Nur 30 Kilometer westlich und 1.5 Kilometer durch dicken Sand schiebend, fand ich einen schönen Camping (Taranga) direkt am Okavango River.
Irgendwie sind die Menschen wieder anders - freundlicher. Ich bin mir aber nicht sicher ob es einfach Zufall ist. Die Mitarbeiterin des Campingplatzes sagte mir es sei ganz einfach eine Sache der Erziehung und das könne überall so oder andersrum sein. Sie wird wohl Recht haben.
Jedenfalls ist die Strecke westlich von Rundu etwas belebter und man sieht viel Vieh und Esel.
Weil ich nun so nahe an der Grenze bin, weiss ich auch nie genau welche Uhrzeit es gerade ist. Wobei mein Android Handy (because no mainstream for me) immer noch die Namibische Zeit anzeigt. Die iPhones jedoch würden bereits die Angolische Zeit (-1h) anzeigen.
Zeit spielt hier sowieso keine Rolle aber ich mache mir einen Spass daraus, dass all die Deutschen Touris die in der Lodge ankommen aus ihren Sandalen fallen wenn sie den Zeitunterschied feststellen. Naja wenigstens behalten sie die Socken noch an. 😂
Am nächsten Morgen schiebe ich wieder die 1.5 Kilometer bis zur Hauptsrasse und fuhr dann los. Nach kurzer Zeit, sah ich ein Fahrzeug neben der Strasse welches offensichtlich auf mich wartete.
Es war ein älterer Herr, welcher mich vorher fast angefahren hätte. Er streckte mir eine Leuchtweste entgegen und erklärte mir ich sei schlecht sichtbar.
Fast hätte ich ihm erklärt, dass ich bereits fast 10 000 Kilometer durch Afrika gefahren bin und mich bis jetzt noch jeder gesehen hätte.
Vielleicht sollte man einfach etwas konzentrierter hinter dem Steuer sein. Rentner....
Ich fuhr also etwa eine Stunde mit dieser peinlichen Leuchtweste rum und steckte sie dann hinten auf Arby.
Alles was Recht ist. Es ist noch zu früh um mein letztes Stück Selbstachtung zu verlieren.
Bestimmt werde ich noch Mal froh sein um die Leuchtweste. Ich denke aber bei Tageslicht in Namibia mit so wenigen Autos kann ich es doch noch wagen ohne unterwegs zu sein.
Es war Sonntag-Vormittag. Ich hatte die Strassen und selbst die Sitzgelegenheiten in den Dörfern für mich alleine. Alle Bewohner waren in der Kirche.
Ich radelte also so umher als ich hinter mir plötzlich eine Sirene hörte.
Ein Polizeiauto überholte mich und stoppte bremste mich mit Blaulichtaus, stoppte jedoch nicht komplett. Eine Polizistin schrie mich an und deutete ich solle neben der Strasse weiterfahren.
Ich deutete ihr… dass ich von der Strasse gehen würde aber nicht hier…Zum Teil gibt es grosse Höhenunterschiede bei den Strassenübergängen. Zum Teil ist die Strasse ausgefressen und ich müsste über einen Kante von einem halben Meter oder mehr fahren.
Einen Sturz oder Abgang neben die Strasse bei diesen Bedingungen riskiere ich nur in absoluten Notfällen, also wenn mich ein Truck überholt und nicht ausweichen kann aber nicht wegen einer hysterischen Polizistin.
Hinter mir näherte sich dann ein ganzer Convoi von Polizei und Militär. Alle Autos mit getönten Scheiben.
Es musste also ein "wichtiger" Politiker oder ähnliches von A nach B transportiert werden.
Ich verstehe nicht warum man dafür die ganze Strasse benötigt aber ich verlies tatsächlich die Strasse früh genug und an einem für mich passenden Übergang.
Etwas später fuhr mir die Polizistin entgegen und konnte es nicht lassen mich nochmals anzuhalten und mich zusammenzuscheissen.
Geez, nach 20 Jahren in der Dienstleistungsbranche weiss ich nur zu gut wie mit unterbelichteten aber von sich überzeugten Menschen umzugehen.
Bleibe freundlich aber stell Dich einfach noch ein bisschen dümmer als Dein Gegenüber.
Ungefähr so war unser Dialog:
Polizistin: "Hey you need to go off the road"
Ich: "Oh, I went off the road"
Polizistin: "Yes, but you went off late…"
Ich: "No I went off right away…I'm just slow…"
Polizistin; "You need to come to our office"
Ich: "Is it in this direction?" (ich zeige in meine Fahrtrichtung)
Polizistin: "Nooo, its the other way…"
Ich: "Oh I'm afraid then but I cant, I'm heading this way" und fahre in meine Richtung davon.
Für kurze Zeit dachte ich tatsächlich sie würde umdrehen und mich verfolgen. Anscheinend war dies ihr aber dann doch zu blöd.
Später fand ich heraus, dass der jetzige Präsident in einem Fahrzeug gesessen haben muss.
Einfach wieder eine total unnötige Machtdemonstration der Regierung und der Polizei.
Ich war Heute also herzlich unwillkommen auf den Strassen Namibias.
Zu wenig sichtbar und überhaupt erst existierend.
Auch solche Tage gibt’s…
Als ich unterwegs nach Unterkünften/Campings fragte bekam ich die Antwort, dass es tatsächlich etwas zwischen Rundu und Nkurenkuru geben würde.
Die afrikanischen Kilometerangaben machen es mir aber nicht leicht. Ich weiss ja eigentlich, dass ich wenn ich eine Kilometeranzahl bekomme, die mindestens x5 rechnen muss und dann noch einrechnen, dass weitere 5 Kilometer Sandstrasse ebenfalls noch dazugehören.
Es gibt einfach absolut 0 Verständnis für Zeit, Distanzen, Fahrradkilometer, Gegenwind, Hügel und Sandstrassen.
"Just down the road"
"only five kilos"
"just around the corner"
Und nichts von dem ist unter 50 Kilometer.
Klar, mit dem Auto ist das ja auch keine Sache…
Auch sagen die Menschen oft etwas Falsches als einfach zu sagen sie wissen es nicht. Es gilt als unanständig jemandem "nicht zu helfen"…
Über Kilometer fuhr ich einer riesigen Farm (Winnies Farm) vorbei. Riesige Flächen Mais wird dort angebaut. Diese Farm muss einen Grossteil von Namibia verpflegen und wohl auch Arbeitsplätze schaffen.
Ich machte eine kurze Pause beim Shop von Winnie. Der Shop war geschlossen (Sonntag) aber ich fand eine Sitzgelegenheit und Schatten.
Tatsächlich kam dann aber irgendwann das Siruwo Guesthouse.
Ein kleines Guesthouse mitten im Nichts.
Ich konnte es nicht glauben als mir dann der Typ an der Reception verkündete, dass sie ausgebucht seien.
Als ich erklärte, ich würde auch campen zeigten sie mir einen Platz im Hinterhof. Leider würde im Moment weder Strom noch Wasser funktionieren. Für umgerechnet CHF 15.00 könne ich aber dort schlafen.
Ich schaute sie ungläubig an, denn so viel habe ich auf dem Vorgänger-Camping bezahlt und das ist so in etwa normal für einen schönen Camping. Mit eigener Parzelle, Strom, Wasser und vielleicht einer Lounge und Pool mit schöner Sicht.
Nun will der Typ aber, dass ich so viel bezahle um in einem Hinterhof zu schlafen. Ohne Strom & Wasser.
Ich erklärte ihnen ich würde nicht mehr als die Hälfte, also etwa CHF 7.00 bezahlen und wollte das Grundstück bereits verlassen. Draussen kaufte ich noch Wasser. Den wie wir uns erinnern, gibt es ja kein sonstiges Wasser und ich musste nun weiterfahren, wer weiss wie weit?
Auf einmal kam der Typ von der Reception auf mich zu und sagte, die Hälfte sei auch OK.
Auch wenn mir der Ort noch nicht wirklich sympathisch war, sagte ich zu.
Später fand ich heraus, dass ein Zimmer nur gerade CHF 2.50 mehr kosten würde. Sie wollten mich also sowas von abziehen.
Also wenn ich ehrlich bin, sind die CHF 7.00 ja immer noch Abzocke. Jedoch muss ich zugeben, war es ein schönes Guesthouse - sogar mit Pool und Liegestühlen, welche ich benutzen durfte. Am Morgen (als wieder Wasser vorhanden war) bot mir eine Mitarbeiterin sogar an in einem Check-Out Zimmer zu Duschen.
Somit also schon fast gerechtfertigt.
Immer wieder stelle ich fest, dass es in den kleinen Läden unterwegs kein Wasser zu kaufen gibt. Oder nur auf Anfrage. Was man immer und überall bekommt ist Alkohol und Süssgetränke. Die Soft Drinks sind hier noch um einiges süsser als bei uns in Europa.
Immer wieder denke ich an diese dünne Frau in Zambia zurück, welche nicht genug zu Essen hatte und den ganzen Tag einfach Wasser mit Zucker vermischte und davon lebte. Dies war auf meiner ersten Reise.
Ich persönlich versuche von den Süssgetränken fern zu bleiben. Oder ich mixe eine kleine Flasche mit meiner Tagesration an Wasser um diesem ein wenig Geschmack zu geben. Manchmal mische ich auch Früchte ins Wasser oder dieses Pulver für Kinder (sowas wie Sirup- Pulver)
Meist fülle ich meine Flaschen am Morgen auf, und die ca. Vier Liter reichen mir auch. Je nach dem fülle ich diese aber gerne nach, weil ich in Namibia zu 50% irgendwo ankomme wo gerade kein Wasser vorhanden ist.
Meist kommt das Wasser dann Irgendwann innerhalb Chat zurück aber nach einem Tag bei 40 Grad auf Asphalt will ich unbeschränkt Trinken können. Nicht zu vergessen, der Kaffee am Morgen muss stets gesichert sein.
Nun waren es nur noch 30 Kilometer bis Nkurenkuru. Diese fühlen sich aber länger an und ich musste das erste Mal gegen ernst zu nehmenden Gegenwind kämpfen.
Wieder stoppte ein Wagen und ein Herr winkte mich zu ihm. Die Welt ist klein, es ist Winnie - the farmer. Ein sehr netter Mann, der mir anbot nur etwas weiter von Nkurenkuru auf seinem Camping zu schlafen.
Für Heute gönnte ich mir aber ein schönes Zimmer in Nkurenkuru. Es ist ja nicht so dass ich an einem Zero oder Nero frei hätte. Ich muss einkaufen, manchmal schwer zu bekommende Dinge organisieren, manchmal Visa- Anträge machen, Waschen und ein bisschen zu mir selber schauen damit ich mich wieder wie ein Mensch fühle.
Zur Erklärung;
Zero = Ich fahre überhaupt kein Fahrrad
Nero= Ich fahre nur kurze Strecken Fahrrad (sagen wir mal unter 30 Km)
Diese Tage sind unglaublich wichtig für mich. Nicht nur zur Erhohlung für meinen Körper, auch um all die Impressionen und Erlebnisse zu verarbeiten. Es ist wichtig Zwischendurch auch mehrere Tage an einem Ort zu bleiben um dann wieder voller Energie Weiterfahren zu können.
Wenn man so lange unterwegs ist, hat man genauso seinen "Alltag" wie zu Hause, nur;
The worst day on the road ist still better than the best day in the office … ;)
Die Strecke bis zur Grenze von Angola wird lang und dazwischen wird es wenig bis gar nichts geben.
Somit versuche ich die Strecke so viel zu Unterbrechen wie nur möglich.
Winnie's Farm liegt nur etwa 13 Kilometer weiter und ich beschließe dorthin zu radeln.
Zum ersten Mal ist die Straße dorthin geteert. Nur die letzten 500 Meter muss ich Arby durch den dicken Sand schieben.
Auf der Farm angekommen war allerdings Niemand zu finden welcher sich für den Campingplatz verantwortlich fühlte. Zwar waren viele Arbeiter vor Ort welche Kartoffeln verarbeiteten aber keiner konnte oder wollte mir wirklich helfen.
Gleich neben Winnies Farm liegt der Simanya Camping und ich Versuche dort mein Glück. Somit schiebe ich Arby wieder zurück und finde den neuen Camping.
Ich glaubs nicht; die gesamte Straße dorthin ist geteert. Warum also überhaupt diese Sand Exkursion für nichts?
Der Campingplatz/Lodge ist zwar noch nicht ganz fertig, ich bin aber herzlich willkommen.
Alles was ich brauche ist vorhanden. Einzig das Restaurant und die Bar sind noch in Bau.
Jedoch ist der wunderschöne Infinity Pool schon fertig und natürlich springe ich rein und geniesse die Aussicht auf den Okavango River und Angola.
In der Nacht zog ein heftiges Gewitter über mich. Zum Glück hielt das Sonnensegel des Campings unter welchem ich zelte, auch einiges an Wasser ab. So war der Schaden nicht allzu groß am Morgen.
Die Strecke die nun folgt liebe ich. Es ist so friedlich...kein Verkehr nicht einmal Dörfer gibt es hier. Höchstens Mal ein/zwei einzelne Häuser.
Es ist so grün hier und ich frage mich, ob dies immer so ist oder tatsächlich nur wegen des wenigen Regens der letzten Tage.
Als ich bei einer Polizeistation vorbeikomme, frage ich um Erlaubnis dort Schlafen zu können.
Es sei kein Problem, ich könne gleich hinter ihrem Office mein Zelt stellen. Ein Wasserhahn sei gleich nebenan. Toilette im Office.
Was für ein Glückstreffer.
Ich führte interessante Gespräche mit den Polizisten und Polizistinnen. Sie sind für einen ganzen Teil Namibias verantwortlich und bleiben fix für 5 Tage in der Polizeistation. Jedes Fahrzeug muss kurz anhalten. Ich habe aber nicht miterlebt, dass sie eines durchsucht hätten. Alle wurden weitergewunken. Auch seien sie verantwortlich, falls etwas in einem der Dörfer passieren würde.
Da wird sicher nicht viel los sein. So wenige Häuser und Menschen ich gesehen habe.
Der nächste Tag war erneut ein langer. Nach ca. 50 Kilometer kam ich an einer Bar/Laden vorbei.
Zwei ältere Herren tranken Wein.
Das kann ja heiter werden, denk ich mir aber ich brauchte Wasser.
Alkohol ist in vielen Teilen Afrikas ein grosses Problem in den armen Gebieten.
Es stellte sich jedoch heraus, dass die beiden Herren noch am Anfang ihres Trinkens für Heute sind und sie waren noch einigermassen klar im Kopf.
Auch hier waren die Wahlen wieder ein Thema. Auch hier die gleiche Antwort. Er sei zufrieden mit der SWAPO sie wüssten aber, dass sich viele Namibianer eine Änderung wünschen und die Wahlen dadurch knapp ausfallen könnten.
Was ich in Namibia liebe, sind die kleinen Raststätten alle 5- 10 Kilometer. Es ist ein Tisch mit Bänken und Abfalleimer.
Immer wieder halte ich dort und ruhe mich aus. Meistens bin ich alleine. Habe aber natürlich nichts dagegen, wenn sich Jemand zu mir setzt.
Allerdings hielt ein Auto neben mir, und ein junger Typ mit zerissenen und dreckigen Kleider sprang aus dem Auto. Das Auto fuhr weiter und der Typ kam auf mich zu.
Der erste Satz der er zu mir sagte; I want to be your husband.
Really???? Ich erklärte ihm, dass ich bereits verheiratet bin und zeigte auf meinen Ring.
"Give me a sweet" sagte er dann. Wenn er also schon nicht mein Ehemann werden kann soll ich ihm wenigstens eine Süssigkeit geben.
Noch selten, hatten Erwachsene nach Süssigkeiten gebettelt bei mir.
Er setzte sich neben mich. Ich zog sofort meine Gürteltasche wieder an- nahm das Handy zu mir und rutschte zur Seite.
Schliesslich hatte ich gerade meine Stretching- Übungen gemacht. (Schliesslich bin ich eine alte, alte Frau😉)
Ich fühlte mich unwohl. Der Typ war nicht sauber. Ich erklärte ihm, dass ich gerne alleine sein will.
Nach einer Weile akzeptierte er dies und stoppte ein Auto in die Gegenrichtung.
Was sollte das? Das erste Auto hat diesen Typen einfach bei mir rausgelassen, damit er mich "belästigen" kann?
Solche Dinge passieren mir oft in Afrika. Nichts gefährliches aber halt einfach etwas, was ich nicht verstehe.
Ich fand einen Camping nur knapp vor Okongo. Ich campte im Sand mit und bei den Skorpionen. Ich habe noch nie so viele Skorpione auf einmal gesehen.
Bereits am Nachmittag, kurz nach meiner Ankunft begann es zu regnen an. Die Regenzeit ist definitiv hier, allerdings hatte ich bisher Glück, dass es immer nur Nachts geregnet hat.
Mein Zelt war noch nicht aufgestellt und ich machte es mir auf dem Sofa in der überdachten Bar gemütlich. Es gab kein Internet - so wie übrigens seit Tagen nicht und somit las ich an diesem Abend ein ganzes Buch mit immerhin 400 Seiten.
Na gut. Es hat bestimmt auch geholfen, dass in der Nacht, ein heftiges Gewitter über mich gezogen war und ich somit kaum geschlafen habe.
Heute bin ich die 15 Kilometer bis nach Okongo gefahren. Ich bin nun noch ca. 160 Kilometer von der Grenze zu Angola entfernt. Den Caprivistreifen, habe ich also schon bald geschafft. Ich fühle mich fit und habe keine Beschwerden. Es ist nicht so, dass ich meinen Körper nicht spüren würde - wie gesagt, ich bin eine alte, alte Frau...😉 Das ist aber nichts Neues und ich spüre, dass ich das packen kann. Arby und Fourmi machen auch mit und ich hatte keine grösseren Zwischenfälle.
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