Nach einem komplett freien Tag in Okongo fühlte ich mich zwar fit weiterzufahren aber als ich zum Fenster rausschaute, war ich mir dann nicht mehr so sicher.
Der Himmel war bewölkt und finster. Es sah so aus, als würde es Heute regnen. Zudem sah ich bereits den Bäumen und Sträuchern an, dass es wohl ziemlich windig sein würde.
Trotzdem radelte ich los. Tatsächlich kämpfte ich erst gegen den starken Gegenwind. Bis zum nächsten kleinen Ort sind es 100 Kilometer und ich beschloss diese definitiv zu unterbrechen. Bereits nach knapp 20 Kilometer war ich müde von all dem Gegenwind.
Nach einer Weile, kam die Sonne aber immer mehr zum Vorschein und der Wind stoppte. Somit kam ich ziemlich gut vom Fleck.
Nach 50 Kilometer war ich dann wieder /oder immer noch fit und ich beschloss einfach noch ein bisschen weiter zu fahren.
Und dann plötzlich waren es nur noch 20 Kilometer bis nach Eehnana.
So fuhr ich in diesem Trip meinen ersten 100er ein.
Ich passierte ein paar Salzpfannen mit sogar etwas Wasser.
Eehana ist ein ziemlich grosser Town. Nur etwa 60 Kilometer vor der Grenze. Ich fand ein tolles Guesthouse wo ich mich bereits am Abend entschied, zwei Nächte zu bleiben.
An meinem freien Tag ging ich einkaufen. Da ich nicht weiss, wie Angola mit Supermärkten aufgestellt ist, kaufte ich noch Alles, was ich erfahrungsgemäss nicht in jedem Land finden werde.
Daraufhin fand ich noch einen Barber nur gerade neben meinem Guesthouse. Da meine Haare die letzten Zwei Monate etwas gelitten haben und ich keine Schere mit mir habe (bis auf wenige Ausnahmen, schneide ich mir die Haare immer selber). Ich fragte den Typen, ob er auch Frauen die Haare schneiden würde und ob er dies vor allem auch für weisse Frauen machen würde. Ich habe schliesslich schon so einiges erlebt mit meinen Haaren in Afrika. Die Haare von einer afrikanischen Frau und meinen benötigen, eine etwas andere Pflege. Das Custor Öl macht meine Haare nur ölig, aber das glaubt mir hier keiner. Obwohl ich sagen muss, auch wenn mir die Haare mit einer simplen Rasierklinge geschnitten wurde, war es jedes Mal besser als der teure Coiffure zu Hause.
Am nächsten Tag fuhr ich die 60 Kilometer nach Oshikango dem Grenztown auf Namibischer Seite.
Die Strasse dorthin war zum ersten Mal schlecht und die Autos überholten mich nah und ausnahmslos JEDER hupte.
Was läuft eigentlich falsch mit jemandem der NEBEN einem Velofahrer hupt? Ich meine….mein Herz….
Hupt hinter mir oder wenn ihr mich bereits überholt habt aber doch nicht direkt neben mir. WTF?
Das hupen ist auch nicht ein Gefahrenhupen - wie es z.B die Trucker machen, ,es ist einfach nur ein "OMG-ein-weisser-Mensch-auf-einem-Fahrrad -ich-dreh-komplett-am-Rad-hupen.
Wieder hat nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen geändert. Zum ersten Mal begrüssten mich die Kinder mit "Olà" und ebenfalls zum ersten Mal bin ich nicht mehr ein Mzungu, sondern ein Muhindu. Eigenltich werden nur die Inder so genannt, aber wohl ist meine Haut schon so dunkel, dass ich als Inder durchgehe. Naja noch ein paar Wochen und sie denken ich sei einer von ihnen ;)
Mehrere Warnungen über Oshikango wurden mir übermittelt. Gefühlt jeder wurde dort schon einmal überfallen. Man solle jaaaaa nicht aus dem Auto aussteigen. (Ich wird mir Mühe geben….) Ich fühlte mich allerdings wohl an diesem Ort und ich könnte absolut nichts gefährliches über Oshikango berichten. Zum Abendessen gönnte ich mir ein leckeres Abendessen und einen Gin. Schliesslich bin ich über 1000 Kilometer durch Namibia gefahren und werde Morgen die Grenze nach Angola überqueren.
Der Norden von Namibia ist so etwas von sehenswert, denn es ist so anders als der Rest von Namibia. Ich bin so froh auch dieser Teil von Namibia noch auf dem Bike zu sehen. Namibia hat mir immer schon gefallen. Die unendlichen Weiten, die verschiedenen Wüsten und die Menschen. Der Caprivistreifen und der Norden ist grün und fruchtbar. Trotzdem sehr arm. Völker wie die Himbas und Hereros wurden während der Kolonialzeit in den Norden vertrieben und dies kann man stark spüren. Der Norden ist pur. Der Norden ist so was von Afrika. Ich habe nur ganz wenige Europäer gesehen. Und westlich von Rundu keinen einzigen mehr.
Früh Morgens machte ich mich von meiner Chinesischen Unterkunft auf an die Grenze. Da die ganze Nacht der Strom ausgefallen war, gab es auch kein Frühstück. Immerhin habe ich mir natürlich einen Kaffee gekocht. Ich bin ja schliesslich nicht lebensmüde und will den ganzen Tag an der Grenze verbringen - ohne Kaffee…
Ihr seht, ich war also alles andere als zuversichtlich was die Grenzüberquerung angeht. Einen vollen Tag muss ich immer rechnen. Mit der Grenzüberquerung, organisieren von Geld, einer Sim Karte und einer Unterkunft. Am liebsten bleibe ich jeweils direkt im Grenztown und organisiere dies alles. Bekomme ein Gefühl für das neue Land und fahre dann ready weiter am nächsten Tag.
Der Grenzübergang war unglaublich schnell. Vielleicht sogar einer der schnellsten in meiner Geschichte.
Die Dame in Angola gab mir nur 30 Tage obwohl ich sie um mehr gebeten habe. Sie sagte aber ich könne dies in Luanda verlängern.
Nach meinem Wissen müsste ich dafür aber ein E-Visa (kostenpflichtig) beantragen, denn das kostenlose Visa (für CH Bürger) könnte nicht verlängert werden. Ich stellte mich aber dumm und werde mich auch in Luanda dumm stellen. ;)
Die Dame vom Zoll machte allerdings noch ein Foto von mir und eines von der Arby Karawane. Sowie auch der Polizist weiter vorne an der Grenze.
Mein erster Eindruck von Angola ist schwierig. Es ist viel chaotischer, hat viel mehr Motorräder. Es ist so richtig "afrikanisch" was auch immer das heisst. Vergleichbar halt mit Kenya oder Tanzania.
Mein Englisch kann ich wegwerfen. Es wird mir nicht einmal ein klein wenig helfen in Angola. Nicht einmal Wörter wie, hotel oder sim card werden verstanden.
Der Town Santa Clara (Angola Seite) sieht aus wie im Krieg. Bei jeder Bank sind die Scheiben eingeschlagen und die ATM's sind mit Klebenand abgeklebt. Bei der einzigen Bank bei der, der Geldautomat zu funktionieren scheint, akzeptiert keine Visa Karten.
Das ist mir auch noch nie passiert… Visa und Mastercard werden doch fast überall akzeptiert und meiner Erfahrung nach eher noch die Visa anstelle von einer Mastercard. Nicht so in Angola… Nicht einmal eine Unterkunft konnte ich mit Visa zahlen, obwohl diese Karten akzeptiert.
Die einzige Unterkunft bei der ich tatsächlich mit meiner Visa zahlen könnte, wollte nicht, dass ich Arby mit ins Zimmer nehme.
Es gab schon ein paar wenige Ausnahmen bei der ich Arby (ungern) unten bei dem Security Guard gelassen habe während der Nacht, aber in diesem Town, sagt mein Bauchgefühl laut und von mir aus auf Portugiesisch "Naaaaooooo!"
So beschloss ich ohne Geld und ohne Sim Karte weiter zu fahren. In ein Land von welchem ich die Sprache nicht spreche und mein erster Eindruck verhalten war. Unwohl aber trotzdem irgendwie zuversichtlich.
Irgendwas zum Übernachten werde ich schon finden und falls ich keine Möglichkeit finde um Geld zu beziehen. Würde ich am nächsten Tag halt wieder irgendwie nach Namibia einreisen, Namibian Dollars beziehen und mich über den Tisch ziehen lassen an der Grenze beim Geld wechseln.
Geld wechseln war natürlich möglich. Ich kam aber absichtlich mit nur 70 NAD (3.50 CHF) über die Grenze und wechselte dies in Kwanzas, die Währung von Angola.
Die Landschaft ist schön und bald wurde die Strasse bis auf ein paar Motorräder auch ruhig. Der Asphalt war schön und mir begegneten auch hier viele Kühe.
Schnell stellte ich fest, dass wohl auch in Angola die Kolonialgebäude und Hotels zu Grunde gehen. Bei den meisten westlichen Gebäuden sind die Scheiben eingeschlagen und es sieht aus als wären diese bereits seit vielen Jahren in diesem Zustand.
In einem Dorf hielt mich ein Polizist an und machte wieder ein Foto von mir. Ich verstehe echt nicht, ob dies eine ofiizielle Sache ist oder weil sie einfach noch nie so etwas gesehen haben. Solange er mich weiterfahren lässt, ist mir das auch egal.
In einem Vorort von Ondjiva fand ich dann eine weitere Bank und ich stellte mich in die Schlange obwohl die Chance, dass meine Visa funktioniert wohl nicht gross war. Ein netter Herr wies mich ein und auch die Polizei und Militär, welche mit Sturmgewehren die ATM's bewachen (absolut normal in Afrika) halfen mir.
Als ich das Visa-Symbol am Automaten sah, war ich erleichtert. Ich musste mit Drei verschiedenen Transaktionen mein Geld beziehen und bin nun stolze Besitzerin von 160 000 Kwanzas was etwa CHF 175.00 sind.
So viele "Nachteile" ich vielleicht auch haben mag, wenn das Haupttransportmittel das Fahrrad ist. Einen grossen Vorteil habe ich immerhin…Ich brauche keinen Benzin. Bei der einzigen Tankstelle an der ich vorbeigekommen bin, standen Autos aber vor allem hunderte von Motorräder Schlange um zu Tanken.
In Ondjiva fand ich eine tolle Unterkunft. Auch wenn sie "SOS Tropicali" heisst.
Nun brauche ich nur noch eine Sim Karte zu organisieren und lief los. Der Typ von der Reception rannte mir nach und erklärte mir, er müsse noch eine Kopie meines Passes machen. So liefen wir zusammen nicht etwa zurück zur Unterkunft, sondern in einen Kopiershop. Nun war ich also (hoffenltich) offiziell eingecheckt. Für eine Nacht, für knapp CHF 7.00 wäre mir dieser Aufwand zu gross.
Später klopfte der Typ der Reception wieder an der Tür und sagte mir er hätte die falsche Seite meines Passes kopiert.
Er hätte einfach die letzte Seite meines Passes kopiert aber er bräuchte ja den Einreisestempel von Angola.
Ich gab ihm meinen Pass diesmal mit, weil ich ihm mittlerweile vertraue und wenig später brachte er diesen auch wieder zurück.
So, nun also auf zur Sim Karte. Nur um die Ecke fand ich eine Unitel Kabine. Die beiden Jungs und ich versuchen uns irgendwie zu verständigen. Sie verkauften mir eine Sim Karte und sagten mir ich solle sie um 14:00 Uhr in mein Handy einlegen. Die Aktivierung würde 2h dauern. Kein Problem. Dachte ich mir, ging einkaufen und lag mich kurz hin bevor ich wieder zurück zur Unitel Kabine ging.
Es gab wohl irgend ein Problem. Sie tauschten die Sim Karte und sagten mir ich solle um 17:40 wieder kommen.
Also ging ich um 17:40 wieder zur Unitel Kabine.
Wieder klappte es nicht. Ich solle Morgen wieder kommen.
Im ganzen Town gibt es nirgends WiFi. Der nette Typ lieh mir dann eine bereits aktivierte Sim Karte eines Freundes und lud mir ein paar Daten drauf damit ich mich wenigstens kurz bei meinen Leuten zu Hause melden kann.
Ich sags ja; ein Grenzübergang dauert IMMER mindestens einen Tag.
Nachtrag; manchmal dauerte es auch länger als einen Tag. Am Morgen musste ich nun also wieder zu meiner Unitel Kabine und die Sim Karte tauschen. Tatsächlich funktionierte nun die neue Sim Karte auch. Als ich aber dann ein Datenpaket kaufen wollte, sagte mir der Verkäufer, da müsse ich in einen offiziellen Unitel Shop gehen.
Simao der Verkäufer begleitete mich aber dann dahin. So konnte ich für umgerechnet ca. 10.00 CHF 12 Giga kaufen.
Später musste ich allerdings feststellen, dass es die Gigas, hier in Angola irgendwie schneller aufbraucht. In meinem Monat in Namibia hatte ich nämlich nur knapp 6 Giga verbraucht und ich sparte überhaupt nicht. Nun verbrauchte ich Drei Giga bereits in wenigen Stunden.
Ich packte meine Sachen zusammen und fuhr weiter. Jedoch nicht ohne zuerst nochmals in den Unitel Store zu gehen um mir das 4G Netz aktivieren zu lassen.
Dies habe ich nur anhand meiner Whatsapp Gruppe rausgefunden. Wenn man nichts sagt beim Kauf einer Sim Karte, dann bekommt man einfach nur das H+ Netz. Die Aufschaltung des 4G's war aber dann kostenfrei und schnell. Trotzdem hatte ich natürlich schon wertvolle Zeit verplämpert und ich beschloss noch eine Nacht in Ondjiva zu bleiben.
Dafür fuhr ich nur etwa 4 Kilometer weiter an das andere Ende der Stadt und mietete mich dort in einem etwas besseren Hotel ein.
Ich verbrachte meinen Nachmittag im Gym und mit Portugiesisch lernen.
Nun fuhr ich aber tatsächlich aus Ondjiva raus und kämpfte gegen Gegenwind. Allerdings gefällt mir Angola bisher sehr gut. Die Strassen haben zwar Hie und Da grosse Schlaglöcher, allerdings ist es eine wunderschöne, friedliche Landschaft.
Die Menschen sind scheu bis freundlich. Ich muss sagen, viel angenehmer als noch in Namibia.
Sobald ich mit meinen paar Brocken portugiesisch daherkomme, strahlen sie mich an und scheinen zumindest einen Bruchteil von dem was ich ihnen sagen will zu verstehen.
Spannend ist auch, wie sich das Aussehen der Menschen verändert. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals einen optischen Unterschied zwischen einem Kenyaner, einem Südafrikaner und einem Angolaner (sagt man das so?!) feststellen könnte. Natürlich ist die Vielfalt in allen Ländern gross, jedoch gibt es in jedem Land ein "typisches" Gesicht.
Die Menschen in Angola gefallen mir sehr. Ich finde sie hübsch. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie sich offensichtlich pflegen und stylen. Gefühlt mehr als in anderen Ländern. Schweissgeruch begegnet einem selten hier. Mich natürlich ausgenommen ;)
Die Frauen und Mädchen tragen farbigen Schmuck in ihrem Haar und auch die Frisuren der Männer sind wohl überlegt und nicht einfach kahl geschoren.
Unterwegs begegnen mir immer wieder Überbleibsel des Krieges. Seit Ende des Bürgerkrieges sind nur etwas über 20 Jahre vergangen. So sehe ich immer wieder verrostete, alte Panzer am Strassenrand. Ich frage mich, was mit denen passiert ist. Waren sie bereits während des Krieges kaputt gegangen oder wurden sie nach der Waffenruhe einfach stehengelassen?
Ich wünschte mir, alle Soldaten würden weltweit, jetzt gerade aus ihren Panzer steigen - einfach alles Stehen und Liegen lassen und nach Hause gehen.
Im Südosten des Landes gibt es noch immer ein Sperrgebiet wegen den Landminen, die immer noch nicht alle entschärft und entfernt werden konnten.
Manchmal schaudert es mich wenn ich über die Geschichte Angolas nachlese….
Bis zur nächsten Stadt Xangongo sind es über 100 Kilometer und ich versuche die Strecke zu unterbrechen. Etwa in der Hälfte liegt das Dorf Mongua dort frage ich im blauen Wasserkraftwerk nach ob ich dort übernachten kann. Ich muss mir also für einmal keine Sorgen um Wasser machen.
Die netten Mitarbeiter der Aufbereitungsanlage willigten sofort ein doch nur wenige Minuten später bekam ich Besuch von der Polizei….
Drei uniformierte Polizisten und zwei uralte Männer standen vor mir und ich begrüsste sie und erklärte so gut es ging was ich machte und warum ich hier war.
Sie wiederum erklärten mir ich sei herzlich willkommen und sie würden gut auf mich achtgeben.
Einer von ihnen sagte mir, er hätte mich gestern in Ondjiva gesucht. Er hätte schliesslich ein Foto von mir, von der Grenzwache bekommen.
Die Fotos die also immer wieder von mir geschossen werden, sind also wohl tatsächlich offiziell.
Irgendwie beruhigend aber auch befremdend wenn man weiss, dass die Polizei einem wohl auf Schriitt und Tritt überwacht. Jedoch muss ich sagen, waren sie alle bisher sehr sehr freundlich und zuvorkommend.
Jedenfalls machten auch diese Polizisten noch ein "Beweisfoto" und betonten nochmals, dass ich herzlich willkommen sei und ich mir keine Sorgen machen müsste.
Auf meinem Weg nach Xangongo bestaunen ich einmal mehr dieses schöne Land. Welches mich zwar nicht beim ersten Eindruck, dafür kurz danach von sich überzeugt hat.
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