
Äquatorial Guinea - 🇬🇶 In Bester Gesellschaft
- Sandra
- 17. Apr.
- 13 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Apr.
Die Strassen in Äquatorialguinea sind echt überraschend. Kaum ein Schlagloch. Kein Verkehr und praktisch keine Menschen neben der Strasse.
Bata ist eine mittelgrosse Stadt. Es gibt einige Hotels, Restaurants und sogar ein Schoppingcenter.
Ich konnte endlich wieder einmal meinen ganzen "Haushalt" etwas aufstocken.
Die Promenade in Bata ist mit einer der Schönsten, die ich je gesehen habe. Schätzungsweise Fünf Kilometer lang, sauber, aufgeräumt und mit vielen Abfalleimern und Sitzbänken ausgestattet.

Nach Zwei Nächten in einem teuren Hotel (im günstigsten von ganz Bata Zentrum) wurde es aber Zeit weiter zu fahren. Ich habe mich gegen einen Besuch von Malabo entschieden. Da die Überfahrt pro weg 60.00 USD kostet. Sicherlich ist Malabo und die Bioko Insel auch sehenswert, jedoch kann ich mir kaum vorstellen, dass es so viel anders ist als auf dem Festland und ich habe nun so viele kleine Örtchen am Meer vor mir liegend, dass ich kein Bedürfnis hatte dorthin zu gehen.
Als ich am Abend ins Bett ging, verspürte ich einen Schüttelfrost dachte aber, dass vielleicht nur endlich die Klimaanlage zu funktionieren begann. Ebenfalls fühlte ich mich etwas gerädert aber das gibt’s halt mal. Erst Recht wenn man gerade frisch aus dem Knast kommt.
Aber auch am Morgen fühlte ich mich nicht wirklich viel besser.
Trotzdem packte ich meine Sachen und entschied mich in Richtung Grenze zu fahren. Es werden ca. 90 Kilometer sein.
Erst gönnte ich mir aber noch einen starken Kaffee beim Araber um die Ecke.
Dann noch einen zweiten. Irgendwie wollte ich einfach nicht wach werden.
Trotzdem fuhr ich weiter und behielt mir die Option offen, etwas ausserhalb von Bata erneut in einem Hotel einzuchecken falls ich etwas günstiges finden würde.
Als ich etwa 6 Kilometer in der Stadt gefahren bin merkte ich wohl instinktiv, dass es eine blöde Idee war aus der Stadt zu fahren. Ich fühlte mich echt nicht gut. Bekam schlecht Luft, war müde und fühlte mich irgendwie fieberig.
Ich fand ein Hotel welches ebenfalls Okay und im Preis war.
Als ich meinen Freunden meine Symptome mitteilte, wurde ich darauf hingewiesen unbedingt einen Malariatest zu machen.
Persönlich hatte ich keine Sekunde über Malaria nachgedacht. Auch wenn ich, rund um den Äquator natürlich im Hochrisikogebiet befinde, gewöhnt man sich an Afrika und vergisst das ständige Damoklesschwert welches über einem hängt.
Naja ,da mit Malaria wirklich nicht zu spassen ist, beschloss ich mich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben einen Malariatest zu unterziehen. Es hat erstaunlich viele Apotheken in dieser Gegend. So lief ich in die nächst Beste rein und wurde darüber informiert, dass ihr gerade jetzt die Malariatests ausgegangen wären. Wie immer in Afrika ist das was Du gerade brauchst, leider gerade ausverkauft.
Ich lief über die Strasse und fand eine weitere Apotheke welche von einem Chinesen geführt wurde.
Der Chinese sprach nur Spanisch aber seine Krankenschwester sprach zum Glück etwas Französisch.
Am Finger wurde mir Blut abgenommen und auf zwei Teststreifen gelegt.
Auf den Teststreifen erschien zwar nur ein Strich aber der Chinese gab mir trotzdem Bescheid, dass ich "pocco Malaria" habe. Wie kann man denn "ein bisschen" Malaria haben? Nach einiger Recherche kann das wohl aber tatsächlich möglich sein. Zudem gibt es viele verschiedene Arten dieser Parasiten und auch der Krankheitsverlauf kann ganz unterschiedlich sein.
Jedenfalls musste ich mit der französisch sprechenden Dame in eine kleines Zimmer und bekam eine Spritze in den Allerwertesten.

Danach wurde mir eine Tüte voller Medikamente abgegeben welche ich in den nächsten Tagen zu mir nehmen muss. Ebenfalls würden Zwei weitere Spritzen folgen….
Um ehrlich zu sein habe ich nicht zu 100% verstanden wann genau welche Medikamente ich nehmen muss und die Packungsbeilage ist handgeschrieben und auf Chinesisch.
Trotzdem vertraue ich den Menschen hier. Schliesslich ist Malaria für die Ärzte und Apotheker daily business.
Ich fühle mich nicht schlecht aber halt auch nicht wirklich gut. Ich bin froh, bin ich immer noch in der Stadt, wenn auch etwas ausserhalb und nicht irgendwo mitten im Regenwald ohne Apotheken und Medikamente.
So blieb ich die nächsten Tage in diesem Hotel und kurierte mich so gut wie möglich aus. Es war eine schreckliche Zeit. Krank und Alleine in diesem kleinen, dunklen Zimmer ohne Internet Telefonie. Ich spürte aber, dass die Medikamente wohl bereits zu wirken begonnen haben.
Okay am Abend ging es mir dann so richtig beschissen. Die 1,5 Meter vom Bett ins Bad konnte ich kaum gehen. Ich musste mich Links und Rechts abstützen, hatte Gliederschmerzen und Schüttelfrost. Noch nie hatte ich mich so gefühlt. Es wird wohl tatsächlich Malaria sein.
Ich konnte gar nicht sagen wie froh ich war, dass Morgen Gustavo nach Bata kommen würde.
Gustavo ist ein anderer Velofahrer der von Marokko nach Südafrika fährt und schon seit längerer Zeit war es absehbar, dass wir uns evtl. hier in Äquotarialguinea treffen könnten.
Auch wenn ich ihn nicht weiter als von ein paar Nachrichten kenne, bin ich doch zum Ersten Mal froh einfach nicht alleine zu sein.
Am nächsten Morgen musste ich mir meine Dritte und Letzte Spritze abholen und ich erklärte dem Chinesen meinen katastrophalen, letzten Abend. Ich weiss nicht ob er mir nun etwas anderes gespritzt hat aber jedenfalls wäre die Behandlung nun soweit abgeschlossen. Ich müsse nur noch die Tabletten zu Ende nehmen.
So ging ich zurück ins Hotel und versuchte mich zu schonen.
Irgendwann klopfte es dann an der Tür und das spanisch sprechende Zimmermädchen erzählte irgendwas von Mexico…
Und tatsächlich stand Gustavo mit seinem Bike draussen. Wir verstanden uns auf Anhieb und hatten gegenseitig so viele Fragen und Geschichten auszutauschen.
Er schlug vor, sobald ich gesund sei, sollten wir eine kleine, gemeinsame Tour durch Äquatorialguinea machen.
Warum nicht? Mein hart erkämpftes Visa war schliesslich noch gültig und ich hatte nichts auf meinem Zeitplan was mich pushen würde. Meine einzige Sorge war, dass wir dann irgendwo im Nichts sind und ich einen Malaria Rückfall bekommen würde. Das wäre dann definitiv nicht lustig und wollte ich unbedingt vermeiden. Somit schlug ich vor, noch eine Nacht hier zu bleiben und meinen weiteren Gesundheitszustand abzuwarten.
Zum Glück ist Gustavo genauso ein entspannter Reisender wie ich… ohne Zeitplan…ohne Zeitdruck - nur mit dem Gedanken eine möglichst gute Zeit zu haben und möglichst viele Abenteuer zu erleben.
Er ist seit 1,5 Jahren in Afrika unterwegs und nimmt nun wirklich einfach jeden Umweg auf sich um einfach alles von Afrika zu sehen und zu erleben. Er liebt Afrika genauso wie ich und kann über all die Vorkommnisse (die halt einfach nur in Afrika vorkommen können) lachen.

Da sind wir nun also- Zwei Reisende. In der Gegenrichtung unterwegs aber mit viel Erfahrung und viel Liebe für Afrika.
Irgendwo in Äquatorialguinea, einem Land welches nur von ganz wenigen (Velo)-Touristen überhaupt besucht wird. Halt eben nur von denen die das Ganze nicht möglichst schnell hinter sich bringen wollen sondern möglichst abenteuerlich.
Seit meinem schlimmen Rückfall und der letzten Spritze, die mir der Chinese verabreichte, fühlte ich mich nun stetig besser und so beschlossen wir unserer Tour zu starten.
Wir kalkulierten etwa Sieben Tage für die 400 Kilometer lange Tour und nahmen nur das nötigste an Ausrüstung mit. Den Rest liessen wir sicher im Hotel zurück.
Die Strasse nach Niefang und Evinayong war wunderschön asphaltiert. Schnell begann es jedoch ein wenig hügeliger zu werden. Unterwegs kauften wir einen ganzen Strang Bananen für ca. 40 Cents. Beide wussten wir damals noch nicht wie sehr wir diese später brauchen würden.
Auch hier in Äquatorialguinea hängen verschiedenste Tiere zum Kauf am Strassenrand. Affen, Bush-Ratten, Pengolins…


Wir fuhren an eine Gruppe Menschen heran die sich um irgendwas am Boden liegendes versammelten. Wir stellten fest es ist eine tote Gabonica- Schlange. Die gefährlichste Schlange Zentralafrikas. Ihre Zeichnung ist wunderschön. Der Kopf wurde ohne zu zögern mit einer rostigen Machete abgehackt und die Schlange wurde an eine Dame verkauft. Die Schlange wird gegessen und gilt als Delikatesse hier.
Wir erreichten Niefang und fanden erst ein tolles Restaurant wo wir uns mit einem Teller Fisch und Reis stärkten und anschliessend fanden wir Unterschlupf in der katholischen Mission. Wir fragten um Erlaubnis um dort unsere Zelte aufzustellen, jedoch wurden wir nach Rückkehr des Priesters in ein geräumiges Zimmer mit Dusche eingeladen.
Ebenfalls lud uns der nette Priester auf ein Frühstück am nächsten Morgen ein. Einmal mehr kommen wir in Genuss afrikanischer Gastfreundschaft.
Der heutige Tag würde noch anstrengender werden. Noch mehr Höhenmeter waren zu bezwingen. Es ist unglaublich heiss und tropisch feucht. Somit sind wir jeweils nach wenigen Minuten komplett nassgeschwitzt. Unmöglich genügend Wasser mitzutragen und dies zu trinken. Es gibt nur wenig Verkehr und die Strasse ist wieder unglaublich schön - trotz Steigung.

Das Schaltkabel von Gustavos Bike löste sich mehr und mehr und es war abzusehen, dass es in nächster Zeit komplett reissen würde. Wir hatten Glück und es passierte kurz vor einem kleinen Restaurant, welches Bush-Meat und Yuka verkaufte. Wir waren hungrig - jedoch kann ich das verdammte Bush meat und Yuka schon lange nicht mehr sehen.
Somit teilten wir uns lediglich ein Teller.
Gustavo reparierte sein Bike und wir beide waren erstaunt, dass die Einstellungen gleich nach dem ersten Austausch perfekt waren. Ich ging in der Zwischenzeit in das kleine Dörfchen ca. 2 Kilometer entfernt um Vorrat für die nächsten Tage zu kaufen. Wir haben 90 Kilometer unasphaltierte Strasse durch den Regenwald von Äquatorialguinea vor uns liegen und erfahrungsgemäss kann da alles passieren. Es kann sein, dass wir 50- 60 Kilometer pro Tag schaffen, es kann aber auch sein, dass wir nur 30 Kilometer schaffen.
Wenn man eine grössere Reparatur vornehmen muss - inmitten vom Nirgendwo kann das einem schnell einen halben Tag kosten.
Ich kaufte Reise, Sardinen, Tomatensauce und Brot für diese Strecke.
Als Gustavo sein Bike unter gespannten Augen von interessierten Kids repariert hatte, fuhren wir weiter und fanden ein weiteres kleines Dörfchen.
In den verschiedenen Töpfen des kleinen Restaurants gab es Mono (Affe), Antilope, Bush Ratte, nochmals Mono und glücklicherweise auch noch Fisch zu essen.
Es war ein Dorf voller Betrunkener und die Stimmung war sagen wir mal anstrengend. Trotzdem genehmigten wir uns ein Teller Fisch. Uns beiden jedoch war klar, dass wir das Dorf sobald wie möglich verlassen mussten und unsere Abzweigung auf die Naturstrasse war gleich um die Ecke.
Wir fuhren nicht mehr weit und bei den äussersten Häuser des Dorfes ca. 2 Kilometer weg vom Dorfkern, fragten wir eine Dame ob wir bei ihrem Haus schlafen dürften.
Es scheint als wären Gustavo und ich das perfekte Team. Er spricht Spanisch und die Menschen reagieren anders auf ihn wenn er in Begleitung einer Frau ist.
Gustavo stellte aber auch den Unterschied fest, wie mich die Männer anschauen und hinterherrufen. Hier in Äquatorialguinea ist es für mich diesbezüglich sehr angenehm und ruhig und es ist jeweils ein grosser Unterschied wenn ich in Begleitung eines Mannes bin oder Alleine. Sobald ich in Begleitung bin, ist das Reisen für mich sehr entspannt. Es ist schwer das Gefühl und der Unterschied zu beschreiben aber er ist riesig und ich manchmal wünsche ich das Gefühl welchem ich tagtäglich ausgesetzt bin wenn ich alleine reise jeder Frau und jedem Mann für 30 Minuten. Die Welt würde sich drastisch verändern.
Jedenfalls spannend, wie sich für uns beide das Reisen mit dem jeweilig anderen Geschlecht anders anfühlt.
Frau zu sein hat aber eben auch seine Vorteile, auch wenn diese all den Nachteilen ganz klar unterliegen. Oder es sich zumindest so anfühlt. Die Menschen haben keine Angst sobald eine Frau dabei ist und das Vertrauen ist schneller geknüpft. Ich habe oft einen Vorteil was Schlafplätze angeht. Selten kann/darf ich überhaupt in meinem Zelt schlafen und oft wird mir ein Bett oder gar ein Zimmer angeboten.
Auch Belagio, die nette ältere Dame vom Dorf, offerierte uns sofort ein Bett in ihrem Haus. Wir traten ein und sahen Fünf oder Sechs verschiedene Einzelbetten im Raum wo die ganze Familie schlief. Wir fühlten uns zwar geehrt, dort schlafen zu können, wollten aber niemandem sein Bett wegnehmen für die Nacht und bestanden somit darauf in unseren Zelten zu schlafen.
Die Kinder zeigten uns der Fluss in dem wir uns Waschen konnten. Es tat unglaublich gut all den Schweiss des Tages abzuwaschen.
Die Kinder warteten auf der Haupstrasse auf uns und sie informierten vorbeigehende Passanten, dass sich jemand im Fluss am Waschen sei. Niemand schaute runter zu uns obwohl wir von der Strasse gut sichtbar gewesen sind.
Sehr respektvoll.
Zurück bei Belagios Haus offerierte sie uns nun eine separate kleine Hütte gleich neben ihrem Haus mit einem Bett.
Dieses Angebot nahmen wir Dankend an.
Sie brachte uns ebenfalls Safou und Avocados vorbei.

Am Morgen tranken wir Kaffee mit dem Schlechten Milchpulver welches sich nie aufzulösen schien und assen Avocados mit Brot.
Wieder wurden wir stets von den gespannten Kinderaugen beobachtet.
Nachdem die Kinder in ihren gelb-blauen Uniformen zur Schule gebracht wurden, beschlossen auch wir loszufahren.
Die Strasse war nicht geteerte jedoch breit und in guten Zustand. Mehr oder weniger flach. Wenige Dörfer waren entlang der Strasse zu finden.
Wir wussten es zu diesem Zeitpunkt noch nicht aber im letzten Dorf für lange Zeit füllten wir unsere Wasserflaschen noch ein letztes Mal.
Die Strasse wurde etwas Schlechter und hügeliger. Immer noch aber Okay.
Jedoch war es wieder unsäglich heiss und unsere Wasserflaschen waren schnell wieder geleert.
Gustavo fand einen kleinen Fluss. Der Zugang sah zunächst einfach aus, stellte sich aber als sehr umständlich heraus. Ohne Machete kämpften wir uns durch den Busch in der Hoffnung keiner Schlange zu begegnen. Dies würde fatal enden.
Gustavo schaffte es seinen 4 Liter Wasserbeutel aufzufüllen. Über uns wurden die Wolken schwarz und wir konnten den Regen förmlich schon riechen. Sicherheitshalber packte ich das Plastik über meine Tasche auf dem Anhänger und nur kurze Zeit später schüttete es wie aus Kübeln auf uns runter.
Wir stoppten an einem Fluss und überlegten was wir weiter tun würden. Wir waren komplett durchnässt und müde.
Somit entschlossen wir uns einen Platz fürs Wildcampen zu finden und schnell war dieser auch gefunden. Eine unzugängliche, kleine Strasse zweigte in einen Wald ab und wir fanden einen flachen Platz um zu campen. Der Regen hatte aufgehört aber pünktlich als wir zu kochen begannen hat es wieder angefangen.
Ich kochte unter dem Vorzelt von Gustavos Zelt und obwohl das Reis noch nicht ganz durch war, genossen wir unser Znacht mitten im Regenwald.

Nur ein einziges Auto hörten wir kurz nach unserem Waschgang im Fluss an uns vorbeifahren. Wir waren total ausser Sicht der Strasse und ich fühlte mich sicher dort zu schlafen.
Wir schliefen herrlich unter dem fast vollen Mond, den Geräuschen des Regenwalds und blieben sogar einigermassen trocken.
Geplagt von den unzähligen Bienen und Moskitoes versuchten wir an Morgen unsere Haferflocken zu essen und dann zusammen zu packen.
Niemand von uns wusste, wie hart dieser Tag werden würde. Gemäss Karte sollte es nun flacher und somit weniger anstrengend werden. Auch wenn ich weiss, dass ich mich nie aber einfach auch wirklich nie auf irgendwelche Kartenprofile verlassen sollte, war die Enttäuschung gross als uns genau das Gegenteil erwartete.
Die Strasse wurde steinig, schmaler und vor Allem hügeliger. Wenn ich sage hügeliger, meine ich unbefahrbar. Zu steil, zu steinig, mein Bike zu schwer. Immer wieder musste ich den Anhänger entkoppeln. Arby den Berg hochschieben und dann zurückgehen und den Anhänger nachholen.
Ich war Gustavo unglaublich dankbar, dass er mir jeweils half. Nach jedem Hügel, dachten wir es müsse nun aber der letzte gewesen sein. Wir liefen mehr als wir fuhren an diesem Tag und selbst die Abfahrten waren teils zu steil und zu steinig um sie zu fahren.
Wir waren langsam und kamen nicht vom Fleck.
Als Gustavo dann auf einmal meine grösste Sorge aussprach, nämlich; "Ich hoffe bloss, dass die Strasse nicht irgendwann endet" war meine Stimmung auf dem Tiefpunkt.
Die Sorge war total berechtigt, denn Strasse konnte man dies nun schon lange nicht mehr nennen und dass es irgendwann nicht mehr weitergehen würde hatte ich schon lange befürchtet.
Wenn der Weg endet müssen wir alles zurück. Wenn man weiss, was einem dort erwartet ist dies sehr demotivierend.
Wenigstens hatten wir genug zu Essen dabei und Wasser würden wir auch wieder irgendwie finden.
Tatsächlich führte uns ein kleiner Pfad immer weiter in unsere Richtung.
Wir fanden einen schönen Fluss, füllten unsere Wasserflaschen und wuschen uns erneut. Eine Wäscheleine war unweit vom Fluss aufgestellt. Ein Zeichen von Menschen von Zivilisation - endlich. Dies bedeutete, dass es möglich war irgendwie auf die Hauptstrasse zurückzukehren. Kurze Zeit später begegneten wir einem Kuhhirten der uns bestätigte, dass es einen Weg zur Hauptstrasse geben würde.
Wir wussten nun also wenigstens, es ist möglich und selbst wenn es hart werden würde, es wäre möglich und wir müssten nicht zurück.
Danach erreichten wir tatsächlich ein kleines Dörfchen und fragten dort nochmals nach dem Weg. Uns wurde erneut bestätigt, dass es möglich sei jedoch schaute der Typ skeptisch auf unsere Bikes und meinte die Strasse sei aber nicht in sonderlich gutem Zustand.
Das klingt ja Mal vielversprechend….
Tatsächlich nahm die schlechte Strasse kein Ende und wurde immer steiniger und steiler. Ich war komplett erschöpft und wir machten eine Pause. Noch dazu waren wir inmitten vom Wald-Elefanten Gebiet. Ich will mir gar nicht ausdenken, falls uns hier so ein Tier begegnen würde. Immer wieder sehen wir Kot der Tiere auf der Strasse. Auf eine Art wünsch ich mir natürlich diese faszinierende Tiere zu finden. Jedoch dann doch lieber nicht von allzu nah. Seitdem ich von einem Elefanten gejagt worden bin, sehe ich den Tieren doch lieber aus der Ferne zu.
Gustavo fragte mich was ich tun würde, wenn ein Auto vorbeikommen sollte. Rein hypothetisch natürlich denn die Chance war gleich Null, dass ein Auto tatsächlich diese schlechten Strassen befahren konnte.
Ich antwortete; "haha ich würde es ohne zu überlegen sofort anhalten und um eine Mitfahrt bitten".
Für kurze Zeit überlegten wir zurück in das kleine Dorf zu gehen, dort zu schlafen und am nächsten Tag einigermassen frisch weiter zu fahren /laufen.
Wenn ich an die zurückgelegten Hügel denke, gab es für mich nur eine Lösung. Weitergehen bis wir Wasser und einen Schlafplatz finden damit wir Morgen weniger zurückzulegen hätten.
Nach der Pause liefen wir also weiter und wir beiden trauten unseren Ohren nicht als wir wenig später tatsächlich ein Auto hörten. Es fuhr in unserer Richtung und musste das einzige seit Tagen sein.
Das Auto stoppte und José der Fahrer bot uns von sich aus seine Hilfe an. Gustavo schaute mich nur an und schon luden wir unsere Bikes in das Auto welches erstaunlich viel Platz bot.
Gustavo sass hinten bei den Bikes (sehr unbequem) und ich sass zusammen mit einer afrikanischen Frau auf dem Beifahrersitz. Es begann stark zu Regnen an.
José kommt ursprünglich aus Libanon lebt aber seit Jahren in Äquatorialguinea.
Auch wenn er erst behauptete, dass wir uns tatsächlich auf dem letzten Anstieg befanden, stellte sich heraus, dass die Strasse nur noch schlechter und steiniger wurde.
Ich war so froh brachte uns José auf die Hauptstrasse zurück.
Es regnete nun stark und wir fuhren in ein kleines Dorf und fragten nach einem Schlafplatz.
Nach einem 2 Kilometer Marsch um den Chief vom Dorf um Erlaubnis zu bitten kochten wir unser Abendessen in der Dunkelheit und genossen ein Bad in einem wunderschönen Fluss im Mondschein bevor wir uns in unsere Zelte legten.
You can call it a day.
Nun waren es nur noch etwa 20 Kilometer bis nach Mbini wo ich schon einmal war und ein schönes Hotel mit AC und sogar einem Pool gefunden habe.
Wir beschlossen Ein oder Zwei Tage hier zu bleiben und uns zu erholen.
Die Dusche war unbeschreiblich…
Am nächsten Morgen jedoch klagte Gustavo über Gliederscherzen und er fühlte sich extrem schlapp.
Das kenn ich doch irgendwoher?! Ist es nun tatsächlich auch Malaria? Erstaunen würde es mich nicht, nach all den Moskito - Stichen die wir in den letzten Tagen abbekommen haben.
Es gibt ein Spital in Mbini und um sicher zu sein gingen wir dorthin und Gustavo liess sich testen. In den letzten Monaten hatte er mehrere Male hintereinander Malaria und Typhoid zur gleichen Zeit.
Typhoid kann man von verschmutzten Wasser bekommen.

Tatsächlich stellte sich heraus, dass er zwar kein Malaria jedoch Typhoid hatte. Die letzten Tagen hatten wir jeweils das gleiche gegessen und getrunken.
Einerseits habe ich aber einen unglaublich resistenten Magen und andererseits war ich irgendeinmal geimpft worden - wenn auch schon längst verfallen…wirkt die Impfung vielleicht immer noch ein bisschen. Jedenfalls fühlte ich mich gut.
Gustavo hatte nun Medikamente und wir verbrachten den Tag mit kleinen Reparaturarbeiten. Zelt, Brillen, Ketten, Kleider ect.
Bald werden wir wieder getrennte Wege gehen. Gustavo nach Süden und ich weiter nach Norden.
Es hat gut getan einen weiteren Reisenden zu Treffen. Gustavo ist ein Typ voller interessanter Geschichten und ich bin Dankbar für alles was wir zusammen erlebt haben.
Muchas Gracias Vagabundo 🇲🇽
Für spanisch sprechende oder einfach Interessierte:
Der Regenwald nach dem Regen
Comments