Es ist der Erste Advent und ich fahre bei 40 Grad durch Angola. I like.Â
Kurz nachdem ich Xangongo verlassen hatte, überquerte ich den Cunene River. Ein grosser Fluss welcher eigentlich eher wie ein See aussieht.Â
Die Gegend änderte sich nun. Es wird grüner und buschiger. Ebenfalls wird es hügeliger. Auch Heute werde ich die Strecke irgendwo unterbrechen müssen oder diesmal mehr als 100 Kilometer zurücklegen.Â
Angola ist so wunderschön. Ich fahre auf leeren Strassen durch die grüne Gegend. Immer wieder kommt ein kleiner Teich neben der Strasse, wo die Kühe, Geissen und Schweine trinken. Kleine, sandige Trampelpfade führen von der Strasse ins "Nichts" hinaus. Hie und Da eine Palme. Ich fühle mich als fahre ich durchs Paradies.Â
Ich fühlte mich gut und sah, dass es in Cahama ein Guesthouse gibt. So pushte ich mich die 110 Kilometer bis nach Cahama. Dort angekommen sah das Guesthouse allerdings nicht sehr vielversprechend aus. Die Scheiben waren eingeschlagen und die Wände wurden von irgendwelchen Pflanzen überwuchert.Â
Noch bevor ich überhaupt nach einer Alternative schauen konnte, wurde ich schon von der Polizei angehalten.Â
Ich fragte sie für eine Alternative und sie luden mich ein bei der Polizeistation zu nächtigen.Â
Unglaublich wie sehr die Polizisten hier die Touristen beschützen.Â
Ich war am Verhungern und die letzten 10 Kilometer hatte ich auch kein Wasser mehr. So machte ich mich als Erstes auf die Suche nach einem Mini Mercado welcher am Sonntag geöffnet hatte.Â
Den fand ich auch und kaufte Wasser und Wasser und Wasser. Der Hahn bei der Polizeistation sei nicht sicher zum Trinken. Ich wusste allerdings nicht, ob dies wieder so eine übervorsichtige Massnahme war oder wirklich so ist. In jedem afrikanischen Land welches ich bisher bereist habe, sind die Menschen übervorsichtig mit Wasser wenn sie eine weisse Person sehen.Â
Ich trinke das gleiche Wasser wie die Einheimischen und auch diesmal hatte ich bisher noch nie Probleme (Schweinemagen ;)). Manchmal ist es aber schwierig die Einheimischen davon zu überzeugen und bei dem Polizei- Wasserhahn schienen nicht mal die Einheimischen zu trinken.Â
Danach ging ich in die einzige Bar, die auf Anfrage auch etwas zu Essen anbot. Pommes, irgend eine Wurst mit Spiegelei und Salat. War lecker. Die Einheimischen begutachten mich natürlich und ich versuche zu erklären was ich hier mache. Ich hatte Glück und ein Kongolese sprach Französisch und konnte übersetzen.Â
Während dem ich mein Menu verspeiste, hörte ich die Männer über meine Gebärmutter zu diskutieren. Es kann doch nicht sein, dass ich 34 bin und keine Kinder habe…
Es nervt echt, aber eigentlich ist mir das noch fast lieber als die subtilen Kommentare in Europa über dieses Thema.Â
Wer oder Was gibt eigentlich Irgendwem das Recht über die Gebärmutter einer Frau zu bestimmen?
Wieso reduzieren sich die Frauen eigentlich selber aufs "Kinder bekommen" und man bekommt als kinderfreie Frau dann so Sätze um die Ohren gehauen wie "Du kannst das nicht verstehen, Du hast ja keine Kinder". Zur gleichen Zeit kritisieren genau diese Frauen aber andere Mütter, weil sie Arbeiten und Ihre Kinder in die Krippe geben. Oder weil sie nicht Arbeiten und bei den Kindern sind. Was sie Kochen, wie sie sich und ihre Kinder anziehen. Oder die Todessünde; sich jemals eine Minute für sich selber gönnen.Â
Sorry da bin ich raus. Dieser weibliche "Konkurrenzkampf" habe ich nie verstanden.Â
Wir versuchen doch Alle nur, mit unseren hoffentlich 80 Jahren oder so das Beste zu machen. Auf welchem Wege auch immer. Und es gibt so viele Wege die möglich und auch OK sind.
Die Nacht verbrachte ich also in der Polizeistation. Gleich neben der kleinen Gefängniszellen. Eine für die Herren und eine für die Damen.Â
Ich sah tatsächlich noch einer Verhaftung zu. Der Typ verbrachte die Nacht in der Zelle und schlug immer wieder von Innen an die Blech- Türe der Zelle.
Die Polizisten waren wieder sehr nett und nachdem ich mein Zelt Draussen aufgestellt hatte, wurde mir sogar der Platz Drinnen angeboten. So trug ich Crappy nach Innen und schlief dort. Nachdem wieder 100 Fotos von mir und Arby und so ungefähr JEDEM Polizei- Officer geschossen wurde, fuhr ich weiter. Erst über ein paar Hügel und dann wurde die Landschaft wieder flacher. In der Ferne, kann ich aber ernsthafte Hügelzüge sehen.Â
Als ich eine Schule passierte rannten mir wieder viele Kinder nach. Sie sind einfach glückliche Seelen. Haben nichts ausser ihrer guten Laune. Es sind echte Vorbilder. Ich wünsche Jedem, das einmal zu sehen. Es würde bei so vielen Menschen, so viel relativieren.Â
Etwa 15 Kilometer vor meinem heutigen Ziel hielt mich wieder die Polizei an und machte Fotos. Sofort rief der Polizist auch seinen Vorgesetzten an um ihm von mir zu berichten. Er bot mir an, den Anhänger bis nach Chibemba zu ziehen. Der sei doch zu schwer….
Da sagte ich natürlich nicht nein. Ich bin sehr vorsichtig, wem ich was übergebe und in einem anderen Land würde ich dieses Angebot wohl nie annehmen. Schliesslich habe ich doch einige wichtige Dinge auf meinem Anhänger. Das Kochzeug, meine ganze Elektronik, Drohne, Laptop und mein Werkzeug für Arby.Â
Nach meinen Erfahrungen mit der Polizei in Angola vertraue ich den Polizisten und nehme das Angebot gerne an.Â
So fuhr ich mit meinem leichten Arby die 15 Kilometer und die Polizei folgte mir mit ihrem Dreirad Motorrad.Â
Auch in Chibemba nahmen sie mich als erstes auf die Polizeistation und wieder wurden Fotos geschossen, der Pass fotografiert. Ich musste erklären von wo ich komme und wohin ich gehe. Â
Wenn das alles ist um sicher durch Angola zu kommen, ist das allerdings ein kleines Ãœbel.Â
Gleich gegenüber des Polizeiposten ist die einzige Pensao in diesem Town.Â
Es ist eine einfach Unterkunft mit eigentlich nur einem Raum mit Bett und einem Gemeinschaftsbad. Ohne fliessend Wasser aber mit Bucket Shower.Â
Alles was ich brauchte. So wie ich das verstanden habe, wollte mir die Polizei auch anbieten bei Ihnen zu übernachten, da ich aber von Anfang von dieser Unterkunft erzählt hatte, begleiteten sie mich zur Unterkunft um mir zu helfen.Â
Arby liess ich noch auf dem Posten bei den anderen Polizisten.Â
Die zwei Polizisten und ich gingen also zurück um Arby zu holen. Dann waren die anderen sie allerdings besorgt, das Zimmer sein vielleicht zu klein und ich könne Arby nicht rein nehmen. Obwohl ich ihnen versichert habe, dass das Zimmer mehr als gross genug sei, begleiteten mich nun Sechs Polizisten zur Unterkunft.Â
Endlich hatte ich dann etwas Zeit zum Entspannen. Und ich lag mich ein wenig hin.Â
Zum Abendessen musste ich dann aber wieder raus und suchte ein oder besser gesagt, das einzige Restaurant auf.Â
Andrea, die Besitzerin spricht fantastisches Englisch und es tut gut wieder Mal eine "anständige" Konversation zu führen. Sie spricht deshalb so gut Englisch, weil sie für einige Zeit in Namibia gelebt hat.Â
Eigentlich war das Restaurant offiziell gar nicht geöffnet aber es waren viele Leute in der Bar und natürlich bekam ich auch etwas leckeres zu Essen. Die Mitarbeiterin von Andrea kochte mir einen Fisch mit Pommes und Salat.Â
Der TV lief, die Musik war laut, so wie eben in einer richtigen afrikanischen Bar. Andrea stillte ihr 4 Monate altes Baby und trank dazu ein Bier. Vielleicht hört man ja deswegen nie ein afrikanisches Kind weinen…
Es war der Tag an dem noch US- Präsident Biden zum ersten Mal Angola besuchte. Seine Ankunft wurde im TV gezeigt. Man könnte meinen das Verhältnis zwischen Angola und Amerika wäre nicht das Beste. Schliesslich unterstützte die USA damals im Krieg Südafrika und wenn wir ehrlich sind hat es ein Land wie die USA nun auch nur auf die Bodenschätze und das Erdöl abgesehen. Gemäss einem Interview mit dem Präsidenten von Angola im Vorfeld des Besuches, versuche man aber ein möglichst gutes Verhältnis zu den Staaten aufzubauen / zu bewahren.
Nachdem ich etwas 10 Minuten in der Bar war, kam auch schon wieder ein Polizist in Zivil und setzte sich zu mir.Â
Andrea ist eine sehr interessante Person, seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie in der "Immigration". Ich fragte sie, nach dem Besten Weg mein Visa zu verlängern. Was ich gelesen habe ist dies eine komplizierte Sache (mit Kopien jeglicher Unterlagen und einer schriftlichen, ausgedruckten, portugiesischen Erklärung, warum man länger im Land bleiben will /muss) und ich überlege mir, mit dem Bus zurück nach Namibia zu fahren und einen Tag später erneut nach Angola einzureisen.Â
Dies wäre vermutlich die einfachere Variante. Sie sagte mir aber, ich solle es in Lubango versuchen und sie anrufen wenn es Probleme gäbe.Â
Als ich beschliesse ins Bett zu gehen, begleitet mich der Polizist bis zur Türe meines Zimmers.Â
Am nächsten Morgen waren sie die Ersten die mich dort auch wieder begrüssten.Â
Sie bestanden darauf, mir den Anhänger heute wieder zu transportieren. So fuhr ich mit Arby und die Polizisten folgten mir erneut mit dem Polizei-Motorrad und meinem Anhänger. Alle etwa 20 Kilometer, war ein neuer Polizeiposten verantwortlich und der Anhänger wurde auf ein anderes Motorrad verladen.Â
Es ist schon ein Unterschied, ob ich mit - oder ohne Anhänger unterwegs bin. Man gewöhnt sich aber daran.Â
Den ganzen Tag freute ich mich auf die Unterkunft in Chibio, gemäss IOverlander musste diese toll sein. Ein eigenes, kleines Bungalow mit eigenem Badezimmer, einem Pool und Restaurant.Â
Dort angekommen allerdings bekam ich die Antwort, dass sie ausgebucht seien.Â
Noch bevor ich fragen konnte, ob ich hier auch campen könnte, schlugen die Polizisten die nächste Unterkunft vor.Â
Diese ist zwar wieder, sagen wir Mal einfach. Ein Raum mit zwei Einzelbetten und wieder einem Gemeinschafts-Badezimmer im Flur. Hier ist es nun aber nicht so sauber. Ich dusche mich mit einigen Käfern und Kakerlaken.Â
Draussen an einem Wasserhahn konnte ich dann aber endlich wieder Mal meine Kleider waschen.Â
Ich freue mich wirklich auf Lubango. Dort werde ich mir ein schönes Zimmer gönnen. Eines mit möglichst wenig Kakerlaken und einer Türe die ich verschliessen kann.Â
Mein Portugiesisch ist mittlerweile so gut, dass ich wohl bereits mit jedem Polizei- Chef bereits telefoniert habe.Â
Auch diese Nacht wird ein Polizist dazu beauftragt vor meinem Zimmer zu warten und mich zu beschützen.Â
Ich weiss immer noch nicht, was ich von alle dem halten soll. Privatsphäre gleich Null und Angola scheint mir absolut kein gefährliches Land zu sein. Trotzdem ja schon fast irgendwie herzig wie sehr sie sich um wohl die einzige Touristin im Land kümmern.Â
Ich bekomme mindestens so viel Schutz wie Präsident Biden.Â
Nach einer langer Strecke, ohne eine grössere Stadt dazwischen, fahre ich nun also nach Lubango. Es ist eine der grössten Städte von Angola.Â
Die Fahrt dorthin ist so richtig hügelig. Wieder werde ich von einem Polizei Motorrad begleitet. Immer wieder wechselten die Polizisten. Denn ungefähr alle 10 Kilometer wurde ich den neuen verantwortlichen Polizisten "übergeben". Â
Da es so hügelig ist, fahre ich aufwärts oft nicht mehr als vielleicht 4 oder 5 Kmh und die Motorräder bleiben hinter mir.Â
Schon den ganzen Morgen musste ich eigentlich auf die Toilette gehen. Das Gemeinschafts-Badezimmer war aber ein Graus. Es braucht glaub ich schon ziemlich viel, damit ich eine Toilette wirklich meide. Hier aber nutzte ich ausschliesslich die Dusche und spülte mich "danach" jedes Mal ab.Â
Da mir die Polizei bei jedem Tritt folgt, fahre ich den ganzen Weg ohne Pause bis nach Lubango.Â
Dort gibt es aber viel Verkehr und es wirkt einigermassen hektisch, so dass ich schon fast wieder froh um den Eskort bin.
Auch die Stadt selber ist sehr hügelig. So fühlen sich die Kilometer sehr lange an. Nach langer Fahrt und Suche einer passenden Unterkunft war ich froh endlich eine Tür hinter mir schliessen zu können. Das Zimmer ist gross und vor allem sauber. Hier werde ich nun sicher einige Nächte bleiben. Ich brauche ein kurze Pause und ausserdem muss ich hier versuchen mein Visa zu verlängern. Â
Am nächsten Tag nahm ich also dann ein Motorrad-Taxi zu der Immigration von Lubango. Wie erwartet, erklärten mir die Damen, dass sie das kostenlose Visa nicht verlängern. Tatsächlich kann nur das kostenpflichtige Touristen Visa verlängert werden.Â
Für mich gibt es nun zwei Möglichkeiten.Â
Option 1: An irgend eine Grenze gehen und das kostenpflichtige Visa beantragen
Option 2: Aus dem Land aus - und mit dem kostenfreien Visa - wieder einreisen.Â
Die wohl einfachste und günstigste Variante für mich ist also; mit dem Bus zurück nach Namibia zu reisen und eine Nacht in Namibia zu schlafen und dann erneut nach Angola einreise.Â
Damit ich möglichst viele Tag in Angola verbringen kann, werde ich mit Arby nach Benguela fahren und auch wenn von dort, die Busfahrt ewig dauern wird, erst von dort den Bus nehmen werde.Â
In Lubango fand ich sogar einen Guide. Luciano ist eigentlich Lehrer und spricht gutes Englisch. Er zeigte mir Tundavala, eine riesige Schlucht bei der in Bürgerkrieg die Menschen runtergeworfen wurden, die die "falsche" politische Partei unterstützten. Ebenfalls zeigte er mir die Serra da Leba eine schöne Passstrasse in Richtung Namibe und natürlich der Christo Rei der über Lubango wacht.Â
Endlich ist nun auch das Problem mit meinem Internet gelöst. Auch wenn das in anderen Ländern nicht so war, musste ich hier in Angola nur die automatische Aktualisisierung meines Telefons ausschhalten. Dies hat nämlich meine Gigas "aufgefressen"
Ich habe viele Facetten von Lubango gesehen. Die Gegend ist wunderschön. Viel Wald, viel Hügel eine grosse aber sehr friedliche Stadt.Â
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