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Ghana 🇬🇭 - Ein denkbar schlechter Start...

Aktualisiert: 7. Juni

Ich verließ Kpalime etwa um 9 Uhr morgens und fuhr erst dieselbe Strecke, wo ich gestern mit den Jungs zum Wasserfall gefahren bin. Die Straße ist holprig und löchrig jedoch wunderschön.



Beim ersten Polizeistopp wurde ich angehalten und mir wurde gesagt ich müsse zurück ins letzte Dorf (ein Weg ca. 4 Km) und dort mein Garnet abholen. Darüber habe ich im Vorfeld bereits gelesen, dies gilt aber nur für motorisierte Fahrzeuge. Ich konterte dies voller Überzeugung, obwohl ich natürlich nicht 100% sicher war, ob ich wirklich nichts hätte, machen sollen.

Sie ließen mich ziehen und wünschten mir "Bonne Chance".


 

Nun wurde die Straße noch schöner und ich konnte die Hügelzüge von Ghana nun schon nahe sehen. Ich erreichte eine weitere Polizeistation in Grenznähe und dachte ich komme ihnen zuvor und frage besser nach, ob ich hier bereits etwas vorzeigen müsse.

Der Polizist war erst nett und verneinte. Er erklärte mir sogar, dass ich bald auf die Immigration treffen und wie alles dort ablaufen würde.

Wir machten noch etwas Smalltalk und ich erklärte ihm meinen Trip. Die Typen lachten mich nur aus. Wie immer.

Dann schaute der Polizist auf eine widerliche Art und Weise meinen Körper runter und sagte sowas wie; "Dein Ehemann kann Dich ja gar nicht mehr ficken, wenn Du so viel Velofährst".

Dies ist leider mein ganz normaler Alltag hier. Und leider muss man sich diese Dinge als Frau anhören, wenn man eine solche Reise unternehmen will. Jedenfalls an den Grenzen.

Ich befinde mich stehts auf einer Gratwanderung zwischen mein "Frau sein" zu verteidigen und es auch allen Frauen nach mir leichter zu machen und andererseits dieser Scheiss einfach runterzuschlucken und zu tolerieren da ich diese Reise unternehmen will.

Umso mehr ärgert mich dieser Vorfall, weil ich nicht mal verpflichtet war dort anzuhalten, um die Grenze zu überfahren.

 

Bald fand ich dann die wirkliche Immigration von Togo vor. Sollte ja kein Problem sein Togo zu verlassen. Schließlich war ich nun nicht einmal die 15 Tage in Togo.

Weit gefehlt. Mir wurde erklärt bei meiner Einreise sei von den Beamten ein Fehler gemacht worden und falls sie mich jetzt durchlassen würden, bekämen sie Probleme.

Meine Daten vom E-Visa begannen offiziell 2 Tage vor meiner eigentlichen Einreise. Jedenfalls müsse ich zurück nach Lomé und mir dort einen Sticker abholen.

Ich erklärte ihm, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und mich immer noch nicht ganz fit fühlte.

Natürlich fühlte ich mich wieder fit, nur nutzte ich dies nun als Ausrede.

Ein Telefonat mit dem Chef später willigte dieser ein mich einfach auszustempeln und wir würden eine Art Schweigepflicht einhalten.

Dann aber wurde ich von den Anwesenden Beamten sehr dezent um Schmiergeld gebeten.

"Wir stürzen uns jetzt in große Probleme wegen Dir und übernehmen ein beträchtliches Risiko. Du kannst uns also etwas geben, wenn Dir das etwas Wert ist"

Ich erklärte ihnen, dass ich für nichts zahlen würde, da es ja weder mein noch anscheinend ihr Fehler war.

Was mich gleichzeitig zum Lachen aber eigentlich auch zum Weinen gebracht hat, war der Fakt, dass der Typ mich nach Geld fragte und hinter ihm Zwei große "Stop Corruption" Plakate prangten.

Einfach unglaublich.



Der Typ fragte nach Schmiergeld- ohne jegliche Skrupel vor dem "Stop Cossuption" Plakat
Der Typ fragte nach Schmiergeld- ohne jegliche Skrupel vor dem "Stop Cossuption" Plakat

Ich begann mich mit meiner GoPro zu filmen an und erzählte die Geschichte in die Kamera.

Erst schrien sie mich an, dass dies nicht erlaubt sei und dann hatte ich plötzlich sehr schnell meinen Ausreisestempel in meinem Pass und durfte ausreisen.

Mich erstaunte diese Situation doch sehr, da sich für mich Togo bisher überhaupt nicht korrupt anfühlte.

 

Weiter bei der Einreise nach Ghana wurde ich positiv überrascht, denn nach 5 Minuten hatte ich meinen Stempel ohne Probleme im Pass. Die netten Beamten reichten mir sogar Wasser und gaben mir Tipps, wo ich am besten mein Geld wechseln konnte und wo besser nicht.

 

Dann fuhr ich voller Freude los in das hügelige Ghana. In einem Dorf konnte ich sogar etwas Geld wechseln, sodass es mir die ersten Tage reichen sollte.

Dann holte mich ein Motorrad auf. Ein Beamter der Grenze saß darauf und erklärte mir sein Chef müsse mit mir reden.

Ich erklärte ihm, falls dies der Fall wäre, solle er bitte herkommen. Ich würde die 5 Kilometer sicher nicht noch einmal zurückfahren und dann wieder zurück für nichts und wieder nichts. Schließlich hatte ich ja mein Visa.

Einige Kilometer später an einem Hügel, wo ich eh schon langsam war, stoppten sie mich. Ich begann von Anfang an offensichtlich mitzufilmen.

Die Beamten wollten mir nun weismachen, dass sie mir aus Versehen 90 Tage für mein Visa gegeben hätten und ich nur 60 zugute hätte.

Ganz ehrlich, ich habe nicht vor, 90 Tage in Ghana zu bleiben, aber ich will das Gefühl genießen, einfach einmal mehr als nur einen Monat oder gar nur 15 Tage Visa bekommen zu haben.

Naja, was soll ich sagen die Situation ist etwas aus den Fugen geraten. Nach diesem Tag bin ich komplett ausgerastet und die Beamten einfach nur angeschrien und beruhte mich auf mein von der Botschaft ausgestelltes 90 Tage!!! Visa.

Ich versuchte wegzufahren und wurde aufgehalten. Ich schrie den Typen an, er solle mein Fahrrad nicht anfassen und beim Zweiten Versuch gelang mir die Flucht.

Ich glaube mein Entkommen, verdanke ich einem Einheimischen, älteren Velofahrer, der dem Schauspiel zugeschaut hat und als ich weggefahren bin, verteidigte er mich bzw. fragte die Beamten was denn hier eigentlich los sei.



Ein Herzliches Willkommen in Ghana

 

Was für ein unangenehmes Gefühl auf der Flucht zu sein. Bei jedem Motorengeräusch hinter mir, befürchte ich es könnten wieder die Cops sein.

 

Ich suchte mir das nächste Hotel und sperrte mich ein. Auch ein großer Teil meiner Afrika-Reise.

Am nächsten Tag beschloss ich in Richtung Norden zu fahren, in die Volta -Berge. Einerseits weil es dort eine wunderschöne, bergige Landschaft zu sehen, gibt und andererseits möglichst wenigen Menschen zu begegnen.

 

Die Strecke war sehr hügelig und steil, aber wenigstens war ich fast alleine auf der Straße. Ich genoss es die Hügel hinaufzukeuchen und dabei meine Musik und Podcasts zu hören. Speziell der letzte Teil hinauf nach Amedzofe war sehr steil. Ich hatte tolle Sicht auf das Volta Delta und auf die Hügel rundherum.



Der Weg nach Amedzofe ist steil...
Der Weg nach Amedzofe ist steil...

Amedzofe ist die höchstgelegene, bewohnte Siedlung in Ghana und das gerade Mal auf etwas über 700 Meter.

Es ist wunderschön da und ich die Bewohner des Dorfes sind sehr freundlich. Ein Typ begleitete mich sogar zu meinem Guesthouse, ganz ohne Gegenleistung. Das es das noch gibt….

Man könnte hier viel unternehmen, von einer Hängebrücke Wanderung über eine Besichtigung eines Wasserfalls und die "Besteigung" des Mount Gemi. Ich bin allerdings schon lange an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr jeden Wasserfall sehen muss, und beschloss deshalb einfach nur auf den Mt. Gemi zu laufen. Den Mt. Gemi hat zwar eigentlich nicht einmal die Bezeichnung Hügel verdient und es ist ebenfalls keine Wanderung, sondern etwa ein 20-minütiger Spaziergang.

Ich musste dann aber feststellen, dass dafür Geld verlangt, wurde, und zwar immerhin stolze CHF 3.50. Ja, da kann man jetzt sagen, dass sei ja nicht viel. Aber ich zahle grundsätzlich nicht um die Natur - die uns allen gehört zu bezahlen.

Dies ist einer meiner Grundsätze im Leben und beim Reisen. Natürlich bin ich gerne bereit etwas zu zahlen, falls irgendeine Infrastruktur erbaut wurde oder ich auf einen Guide angewiesen bin. Aber nicht einfach um 20 Minuten auf einen Hügel zu laufen.

Ich bin dann mit meiner Drohne auf den Gipfel geflogen.



 

Wisdom der Besitzer des Guesthouses bot mir an mich am nächsten Tag nach Fume zu begleiten. Er wollte mir unbedingt den Weg zeigen. Darüber war ich nicht einmal so unglücklich. Eine gefährliche Abfahrt erwartete mich nämlich. Wenn ich fallen und mich verletzen würde, wäre er da. Denn die Straße war absolut unbefahren.

 

Ich genoss die Abfahrt und der steile Part war nun hinter mir. Kurz darauf befand ich mich wieder auf einer asphaltierten Straße.

 


Die Abfahrt


Die Nacht verbrachte ich an einem Rastafari Platz. Es ist ein inoffizieller Campingplatz. Eigentlich bieten sie vegetarische Speisen an (alle Rastafaris ernähren sich ausschließlich vegetarisch). Ich freute mich auf Gemüse, da dies in Afrika leider eher selten zu bekommen ist. Collin der Besitzer des Campings musste mich allerdings enttäuschen und informierte mich, dass sie keine Gäste erwartet hätten und somit nichts anzubieten hätten. Er fuhr mich allerdings mit seinem Moto zurück ins Dorf, dass ich etwas zu Essen kaufen konnte.

 

Erst hatte ich etwas Bedenken wegen meiner Sicherheit in der Nacht. Es gab nämlich kein Gate, welches geschlossen werden konnte und wir waren nur unweit von der Hauptstraße entfernt.

Meine Bedenken waren aber unbegründet. Was kann einem schon passieren, wenn einem Fünf friedlich, bekiffte Rastafaris bewachten.



Mein Rasta Camping
Mein Rasta Camping

 

Am nächsten Morgen fuhr ich weiter und nach einigen Kilometern passierte ich erneut eine Polizeikontrolle. Natürlich wurde ich raus gewunken und sofort ins Büro gebeten. Mir war sofort klar, dass sie über mich wussten.

Bevor ich irgendwas Denken konnte, wurde mir der Pass aus den Händen gerissen und mit einem Kugelschreiber aus meinem 90 Tage Visa ein 60 Tage Visa gemacht.

Ich bin so wütend, enttäuscht von Ghana. Ich fühle mich so übergangen. Es herrscht Anarchy hier und es regt mich einfach nur auf wie ich hier behandelt werde. Ich muss mich so unheimlich zusammenreißen, nicht alle Ghanesen einfach nur zu Hassen.

Es ist so ungerecht. Immerhin sind 60 Tage immer noch mehr als genug. Und falls ich nicht ein Paket mit Binden aus der Schweiz erwarten würde, und ich nicht mein Visa für die Elfenbeinküste beantragen müsste, wäre ich schon lange in einen Bus gesprungen und hätte das Land wieder verlassen.

 

Wie es im Leben so ist, wenn man den größten Scheisstag hat, begegnen einem oft wichtige Menschen, die einem irgendwie wieder Hoffnung geben. In meinem Fall waren das Aline und Theo.

Beide radeln seit Monaten aus Europa und seit einigen Tagen radeln sie zusammen. Aline kommt aus der Schweiz und Theo aus Frankreich.

Seit kurzem war ich mit Aline in Kontakt, weil ich auf Instagram gesehen habe, dass sie in Accra war.

So trafen wir uns irgendwo auf der Straße, fuhren zusammen ins nächste Dorf und genossen uns einige Stunden lang auszutauschen.

Wir verstanden uns auf Anhieb gut und es war vor allem interessant mich mit Aline auszutauschen. Auch sie reist "normalerweise" alleine. Wahnsinn wie sich unsere Erlebnisse ähneln. Es ist es die zweite Frau, die ich in Afrika treffe, die alleine reist und die erste auf dem Fahrrad.

Die beiden taten mir richtig gut und so fuhren wir zwar in entgegengesetzte Richtungen aber mit Zwei wundervollen Kontakten weiter.




 

Die Nacht verbrachte ich dann am Volta-Fluss. Wunderschön gelegen, fand ich eine Unterkunft mit Massenschlag. Eigentlich wollte ich campieren, mir wurde aber gesagt, dass sie den Rasen gedüngt (oder so was) hätten, ich aber gerne für den gleichen Preis im Massenschlag übernachten dürfe.

Ich gönnte mir ein Savanna und genoss die Ruhe des Volta-Flusses.

 


Am Volta River
Am Volta River

Nach ein paar weiteren Tagen schaffte ich es dann bis nach Accra. Die Straße war größtenteils ungeteert und holprig. Ebenfalls musste ich noch einen Tag Pause einlegen, weil ich tatsächlich zum Ersten Mal Durchfall. Unglaublich, dies nach über einem Jahr in Afrika. Leitungswasser und aus Flüssen trinke und lokales Essen esse, welches sagen wir einmal nicht unbedingt immer den europäischen Hygienevorschriften entspricht.

Noch nie hatte ich auch nur eine Magenverstimmung.

Allerdings ließ ich mich heute von einem westlichen Fast Food Restaurant anlocken. Schließlich ist es das Erste seit Luanda für mich. Was lerne ich daraus? Ich werde mich weiterhin einfach wieder von Fufu ernähren statt westlichem Essen.

 

Nun in Accra angekommen muss ich selbstverständlich wieder einmal Visa für das nächste Land oder sogar Länder organisieren. Somit werde ich wohl einige Tage hierbleiben. Ich hab aber eine erschwingliche Unterkunft für CHF 5.00 die Nacht in einem Heilsarmeegebäude gefunden.




 

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