Côte d’Ivoire 🇨🇮 -Zwischen Schlaglöchern, Gastfreundschaft und Kettenrissen
- Sandra
- 4. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Die Fahrt in Richtung Nordwesten ist einmal mehr atemberaubend. Auf meist einsamen Straßen schlängle ich mich durch sattgrüne Landschaften – mal auf glattem Asphalt, mal auf holprigen Pisten. Immer wieder passiere ich kleine Dörfer, in denen ich Verpflegung finde. Attiéké mit Fisch, Zwiebeln und scharfer Chili ist hier das Nationalgericht: Es sieht aus wie Couscous, schmeckt ähnlich, wird jedoch aus fermentiertem Maniok hergestellt.
Die Nacht verbringe ich in einer katholischen Kirche. Der Pastor und seine Frau empfangen mich herzlich. Abends findet eine Messe statt – scheinbar nur für Männer. Ich werde vorübergehend aus der Kirche verbannt, was mir, so ganz ohne religiöse Bindung, nicht unrecht ist. Im Haus des Pastors darf ich duschen, später sehen wir mit seiner Frau einen französischen Film. Ich schlafe herrlich in der Stille der Kirche und starte mit einem Kaffee in den neuen Tag.

Die Strecke bleibt hügelig. Die Anstiege sind zwar nie extrem, doch das ständige Auf und Ab kostet Kraft. Am Nachmittag ruhe ich bei einer Schule, wo mich der Direktor entdeckt – in Afrika ist man nie unbeobachtet. Monsieur Lago, gebildet und freundlich, bietet mir einen Platz vor seinem Haus an. Ich ziehe den leerstehenden Unterstand nebenan vor – Privatsphäre ist ein seltenes Gut. Die Familie kocht mir sogar Fischsuppe.

Die Männer im Norden sind direkter als im Süden, doch im Vergleich zu Ghana bleibt es angenehm. Ich staune, wie gebildet viele Menschen hier sind – interessiert an meiner Geschichte, nicht nur an Hautfarbe oder Pass. Die Straße wird katastrophal: knietiefe Schlaglöcher, doch mit dem Fahrrad kann ich Slalom fahren. Dann, plötzlich, imposante Gesteinsformationen, zwischen denen kleine Dörfer eingebettet liegen – ein unerwartetes Bild nach den endlosen Plantagen.

Ein kleines Guesthouse wird mein Nachtlager. Der Strom fällt ständig aus, der Ventilator surrt im Takt des Netzes. Crappy – mein Zelt – landet wie so oft auf dem Bett als Mückenschutz.
Am nächsten Tag gönnt mir ein Fremder einen Kaffee – einfach so.

Côte d’Ivoire berührt mich mit solcher Freundlichkeit. Doch Arby, mein Fahrrad, macht weiter Probleme. Die Kette reißt – ich flicke, sie reißt erneut. Schließlich opfere ich das Kettenschloss, das ich jahrelang um den Hals trug – mein Talisman. Bis Danané schaffe ich es, doch Ersatzteile gibt es nicht. Ich schraube stundenlang selbst.
Wieder lädt mich jemand auf einen Kaffee ein. Und als ich abends einen Schlafplatz suche, ruft mir eine Frau vom Straßenrand zu: „Viens à la maison". Herzlich und in einer Selbstverständlichkeit, gibt sie mir ein Zimmer, Wasser, ein warmes Essen. Côte d’Ivoire ist für mich das schönste Land – mit den schönsten Menschen.
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