
Benin 🇧🇯 - Inmitten einer Voodoo Zeremonie
- Sandra
- 11. Mai
- 12 Min. Lesezeit
Der Tag an dem ich von Cameroon nach Benin fliege, ist nun gekommen. Arby ist endlich in die Kiste gepackt und der Rest meines Gepäcks auch so weit reduziert wie es eben ging.
Ich buchte ein Taxi an den Flughafen und ging direkt zum Gepäckschalter. Natürlich hatte Arby Übergewicht. Stolze 44 Kilo brachte die Kiste auf die Waage. Dazu muss ich aber sagen, dass der Karton sicherlich schon zwischen Fünf aber wahrscheinlich näher an Zehn Kilo wiegt.
Ich musste also alles umpacken. Zum Glück gab es am Flughafen von Douala aber Typen, die dies gleich für mich übernommen haben. Ich konnte zwar fast nicht zusehen, wie sie mit Arby und meinem restlichen Gepäck umgegangen sind, sie schafften es aber mein Gepäck in 1x 32 Kg und 1x 25 Kilo aufzuteilen.
Trotzdem musste ich tatsächlich noch separat für das Fahrrad bezahlen. Die Ethiopians Airline, die sonst immer so kulant ist, ist es diesmal nicht. Schade, denn schließlich war das der einizige Grund, warum ich diesmal mit dieser Airline geflogen bin.
Immerhin einmal quer über den ganzen Kontinent und wieder zurück.
Bevor ich aber dann aufs Gate durfte, musste ich noch ein Visa Sticker (für Cameroon) in meinen Pass kleben lassen.
Ich bin für jedes E-Visa froh bei dem ich nur einen Stempel in den Pass bekomme, damit ich meine Seiten im Pass sparen kann. Nun verbrauchte Cameroon aber stolze Zwei Seiten. Eine für die Stempel und eine für den Sticker.
Der Flug nach Addis Abeba verließ aber angenehm und problemlos. Da ich einen langen Layover in Addis hatte, wurde ich in ein Transit-Hotel gebracht (okay dafür liebe ich die Ethiopians wieder). Geschlafen habe ich praktisch nichts.
Ich sah Arby vor mir, wie er in Tausend Stücken und total kaputt in Benin ankommen würde.
Zum Glück konnte ich aber in meiner Situation gerade nichts machen. Ich musste einfach erst nach Cotonou fliegen und dann erst einmal sehen, wie die Situation ist.
Auch der Flug von Addis nach Cotonou verlief ohne Probleme und auch der Stempel für Benin hatte ich nach der Landung schnell in meinem Pass.
Dann wartete ich am Gepäckband. Die Gepäckstücke, die bereits durchliefen, schürzte meine Hoffnung nicht gerade. Fast alle waren irgendwie beschädigt und offen.
Dann sah ich aber bereits meine Tasche mit den Rädern ankommen. Eine Radschraube war leicht beschädigt, die Speichen schienen aber in Ordnung zu sein.
Arby war noch nicht in Sicht. Dies machte mir aber noch nicht allzu viel Angst, weil es schliesslich Extra-Gepäck ist und man weiss nie so genau, wo es kommt. Es gab bereits den Fall, dass die Kiste auf dem normalen Gepäckband ankam oder irgendwann durch einen Extraeingang geschoben wurde.
Das Gepäckband leerte sich weiter. Irgendwann sah ich aber dann eine zerdrückte Kiste an einer Türe stehen.
Wie eine Mutter die ihr verlorenes Kind gerade wiedergefunden hatte, lief ich zu der Kiste, riss sie auf und prüfte schnell, ob es grössere Schäden gab. Zu meinem Erstaunen sah es aber eigentlich ganz gut aus.

Mit dem überteuerten Taxi gings ins Hotel, aber schliesslich wollte ich Arby in aller Ruhe zusammenbauen können.
Ich machte mich auch gleich an die Arbeit und tatsächlich war nichts ernsthaft kaputt. Eine ganz leichte Acht habe ich nun in meinem Hinterrad, aber wenn ich mal die Möglichkeit habe, werde ich dies beheben lassen. Es ist nicht so schlimm, dass man damit nicht fahren könnte.
Unglaublich nun bin ich also in Westafrika angekommen. Bunt ist es hier und friedlich. Die Menschen sind interessiert und sprechen mich mit "Yebo" an. Yebo ist das Wort für "Weisse" hier. Jedoch habe ich noch kein einziges "Cherie je t'aime" gehört. Ich spüre auch weniger Blicke auf meinen nackten Beinen und auf mir selbst.
Und was mir besonders gut gefällt. Zum ersten Mal sehe ich Frauen auf Motorrädern.
Die Infrastruktur ist auf den ersten Blick besser als in Zentralafrika. Obwohl das natürlich immer täuschen kann.
Die Strassen aber sind rund um Cotonou in bestem Zustand und es gibt viele gute Läden, wo man alles bekommt, was man braucht.
Als ich in Cotonou war, bin ich zur Botschaft von Ghana gegangen, um mein Visum zu organisieren. Hier in Benin bekommt man es mit Abstand am günstigsten. Nur CHF 20.00 kostet das Visum für drei Monate.
Allerdings muss man zuerst online eine Formalität ausfüllen (was mich einen ganzen Vormittag gekostet hat) und dann 5 Werktage auf das Visum warten.
Es war Freitagnachmittag und ich ging mit den Unterlagen, die ich hatte, zur Botschaft. Obwohl ich noch nicht alles ausgedruckt hatte, wollte ich mich unbedingt schon einmal zeigen.
Die nette Dame bot mir sogar an, mir die fehlenden Dokumente auszudrucken. Allerdings musste ich feststellen, dass eine Buchung bei Booking.com diesmal nicht ausreichen würde. Die Bestätigung muss von der Unterkunft gestempelt und unterschrieben werden. Da ich die Buchung erst heute Morgen getätigt hatte, rechnete ich nicht damit, dieses Dokument noch heute zu erhalten. Trotzdem habe ich es natürlich versucht und die gebuchte Unterkunft in Accra kontaktiert.
Ein paar Stunden später schickten sie mir tatsächlich das Dokument und ich schaffte es noch bevor die Botschaft schloss und nun liegt mein Antrag dort und ich kann mein Visum (hoffentlich) in 5 Werktagen abholen.
In dieser Zeit werde ich eine kleine Runde im Süden von Benin fahren. Unbedingt will ich zum Beispiel das Pfahlbaudorf Ganvié sehen. Dafür fuhr ich etwas nördlich weiter durch Cotonou. Zu meinem Erstaunen habe ich die Stadt gefühlt nie verlassen. Ich übernachtete in einer kleinen Auberge und kontaktierte einen Guide um Morgen nach Ganvié zu kommen.
Ganvié ist nicht per Strasse erreichbar, sondern nur per Boot - weil das ganze Dorf auf Stelzen gebaut ist. Das Dorf wurde 1996 sogar zu UNESCO Welterbe erklärt, da es ein einzigartiges Beispiel für traditionelle, afrikanische Architektur und Kultur darstellt.
In der Nacht habe ich kaum geschlafen. Die Mücken klauten mir trotz Ventilator den Schlaf und ich war zu faul, um mein Zelt von Arby zu holen, welcher unten in einem Unterstand ruhte.
Klar, dass ich am Morgen dann in Tiefschlaf fiel und meinen einzigen Termin in den letzten 6 Monaten fast verschlafen habe. Um Sieben Uhr hatte ich mich mit meinem Guide verabredet und um 06: 50 bin ich aufgewacht.
Salomon - der Guide war sehr nett und für afrikanische Verhältnisse teilte er die Informationen gerne mit den Touristen.
Wir fuhren mit einem motorisierten Kanu über den See und sahen viele kleine Fischerboote. Die Einwohner von Ganvié leben vom Handel und der Fischerei. Sie fischen im See und verkaufen ihre Waren auf den Märkten auf dem Festland - vor allem in Cotonou.
Die Menschen pflanzen hier Palmen in den See, um es für Fische attraktiv zu machen.
Nach ca. 15 Minuten erreichten wir das Dorf Ganvié, das tatsächlich ausnahmslos auf Stelzen gebaut ist.
Auch der Markt findet auf Kanus statt und die Fischer kaufen dort ihr Frühstück. Es ist wie ein normaler afrikanischer Markt - nur auf dem Wasser.
Es gibt sogar Hotels hier in Ganvié, aber ich werde nicht dort schlafen, weil ich Arby nicht mitnehmen konnte.
Der Staat ist gerade dabei, die etwa 2500 Einwohner von Ganvié mit Strom zu versorgen.
Wir sind durch die Kanäle gefahren und es war beeindruckend zu sehen, wie dieses Dorf funktioniert. Alle Einwohner müssen im Besitz eines Kanus sein, sonst könnten sie ihre Häuser nicht verlassen. Es gibt Geschäfte, Restaurants, Bars und sogar eine Moschee, eine katholische Kirche und einen Voodoo-Tempel fast nebeneinander. Ich frage mich immer wieder, wie es sein kann, dass an manchen Orten verschiedene Religionen nebeneinander existieren können und an anderen Orten eine solche Nähe undenkbar wäre.
Nach ca. 2.5h fuhren wir wieder ans Festland und ich gönnte mir erst einmal einen Kaffee und fuhr dann weiter in Richtung Westen.
Die Strasse ist im Umbau und ich fand mich auf einem Zick- Zack- Offroad Kurs wieder.
Irgendwann fand ich aber dann das kleine Dorf Drabo welches ich mir als heutiges Etappenziel gelegt hatte. Auch Luis war schnell gefunden. Auf IOverlander habe ich nämlich gelesen, dass dieser einen Platz im Garten anbietet für Reisende.
Luis führte mich dann zu dem " Sanctuaire des Singes" dort wird den seltenen Rotbauch-Affen ein zu Hause gegeben. Bis zu meinem Besuch, war mir allerdings nicht bewusst was für ein tolles und wertvolles zu Hause die Tiere hier aber haben.
Peter Neuenschwander, ein Schweizer Zoologe der seit Jahren in Benin lebt- pflegt diesen Wald und somit auch die Affen.
In dem 14 Hektar grossen Wald findet man über 590 verschiedene Pflanzen und über 390 verschieden Baumarten. Dies ist mehr als in der gesamten Schweiz.
Peter liess es sich nicht nehmen mich zu einem kalten Kaffee mit einem Schuss Pastis (übrigens saulecker!!!) einzuladen und mir von seinem interessanten Leben zu erzählen. Überall auf der Welt ist es schon gewesen und hat schon vielen Orten gelebt und gearbeitet. Hauptsächlich in der natürlichen Insektenbekämpfung.
Dann führte mich Peter auch durch den Wald und es war schön zu sehen wie begeistert er immer noch von "seinen" Pflanzen und Bäumen ist und eine grosse Lebensfreude aussendet. Ich bin zutiefst beindruckt von diesem 82-jährigen Mann.

In dieser Nacht schlief ich herrlich auf Luis' Grundstück. Er bot mir sogar ein Zimmer an. Wobei ich da bis zum Schluss nicht wusste, ob dies für mich angedacht, oder doch sein zu Hause war. Somit stellte ich einfach Crappy in den Garten und hätte dies sowieso getan, um eine angenehme Brise zu bekommen.
Am nächsten Morgen nahm ich mir vor bis nach Ouidah zu fahren. Der Ort ist für seine kulturelle Bedeutung (vor allem Voodoo) bekannt. Ebenfalls war der Hafen von Ouidah ein wichtiger Handelsposten für die Sklaverei.
Ich erreichte die Stadt und fuhr direkt ein Hotel an welches auch Camping im Garten anbot. Leider tauchte der Besitzer den ganzen Nachmittag nicht auf. Einheimische versuchten ihn zu kontaktieren und suchten ihn sogar per Motorrad.
Irgendwann nach 3h verschwitztem Warten beschloss ich einfach ins nächste Hotel zu gehen und fand zu meinem Erstaunen ein tolles Hotel nicht weit entfernt welches sogar in der gleichen Preisklasse wie das Campieren lag.
Ich beschloss gleich zwei Nächte hier zu bleiben. Heute würde ich mich einfach noch entspannen und Morgen verschiedene Attraktionen und Museen besuchen.
Die Fahrt heute war sehr anstrengend. Auch diese Strasse war zum Teil im Umbau und eng. Der Verkehr war so wie er halt in Afrika ist. Du bekommst eine Warnung per Hupe von Hinten und dann mach Dich vom Acker, falls Du überleben willst.
Am nächsten Morgen fuhr ich die etwa 2 Kilometer mit Arby in die Stadt und besichtigte den Phyton Tempel. Leider kann ich nicht viel von den Informationen wiedergeben, die mir der "französisch" sprechende Guide hierzu gegeben hat. Ich konnte ihn kaum verstehen. Schnell, ein fürchterlicher Akzent und gelangweilt immer wieder das gleiche zu erzählen.
Irgendwann fand ich mich mit einer Phyton um den Hals wieder.
Nach meiner eigenen Recherche sind die Tiere in der Voodoo Religion heilig oder zumindest sehr angesehen. Überhaupt basiert viel in dieser Religion auf Tieren, Rituale, Gesang, Heilung und Opfergabe. Das mit der Voodoo Magie und den Voodoo Puppen ist vor allem in unserer westlichen Welt ein Begriff in Wirklichkeit aber nur ein sehr kleiner Teil der Religion.
Ebenfalls besuchte ich an diesem Tag noch das Sklaven Museum. Welches verständnisvoll aufgebaut ist und gut gepflegt wird. Zu meinem Erstaunen war es sogar kostenlos - weiss aber um ehrlich zu sein nicht, ob ich den falschen Eingang genommen habe.
Benin gefällt mir sehr gut. Besonders die farbige Kleidung der Menschen, die leckeren Früchte und die Menschen selber. Für mich ist es hier sehr angenehm hier zu reisen. Immer noch kein einziges "Ma Cherie je t'aime".
Meine Sieben (5 Arbeitstage) für mein Ghana Visa sind nun rum und ich kann das Visa in Cotonou abholen. Ich fuhr also die Strecke wieder zurück und checkte in einem Hostel ein.
Auch wenn es auf meiner Abholbescheinigung hiess ich könne, das Visa erst ab 14:00 Uhr abholen, erschien ich bereits am Vormittag auf der Botschaft. Es ist Gründonnerstag und es kann gut sein, dass auch hier die Öffnungszeiten variieren. Die nette Dame aber überreichte mir das Ghanische Visa für stolze 3 Monate aber umgehend. Einen solch unkomplizierten Botschaftsbesuch hatte ich noch selten.
Nun also habe ich meine nächsten zwei Visa in der Tasche und muss mir für einige Zeit keine Gedanken mehr über Visa machen.
In Cotonou war ich diesmal in einem Hostel und lernte eine weitere alleinreisende Frau kennen. Ihr Name ist auch Sandra und sie kommt ursprünglich aus Frankreich. Es ist die erste alleinreisende Frau, die mir auf meiner Reise begegnet. Dies sagt ja eigentlich schon einiges über die Schwierigkeiten aus.
Es tat so gut endlich einmal zu 100% verstanden zu werden. Auch wenn Sandra mit einem Auto unterwegs ist erleben wir tagtäglich die genau gleichen Dinge. Wir erleben alles so ähnlich. Ebenfalls zweifeln wir manchmal an uns selber weil all die Männer und Pärchen die wir auf unserer Reise treffen es nur zu einem kleinem Prozentsatz verstehen können.
Wir beschlossen zusammen ein kleines Experiment zu planen und am Abend zusammen aus zu gehen. Da wir beide Erfahrung damit haben, wie es ist in Begleitung von einem Mann unterwegs zu sein, wunderten wir uns ob es wohl schwieriger oder einfacher ist wenn Zwei Frauen zusammen unterwegs sind. In Cotonou findet ein Jazz Konzert statt und wir liefen in der Dunkelheit immerhin ca. 25 Minuten dahin und stellten fest, dass wir kein einziges Mal angesprochen wurden. Ebenfalls konnten wir das Konzert geniessen ohne belästigt zu werden. Ebenfalls ruhig verlief unser Heimweg - immerhin kurz vor Mitternacht.
Auch wenn Cotonou jetzt nicht das allerletzte Plaster ist und auch wenn ein Jazzkonzert normalerweise auch nicht im Rotlichtmillieu stattfindet, ist es doch schon irgendwie traurig, dass das Verhalten der Männer so extrem anders ist, wenn man alleine oder in Begleitung ist. Jedesmal wenn ich in Begleitung unterwegs bin (nun weiss ich, egal ob Mann oder Frau), kann ich mich viel freier Bewegen.
Nachdem ich nun meine Visa beisammen hatte und mich im Hostel erholt und ausgetauscht hatte fuhr ich weiter in Richtung Westen. Ich bekam den Tipp, dass die Küstenstrasse neu und geteert sei. Ich hatte diese bisher gemieden weil ich von viel Sand gelesen habe. So wagte es nun aber die Küstenstrasse zu nehmen und tatsächlich besteht eine brandneue Strasse mit wenig Verkehr. Allerdings war es auch traurig zu sehen, dass ein westliches Hotel neben das nächste und sogar bewässerte Golfanlagen gebaut werden. In Fünf bis 10 Jahren wird das wohl der neue Ballermann oder so sein. Die Einheimischen werden vertrieben und müssen schauen wo sie bleiben. Bereits jetzt fühlt sich die Küstenstrasse anders an zu fahren als die Hauptstrasse etwas weiter im Landesinneren. Die Kinder betteln, die Typen rennen mir nach. Es ist unangenehm. Nichts desto trotz ist es einer der schönsten Strandabschnitte die ich je gesehen habe.
Irgendwann hupte es neben mir und ich hörte ein Auto langsam neben mir her fahren. "Ey ma cherie" tönte es aus dem Auto. Zu meinem Erstaunen war es aber eine Frauenstimme.
Ich glaub es nicht, es ist Sandra, die neben mir herfährt.
Es ist unser Ding geworden uns so banal wie die Afrikanischer Männer anzusprechen. Und uns ebenfalls täglich zu fragen, "Was Du kannst das? Aber Du bist doch eine Frau…" Sandra plante ebenfalls nach Ouidah zu fahren und bot mir an meinen Anhänger mitzunehmen. Da sagte ich natürlich nicht nein. Wir trafen uns an diesem Platz wo ich bereits für 3h gewartet hatte als ich zum ersten Mal in Ouidah war. Diesmal hatte ich aber den Inhaber im Vorfeld kontaktiert. Wir durften im Garten campen.
Am Abend gingen Sandra und ich spazieren, als uns plötzlich eine Gestalt in einem bunten, haarigen Kostüm aufhielt. Wieder einer dieser Situationen in Afrika wo ich einfach nur WTF denke….

Die Gestalt selber sprach nicht aber seine zwei unverkleideten Begleiter übersetzten. In der Voodoo Religion stellt die Gestalt einen Vorfahren dar, der alle paar Jahre vorbei kommt um seinen Nachkommen ein glückliches Leben zu versichern. Die Gestalt zog uns in einen Eingang wo sich viele Menschen befanden. Die Mehrheit davon sass in einem Halbkreis auf Stühlen. Ebenfalls sahen wir mehrere solcher verkleideten Gestalten. Wir sind also Mitten in einer Voodoo Zeremonie gelandet. Nicht irgendeine Touristen-Tour sondern so richtig…Eine Ziege wurde in einen Raum gezogen - um geschlachtet und anschliessend geopfert zu werden. Dann ging die Zeremonie los. Die Vorfahren-Gestalten fingen wild an zu tanzen. Immer wieder wurden sie von Männern und Holzstäben zurückgehalten sobald sie dem Publikum zu Nahe kamen. Die Menschen suchten den Kontakt zu den Gestalten, zugleich aber liefen sie von ihm Weg. Immerhin trugen sie doch flache Holzbretter mit sich mit denen sie wild um sich schlugen. Noch selten hat mich etwas so sehr an den Thuner "Fuhlehung" erinnert. Für Nicht-Thuner (inklusive mich) ein total unverständliches Fest. Auch fragten sie wenige Menschen nach einer kleinen Spende. Uns - die Einzigen Weissen allerdings nicht. Es war sehr interessant aber auch irgendwie verstörend an dieser Zeremonie teilzunehmen.
Arby hatte seit dem Flug tatsächlich eine kleine Acht in seinem Hinterrad. Ich suchte einen Mechaniker auf aber merkte sofort, dass dieser nichts von Fahrrädern versteht. Er richtete die Bremsen, sodass das Rad weniger schleifte aber gelöst war das Problem damit natürlich nicht. Nachdem ich ihm die Sache nochmals gezeigt und erklärt hatte, meinte er, er müsse Arby kurz mitnehmen. Kurzerhand luden sie ihn auf ein Motorrad und ehe ich reagieren konnte waren sie weg. Ich war nicht besorgt, dass sie nicht zurückkommen würden aber trotzdem hasse ich es wenn ich nicht weiss wo Arby ist. Auch will ich zusehen was gemacht wird - auch wenn es oft klüger wäre wegzusehen. Es ist manchmal unerträglich zuzusehen wie die Afrikaner mit Arby (und allen anderen Gegenständen die nicht ihnen gehören) umgehen. Kurze Zeit kam der Mechaniker dann aber auf Arby angefahren, tatsächlich war das Schleifen nun mehr oder weniger komplett verschwunden. Die Acht war aber immer noch im Rad. Ich beschloss, dass es hier keinen Sinn machen würde. Immerhin konnte ich nun einfacher weiterfahren und irgendwann werde ich dann vielleicht einen besseren Mechaniker finden. Ich bedankte mich und zahlte. Später als ich dann aber nochmals mit Arby durchs Dorf fuhr, hielt mich der Mechaniker auf und meinte, wir könnten jetzt auch noch die Acht richten. Als er mir dann der Preis dafür nannte, erklärte ich ihm, dass ich ihn ganz sicher nicht noch einmal bezahlen würde. Immerhin hab ich ihm schon viel zu viel gegeben, dafür dass er eigentlich nichts gemacht hatte ausser die Bremse zu richten. Was ich einfach alleine auch hätte machen können.Solche Situationen ermüden mich manchmal so extrem. Immer wird versucht einfach irgendwie Geld aus den Weissen zu ziehen. Ich beschliesse dies in Zukunft bei meiner Arbeit auch so zu machen. Geschäftsmodell: Kunde kommt mit Anfrage - Ich stelle irgendwas zur Verfügung was zwar eine Dienstleistung ist aber nichts mit der eigentlichen Anfrage zu tun hat - Verlange Geld - später biete ich an das wirkliche Problem anzugehen und dann verlange ich nochmals das Doppelte dafür. Ja, ich lerne jeden Tag hier in Afrika...
Auch am nächsten Abend fanden Sandra und ich ein Festival. Es scheint, dass die Ostertage auch hier Freizeit bedeuteten. Ach so, ich meine natürlich all das religiöse Zeug was in der Bibel steht…Tänzer aus Togo und Benin machten eine wunderbare Show. Unglaublich schön die bunten Kostüme und Tanzkünste dieser talentierten Tänzer zu bewundern. Dies ist Westafrika, wie ich es mir vorgestellt hatte, bunt und verrückt. Unverständlich aber anziehend.
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