial Guinea ab. Ewald hat am Tag zuvor jemanden angerufen um den Prozess etwas zu vereinfachen. Der Typ hat die Kontakte die man braucht.

Wenn ich auf der Botschaft bin, soll ich nach einer bestimmten Dame verlangen und sie würde mir helfen war das Resumée.

Das tat ich dann auch und diese bestimmte Dame tauchte dann auch tatsächlich auf. Zwei Stunden nach der vereinbarten Zeit.

Sie scannte meinen Pass und stellte fest, dass ich schon ziemlich viel gereist bin. Ihren Segen hatte ich schnell und sie führte mich dann in ein anderes Büro zu einem Typen der vorhin schon rumgeschrien hatte.

Auch ihm erklärte ich mein Vorhaben. Jedesmal wenn ich auf einer Botschaft bin, komme ich mir vor wie ein Schwerverbrecher, der sich im Besten Licht zeigen muss um bitte als Tourist ihr Land für eine bestimmte Zeit bereisen zu dürfen und (wenn in meinem Falle auch nicht viel) Geld ausgeben werde.

"Hast Du einen Einladungsbrief?"

"Nein" (Ich wusste, dass das Land viel Wert auf einen Einladungbrief legt und hatte mir bereits einen mit Hilfe von KI auf Spanisch erstellt, war mir dann aber doch nicht sicher dies zu riskieren)

Er ignorierte es erst, dass ich keinen Einladungsbrief hatte.

Später hiess es, ich solle ein Formular ausfüllen. Unter anderem musste ich all meine Visa der letzten Drei Jahre auflisten. Eine Zeile Platz war dafür vorgesehen.

Dann verlangte der Beamte 150 000 XAF was ca. 230.00 USD sind.

Ich hatte schon gehört, dass der Preis ohne Einladungsbrief einfach lächerlich hoch sei. Mit Einladungsbrief wäre es die Hälfte und auch der Preis den ich maximal bereit wäre zu bezahlen.

Ich erfand dann natürlich eine Geschichte, dass ich Jemanden in Bata kennen würde und der mir einen Einladungsbrief schreiben würde. Schliesslich stimmte dies sogar irgendwie.

Ich konnte Ewald aber gerade nicht erreichen. Und der Polizist sagte, dann wenn ich den Brief nicht in den nächsten Zwei Minuten auftreiben könnte, würde ich sowieso kein Visa bekommen denn er würde jetzt Mittagessen gehen und hätte seine Arbeit somit beendet.

Wurde ich gerade von einem Afrikaner unter Zeitdruck gestellt?

Dann fügte der Beamte an, ausserdem würde mir ein Einladungbrief von Bata (der grössten Stadt auf dem Festland) nicht weiterhelfen. Ich müsse von Jemanden eingeladen werde der in Malabo (Der Hauptstadt auf der weitentfernten Insel) sein.

Meine Frage, wie mich denn jemand zu sich einladen könne, an einem Ort an dem ich nicht einmal durchfahren werde, wurde ignoriert.

Dann sagte ich, es sein kein Problem, ich würde auch Jemanden in Malabo kennen.

Der Brief musste nun aber sogar vom offiziellen Minister der Gesundheit unterschrieben sein.

So ging das weiter bis es dem Beamte mit den Worten "Nur weil Du eine junge, hübsche Dame bist, bekommst Du das Visa nicht" das Gebäude verliess.

Stimmt mein Kollege, ich habe mich noch nie so jung und hübsch und als Dame gefühlt wie eben gerade, verschwitzt, ungeschminkt und seit nun fast einem halben Jahr in den selben Kleidern unterwegs. Aber Danke fürs "Kompliment"….Du Arsch…

In Europa würde der Typ schon gekündigt, weil er sich anmasste mich als Frau zu sehen und nicht korrekt gegendert hat.

 

Der Typ am Empfang gab mir einen Zettel  wo die Homepage fürs Evisa drauf geschrieben war. Ich wusste es würde ein Evisa geben, nur bekommt man in Afrika oft Probleme wenn man einfach nur mit einem ausgedruckten Zettel auftaucht.

Ein "richtiges" bereits gestempeltes Visa im Pass macht oft mehr Eindruck. Oft sind Evisa auch nur für den Flugweg angedacht und nicht wenn man über den Land/Wasser Weg einreist.


Plan B? Aus Euro Münzen und Deodorant Deckel Stempel herstellen?
Plan B? Aus Euro Münzen und Deodorant Deckel Stempel herstellen?

Ich wartete noch ein wenig auf der Botschaft nur um meine Hartnäckigkeit zu zeigen entschloss mich dann aber doch etwas Essen zu gehen. Schliesslich war ich am Verhungern. Ich fragte, ob ich meinen Pass wiederhaben dürfe und er erlaubte mir sogar das ganze bereits ausgefüllte Formular inklusive Passfotos mitzunehmen.

Nun kann ich entscheiden ob ich für das Visa kämpfen will oder ob mich Äquatorial Guinea einfach nicht verdient hatte.

 

Es sind Entscheidungen die nicht leicht sind. Auf der einen Seite will ich die lächerlichen Regeln und die Korruption auf keinen Fall akzeptieren und bin der Meinung, Länder die bereits auf der Botschaft keine Touristen wollen, hätten auch keine Touristen verdient.

Auf der anderen Seite, will ich gewisse Länder sehen, bin jetzt hier und darf wohl nicht zu stur sein.

 

Es ist ja nicht so, dass ich das mit dem Evisa nicht schon lange probiert hätte. Nur konnte ich mich nicht einmal einloggen auf dieser Homepage. Alle Evisa Homepages sind einfach nur lächerlich und auch wenn man ehrlich sein will, ist man gezwungen am Ende einfach irgendwas (was halt geht) anzukreuzen oder hinzuschreiben.

 

Am nächsten Morgen, sagte ich mir, dass ich es doch mit dem Evisa versuchen würde. Einfach zum Spass. Einfach um zu sehen ob ich es bekommen kann.

Ich bin nicht auf das Visa angewiesen aber es würde mir meine Reise erleichtern.

 

Von früh um Sieben bis um Zwei Uhr Nachmittags sass ich an dem Evisa und versuchte. All die Dokumente zusammenzuschneiden und hochzuladen. Wenn ich denke, dass ich andauernd irgendwelche solche Visa Anträge ausfülle und all meine Dokumente ready habe, will ich mir gar nicht vorstellen wie das für Jemanden sein muss der diese alle im Vorfeld noch zusammensuchen muss.

 

Die Zahlung wurde akzeptiert und ich zahlte 75 USD. Das günstigste Angebot bis jetzt.

Als ich mich am Abend nochmals in meine Emails einloggte, sag ich eine neue Nachricht vom Visa Antrag. Ich wurde gebeten all die Dokumente nochmals hochzuladen und dafür hätte ich Sechs Stunden Zeit ansonsten würde mein Visa Antrag verfallen.

Zum Glück hatte ich die Email noch gesehen und 10 Minuten vor Ablauf dieser 6 Stunden einfach die gleichen Dokumente nochmals hochgeladen.

Man würde denken bei einem Evisa ist es nicht möglich korrupt zu sein. Doch, auch da geht’s. Ich will gar nicht wissen, wie viele Reisenden bereits die 75USD bezahlt, die Sechs Stunden verpasst hatten und somit den Antrag nochmals neu beginnen & bezahlen mussten.

Ich bin hin und hergerissen zwischen Lachen und einfach nur zu Schreien.

 

Nun werde ich noch Zwei - Drei Tage auf die Antwort vom Evisa warten und dann so oder so weiterfahren. Entweder mit Umweg aber direkt nach Kamerun oder via Äquatorial Guinea.

Warten auf Visa und dabei Enten füttern
Warten auf Visa und dabei Enten füttern

 

 

 

 

 

 

 

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