Machen ist wie wollen -nur krasser.
Also erstmal muss ich leider gestehen, dass Arby seinen ersten "pancha" hatte bevor ich erst einen Meter gefahren bin.
Das Ventil ist nicht mehr dicht.
So trieben wir die wohl einzig Dreiviertel gefüllte Flasche "slime" in Victoria Falls auf. Slime ist eine Flüssigkeit die sich im Schlauch verteilt und die Löcher sofort versiegelt.
Ja, ich bin froh hat man mich damals immerhin mach 7000 Kilometer und gefühlt 376 843 platten Reifen in Kapstadt darauf aufmerksam gemacht das so etwas existiert.
Vielleicht hat man mich auch darauf aufmerksam gemacht und ich wollte nicht hören. Bei all den "guten" Ratschlägen die man bekommt von Menschen die noch nie etwas ähnliches gemacht haben fängt man an zu filtern.
Alle vier Reifen sind nun mit diesem Slime gefüllt und das Ventil ist ersetzten.
Unglaublich aber wahr, ich konnte sogar all meine Binden irgendwie auf den Anhänger packen.
Nun ist es soweit ich werde diesen riesen Trip beginnen und einfach losfahren.
Zum Glück hab ich keinen Plan was ich hier gerade mache,sonst könnte einem das ganz schön Angst einjagen.
So verabschiede ich mich von der Drift Inn Lodge in Livingstone (Arby war dort einen Monat lang eingestellt) und fuhr an die Grenze von Zambia.
Gordon folgte mir mit dem Auto bis dorthin. Und nun musste ich mich auch von ihm verabschieden. Natürlich hab ich geheult wie ein Schlosshund. Wie immer. Ach, wie mancher solcher Abschiede wir dich schon zusammen erlebt haben...
Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt und ich fuhr über die Brücke nach Zambia. Auch dort war die Grenze kein Problem, da ich ja schon mein Double Entry Visa im Pass hatte.
Es ist nicht weit nach Livingstone. Sportlich gesehen war das also noch keine Meisterleistung. Aber ich habe ja schließlich auch andere Prioritäten.
Vor 2.5 Jahren als ich das erste Mal hier durchgefahren bin, lernte ich Monika kennen.
Sie ist nun 24 Jahre alt und wird die erste "Vertreterin" von Cycle4africa sein.
Ich übernachte im Zambezi Cafe für 100 Kwacha die Nacht. Dies sind etwa 3 USD.
Monika und ich müssen erst noch Nähequippement auftreiben. Ich habe zwar ein bisschen Stoff mitgebracht aber keine Scheren, Nadeln, Faden ect.
Wir gehen zum Maramba Market, einem lokalen Markt wo einfach alles zu finden ist.
Als wir alles zusammen hatten,schlug Monika vor zu ihrer Familie zu gehen.
Als Gastgeschenk kaufte ich der Familie ein lebendiges Huhn für 190 Kwacha etwa 6 USD.
Die ganze Familie freute sich darüber und begrüßte mich herzlich. Bald war ich auch von vielen Kindern umzingelt die an der weissen Mzungu Frau interessiert waren.
Monika hat 13 Mädchen und Frauen organisiert, denen wir zeigen werden, wie die Binden zu nähen.
Dafür dürfen wir ein Gebäude der Kirche brauchen.
Es rührte mich als Monikas Vater anbot unter der Woche den Vorplatz seines Hauses dafür zu verwenden.
Es ist der erste Mann in Afrika, der das Projekt in irgendeinerweise unterstützt.
Erst nähten aber Monika, ihre Schwester Cathy und ich einen Prototyp. Damit wir den Mädchen auch zeigen können, wie es am einfachsten geht.
Nähmaschine war leider keine aufzutreiben. So nähen wir von Hand.
Nach zwei Nächten im Zambezi Cafe flüchtete ich ins Olga's.
Auch dort bin ich schon vor zwei Jahren untergekommen.
Ja, ich bin auf der Flucht.
Ein Guide lud mich auf eine Bootsfahrt ein. Alle Touroperator werden am Ende der Saison von den Cruise-Anbietern auf so eine Fahrt eingeladen.
So fand ich mich also als einzige Mzungu auf diesem Trommelboot wieder.
Von der Zim Seite aus haben wir dieses Boot jeden Abend gesehen und vor allem gehört.
Es war... sagen wir Mal interessant. Immer wieder hatte ich einen (starken) Tequila Sunrise vor mir.
Kann mir Mal bitte Jemand erklären wie man Tequila irgend einer Form trinken kann?
Sowieso wollte ich nicht zuviel trinken. Der Guide wollte mich bereits nach zwei Minuten heiraten und meine Fake Nummer hat er unter "Sandra White"gespeichert.
This is Africa...
In die neue Unterkunft flüchtete ich, weil der Guide jeden Abend im Zambezi Cafe abhängt.
Außerdem war es dort sehr laut und hatte weder Strom noch Wasser..
Der erste Sunrise wurde glücklicherweise von einem Tischnachbarn umgestoßen und beim zweiten wurde ich von der Band zum Tanzen aufgefordert. Natürlich wollten alle den Mzungu Tanzen sehen.
Ich hatte also die Wahl zwischen Tequila Sunrise und einem Mzungu Tanz. Let's Dance Baby...
Nun war es aber soweit und ich traf die 13 Mädchen und Frauen. Das Zimmer von der Kirche sieht aus wie ein klassisches Schulzimmer. Cycle for Africa steht an der Tafel.
In den letzten Tagen verbrachte ich viel Zeit mit Monica und Cathy und wir hatten viele Gespräche. Sie wünschen sich von mir, dass ich vor allem auch der weibliche Körper, die Hygiene und die Pflege der Binden erkläre.
Ich merkte sofort, dass es die Frauen sehr interessierte.
Ich merkte auch, dass vor allem die älteren Frauen eher über solche Themen Bescheid wissen und dieses Projekt lieben.
Die meisten Mädchen verwenden in dieser Region Tücher und Stoffe wenn sie ihre Tage haben. Hier in Zambia tragen die Frauen Unterwäsche, somit sind Binden wohl die einfachste Lösung. Keines der Mädchen hat jemals Tampons benutzt. So finde ich es etwas schwierig gleich mit einem Cup anzufangen - auch wenn mich das Feedback doch sehr interessieren würde.
Ich erklärte also die Vor- und Nachteile von den wiederverwendbaren Stoffbinden.
Wie man diese am besten wäscht und pflegt.
Wie man seinen Körper am besten pflegt und dass wir stolz sein dürfen Frauen zu sein.
Es war toll.
Anschließend zeigte ich ihnen, wie man aus Bettlaken und Kitenge (farbige Tücher, die die Frauen als Röcke und Kopfbedeckung tragen) Binden nähen kann.
Sie waren begeistert und wir kamen sogar einigermaßen voran.
Einige Frauen konnten richtig gut nähen.
Die Kinder waren mit uns (wie immer in Afrika). Ein Junge sang ein Lied "Der Vater schlägt die Mutter, die Mutter schlägt das Baby, das Baby schlägt die Bettwanze"....
Wo sind eigentlich unsere pädagogische wertvollen Kinderlieder hin?
Meine ersten Vertreterinnen von Cycle_4africa sind nun also ready in Livingstone.
Ich überließ ihnen Stoff, Nähzeug und das Wissen über die Binden und hoffe, dass daraus eine Art Club entsteht und sie weiternähen.
Sie werden dann die Binden in den ärmeren, ländlichen Gebieten verteilen.
Ich bin gespannt was daraus wird.
Falls irgendwer Mal nach Livingstone reist und eine alte Nähmaschine loswerden will, let me know. Ich konnte hier nämlich keine auftreiben.
Auf dem Heimweg war mein Trailer dann logischerweise nicht beladen und ich merkte, dass er wegen des fehlenden Gewichts etwas mehr ratterte.
Als ich dann aber etwa 100 Meter vor meiner Unterkunft über das Bahngeleise fuhr, passierte es.
Es gab einen Knall und ich wurde von der Anhängerachse überholt.
So sehr ich auch geschockt war, musste ich lachen. Was für ein Bild das doch war...
Ich beschloss also noch eine Nacht länger in Livingstone zu bleiben.
Am nächsten Morgen machte ich mich auf die Suche nach einem Mechaniker.
Gleich gegenüber von meiner Unterkunft wurden Autos repariert. Kelvin war stolz mir helfen zu dürfen. Nachdem auch er mich heiraten wollte, schweisste er die Schrauben gleich fest. The African way...nun bin ich also ready für jedes Schlagloch in Afrika.
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