
Marokko 🇲🇦 - the easy life
- Sandra

- 11. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Zwischen Mauretanien und Marokko
Eine kurze Strecke führte mich durch das Niemandsland zwischen Mauretanien und Marokko. Für einen Moment schlug mein Herz schneller, als ich zuerst den kleinen Flughafenscanner für Fußgänger und dann den großen für Autos, Lastwagen, Motorräder – und vielleicht auch Fahrräder – sah.
Der Grund für mein Herzrasen: meine Drohne. Sie begleitet mich schon die ganze Reise über, doch in vielen Ländern ist das Einführen und Fliegen von Drohnen streng verboten – besonders in Mauretanien und Marokko.
Meist wird man als Fahrradreisende zwar nicht komplett durchsucht, aber sicher ist man nie. Bisher hatte ich immer Glück: ein paar Mal kam ich davon, weil ich meine Taschen extra langsam auspackte und zu jedem kleinen Gegenstand eine endlose Geschichte erzählte, bis es den Beamten zu blöd wurde und sie mich einfach weiterließen.
Doch an dieser Grenze sah es nicht gut aus. Wenn mein Gepäck durch den Scanner musste, würde man die Drohne sofort entdecken. Zuerst wurde ich in einen Raum geführt, wo der kleine Scanner stand – zum Glück wurde nur ich, nicht aber mein Gepäck kontrolliert. Danach kam die Drogenhund-Kontrolle. Die Hunde schnüffelten kurz, ich durfte weiter – und schon hatte ich den letzten Stempel meiner Reise im Pass.
Dann aber stand ich vor dem riesigen Fahrzeugscanner, in dem alle Autos und Lastwagen verschwanden.
Ich fragte einen Zollbeamten, ob ich dort auch durchmüsse. Er nickte und wies mich ein.
Scheiße. Was jetzt?
Ich zögerte, tat so, als würde ich mich noch vorbereiten, und fragte ein paar Minuten später einen anderen Beamten.
Ich zeigte auf mein Fahrrad.
„Hast du eine Drohne oder Waffen dabei?“
„Nein, Sir.“
„Dann kannst du an der Seite entlanggehen.“
So reiste ich also auch in mein letztes Land – Marokko – ein. Arby, mein Anhänger, meine Drohne und ich.
Ich checkte gleich in einem Hotel an der Grenze ein und blieb zwei Nächte.
Der Wind der Sahara
Ich hatte viele Geschichten über den berüchtigten Gegenwind in der marokkanischen Sahara gehört – und sie waren keine Übertreibung. Der Wind kann bis zu 60 km/h erreichen, und zusammen mit dem Sand kämpft man buchstäblich gegen die Elemente.
Nach zehn Kilometern war ich völlig erschöpft. Endlich tauchte am Horizont ein Telefonmast auf – ein sicheres Zeichen für Wasser. Ich musste bereits ein Auto anhalten, um nach Wasser zu fragen.
Die Antenne war schon zu sehen, aber noch vier harte Kilometer entfernt. Dort angekommen, begrüßten mich zwei Männer, die kaum Französisch sprachen. Sie luden mich sofort zum Essen ein. Auf meine Frage, ob ich dort übernachten dürfe, mussten sie ihren Chef fragen – und zum ersten Mal in Afrika bekam ich ein Nein.
Es seien ja nur 30 Kilometer bis zur nächsten Stadt, sagten sie. Ich hatte in acht Stunden gerade einmal 30 Kilometer geschafft – und jetzt, um 17:30 Uhr, sollte ich nochmal so weit fahren?
Die beiden waren freundlich und gaben mir Wasser. Nach 400 Metern fand ich hinter ein paar Steinen einen geschützten Platz zum Campen. Eine weitere windige, aber friedliche Nacht unter dem Wüstensternenhimmel.
Wiedersehen mit Gordon
Am nächsten Tag erwartete ich Gordon – ja, den Gordon, mit dem ich zu Beginn meiner Reise bereits durch Zimbabwe geradelt war. Der Gordon mit dem ich 2018 durch die USA gewandert bin. Er wollte mich mit einem Mietwagen durch die Wüste bis nach Tanger begleiten.
Ich kämpfte mich wieder Kilometer für Kilometer gegen den Wind, bis ich schließlich den silbernen Dacia kommen sah. Das Gefühl, nach so langer Zeit nicht mehr allein zu sein, ist unbeschreiblich. Zumal der härteste Teil meiner Reise ohnehin hinter mir lag.
Man kann über Marokko sagen, was man will – es ist trotz des Gegenwinds ein sehr einfaches Land zum Reisen. Die Hilfe durch die Sahara nahm ich dennoch gerne an, und wir verluden Arby kurzerhand ins Auto.

Zwischen Meer und Sand
Je weiter wir nach Norden kamen, desto mehr kleine Fischerhütten und Zelte sahen wir entlang der Küste. Oft fällt das Land steil zum Meer ab, und an manchen Stellen hat man das Gefühl, das Wasser gräbt sich heimlich unterirdisch ins Land hinein. Wir fragten uns, wie lange die schöne Straße wohl noch bestehen bleiben würde.
In Dakhla staunten wir über die vielen Kitesurfer in der Bucht – bei diesem Wind kein Wunder. Es wird überall gebaut, als solle hier ein kleines Dubai entstehen. Dakhla ist definitiv der touristischste Ort, den ich seit Langem gesehen habe.
In Layoune gönnten wir uns einen McFlurry. Ich war erstaunt, wie modern diese Wüstenstädte in Marokko sind.
Langsam veränderte sich die Landschaft: erste Hügel tauchten auf, die Wüste wurde grüner, lebendiger. Wir campten oft – Campingplätze gibt es hier fast überall, gut ausgestattet, mit fließendem Wasser, manchmal sogar warm. Der Standard ist hoch, das Essen fantastisch.
Durch den Atlas
Die Hügel wurden zu Pässen, die Pässe zu Bergen – und schließlich erreichten wir das Atlasgebirge, ein beeindruckendes, alpenähnliches Massiv, das sich durch ganz Marokko zieht.
Da wir ein Auto hatten, konnte ich mir aussuchen, welche Strecken ich fahren wollte: die schönen, ruhigen Pässe mit dem Rad – und die verkehrsreichen Abschnitte bequem im Auto.
Auf dem Anstieg zum Tizi-n-Tichka-Pass traf ich Ahmed. Zu meiner Überraschung begrüßte er mich in fast akzentfreiem Deutsch. Sein Hotel mit 16 Zimmern war 2023 beim großen Erdbeben zerstört worden. Seitdem lebt er in einem Zelt, bleibt aber erstaunlich positiv. Er lud uns zum Tee ein – mit Aussicht auf ein Tal, das trotz der Zerstörung seine Schönheit behalten hat.
Wir fuhren weiter hinauf und übernachteten schließlich auf 2260 Metern. Die Nacht war kalt, aber mit unserer guten Ausrüstung auszuhalten. Zum Frühstück gab es Omelette, Oliven, Olivenöl und marokkanisches Fladenbrot – ein perfekter Start in den Tag.
Die Abfahrt auf der anderen Seite war pure Freude. Ich staune immer wieder, wie gut selbst kleine Nebenstraßen hier gepflegt sind. Zwar gibt es noch viele Baustellen nach dem Erdbeben, aber alles ist befahrbar.
Aït Ben Haddou und die Gorges du Dadès
Nachdem wir das Atlasgebirge überquert hatten, waren es nur noch rund 150 Kilometer bis Marrakesch. Gordon und ich waren uns einig: Großstädte meiden, lieber weiter die Berge erkunden. Also fuhren wir auf einer Nebenroute wieder nach Süden. Ich mit leichtem Rad, ohne Gepäck – und genoss es in vollen Zügen.
Bald erreichten wir das Touristenmekka Aït Ben Haddou, berühmt für seine Lehmbauten und als Drehort für Filme wie Gladiator. Ich habe auf dieser Reise noch nie so viele Touristen gesehen. Trotzdem wirkte der Ort ruhig, die Verkäufer blieben respektvoll.
Weiter östlich kamen wir in die Gorges du Dadès, wo ich eine traumhafte, kurvige Passstraße befahren durfte. Die Schönheit und Vielfalt Marokkos ist schlicht überwältigend. Hinter jeder Kurve verändert sich das Landschaftsbild, jeder Berg scheint aus einem anderen Gestein zu bestehen.
Freundliche Begegnungen
Die Menschen sind freundlich. Ich fahre oft allein, während Gordon erst später folgt. Kein einziges Mal wurde ich von einem marokkanischen Mann angemacht – überall nur freundliche Grüße:
„Bonjour Madame, ça va?“
Ich fühle mich wieder wie ein normales menschliches Wesen.
Kinder betteln zwar manchmal, aber ruhig und respektvoll. Ich winke, lächle oder spiele „Handschlag“ mit ihnen – das reicht ihnen völlig.
Von der Natur Marokkos bin ich schlicht und einfach begeistert. Nach jeder Kurve sieht die Landschaft wieder anders aus. Jeder Berg scheint aus einem anderen Gestein zu bestehen.
Die Menschen sind überall freundlich. Ich fahre oft alleine mit dem Fahrrad und Gord beginnt mir erst Ein oder Zwei Stunden später zu folgen. Kein einziges Mal wurde ich von einem Marokkanischen Mann angemacht. Es wird einfach freundlich gegrüsst. "Bonjour Madame, cava?" Ja, man kann sagen ich fühle mich fast schon wieder wie ein menschenähnliches Wesen hier.
Kinder betteln zwar oft aber auf eine ruhige Art und ich winke ihnen einfach freundlich zu oder spiele "Handschlag" mit ihnen. Bisher gaben sie sich damit immer zufrieden.





































































































































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