Senegal - 🇸🇳 Teranga = Gastfreundschaft
- Sandra

- 13. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Abschied von der Regenzeit (hoffentlich...)
Die Strasse durch Casamance, im Süden Senegals, führte mich flach durch endlose Delta-Landschaften. Ich spürte, dass ich der Regenzeit endlich entkam – die Luft wurde trockener, der Himmel heller. Am Grenzübergang nach Gambia lief alles unkompliziert. In wenigen Minuten bekam ich meinen Stempel: 14 Tage Aufenthalt.
Zum ersten Mal riefen mir die Männer nicht „Hey Baby“ oder „Ma Chérie“ hinterher, sondern „Hey Bosslady!“ – ich musste laut lachen. Genau so gehört es sich.
Begegnungen in Gambia
Doch nicht alles war angenehm: Kinder berührten meine Sachen – etwas, das ich sonst in Afrika so nie erlebt hatte. Normalerweise sind sie zwar laut, neugierig und manchmal nervig, aber Distanz wahren sie. In Gambia fassten sie jedoch Arby, Mama Arby und mich ohne Scheu an. Dass ich selbst berührt werde, daran bin ich gewohnt – ständig greifen mir Menschen ungefragt in die Haare.
Unterwegs traf ich Antoine, einen französischen Radfahrer, der – Überraschung – südwärts unterwegs war. Wir aßen zusammen, tauschten Erfahrungen und Strecken. Es scheint, als würde mir das Schicksal in letzter Zeit viele andere Reisende schicken – und ich genieße den Austausch.

Zuhause auf Zeit
In Banjul hatte ich großes Glück: Über „Warmshowers“ fand ich eine Unterkunft bei David und Joanne. Ein modernes, helles Haus – und zwei Gastgeber, wie man sie sich nur wünschen kann. David, selbst passionierter Radfahrer, gab mir Tipps zu Straßen und Routen. Nebenan entdeckte ich den besten Buchladen Afrikas – ein Geschenk des Himmels, da mein E-Reader schon seit Wochen kaputt war. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und kaufte gleich mehrere Bücher. Ultralight werde ich wohl nie reisen.
Spontan ließ ich mir Rastas flechten – vielleicht meine letzte Gelegenheit in Schwarzafrika, günstig und schnell eine neue Frisur zu bekommen. Am Tag meiner Abreise begleitete mich David noch einige Kilometer bis zur Fähre. Ein schöner Abschied.
Selbst auf den nur etwa Fünf Kilometer, die wir zusammen gefahren sind fiel David auf wie viele "Hallos" er mit mir bekam. Für mich - einmal mehr angenehm und weniger "Hallos" als sonst, weil ich ja mit einem Mann unterwegs bin.
Ach, wenn es doch immer nur "Hallos" wären...

Polizeiposten & Verdacht
Auf der Hauptstraße dann der Schock: ein Polizist hielt mich an. Ich ahnte nicht, dass dies einer meiner schwierigsten Stopps werden sollte. Gambier sind normalerweise entspannt, hier riecht die Luft eher nach Marihuana als nach Ärger. Doch dieser Mann war misstrauisch. Er war überzeugt, ich hätte eine versteckte Kamera in meinen Rastas.
Ironischerweise hatte ich am Morgen wirklich kurz überlegt, meine GoPro dort zu verstecken. Jetzt musste ich mir sein Verhör anhören: Was habe ich dabei? Kameras? Ich zeigte auf die GoPro am Lenker – nicht gerade leicht zu verheimlichen – und mein Handy. Ich musste Arby quer über die Straße schieben, nur um an einer bestimmten Stelle zu parken. Pure Schikane. Doch ich blieb ruhig, erklärte meine Reise so naiv und gleichmütig wie möglich. Irgendwann gab er entnervt auf – ich durfte weiter.
Fähre & neue Begegnungen
Schnell erreichte ich den Hafen, kaufte für 60 Rappen ein Ticket und sprang als Letzte auf die Fähre nach Barra. 45 Minuten später war ich auf der anderen Seite und nur 20 Kilometer von der senegalesischen Grenze entfernt. Der Grenzübertritt verlief unkompliziert – ein paar Fragen, ein paar Erklärungen, und ich war zurück in Senegal.
Gerade als ich losfahren wollte, traf ich drei Backpacker aus Polen. Sie waren per Anhalter von Marokko bis hierher gereist. Wir tauschten Simkarten und Währungen – solche zufälligen Begegnungen machen das Reisen für mich so wertvoll.

Safari im Fathala Wildlife Reserve
Mein nächster Stopp war das Fathala Wildlife Reserve. Eine günstige Unterkunft gleich daneben, und am nächsten Tag meine erste Safari in Westafrika. Anders als im touristischeren Osten gibt es hier nur wenige Möglichkeiten – umso besonderer war es, Giraffen, Zebras, Waterbucks, Elands und Affen in freier Natur zu sehen. Preis-Leistung? Mehr als überzeugend.
Abseits der Städte
Da ich dieses Mal keine Visa-Angelegenheiten erledigen musste, konnte ich Dakar umgehen. Stattdessen nahm ich eine Route durchs Landesinnere: zwei harte, aber wunderschöne Offroad-Tage. Google versprach „größtenteils flach“, und tatsächlich – die Landschaft war einsam und weit.
In den Dörfern waren die Menschen freundlich. Auffällig war nur, dass hier in Senegal viele Kinder bettelten – vor allem die Jungen. Immer wieder hörte ich „Ballon! Ballon!“, sie meinten damit tatsächlich Fußbälle. Ein Wunsch, der sich durchs ganze Land zieht.
Dafür verliebte ich mich in Café Touba – einen Kaffee mit Pfeffer. Ein kleiner Becher an jeder Straßenecke, und ich war süchtig.
Küste & Sanddünen
Zurück auf Teerstraßen fuhr ich der Küste entlang. Sanfte Hügel, ruhige Straßen, erste Sanddünen, die sich auf die Fahrbahn schoben. Die Hitze war trocken, endlich keine schwüle Regenluft mehr – und genau das liebe ich.
Saint-Louis & letzte Vorbereitungen
In Saint-Louis, meiner letzten großen Station vor der Sahara, traf ich gleich an der Stadteinfahrt einen Radfahrer. Er brachte mich in eine kleine Werkstatt, wo mir großartige Mechaniker Arby wieder auf Vordermann brachten – neue Kette, Kassette, Bremsen eingestellt, sogar eine Komplettreinigung.
Bevor ich weiterziehe, kaufte ich mir noch ein Kopftuch – Schutz für die Wüste und Anpassung an das streng muslimische Mauretanien.
Fazit
Senegal hat mich überrascht – und zwar im besten Sinne. Freundlich, abwechslungsreich, voller kleiner Abenteuer.
Die Menschen sind unglaublich nett und leben Teranga. Immer wieder höre ich; "Sénégal c'est le pays du Teranga" Teranga ist ein Wolof-Ausdruck und bedeutet Gastfreundschaft. Mir sind Sandwiches, Cokes und vieles mehr geschenkt worden und überall wurde ich freundlich willkommen geheissen.
Nun liegen 2000 Kilometer Wüste vor mir. Ich bin bereit.









































































Kommentare