
Cameroon 🇨🇲 - L'Afrique miniature
- Sandra
- 23. Apr.
- 18 Min. Lesezeit
Nun wurde es Zeit Bata zu verlassen und weiter zu ziehen. Der Abschied von Gustavo fiel nicht leicht. Es war eine schöne Zeit mit ihm. Für mich sehr entspannt mit einem Mann zu reisen. Tragisch dies zu sagen aber es sind zwei komplett verschiedene Welten, als Frau alleine oder mit einem Mann zu reisen.
Nichts desto trotz, habe ich wie so oft erwähnt auch Vorteile als Frau alleine unterwegs zu sein.
Oft werden mir Schlafplätze in Häusern angeboten. Gustavo meinte, dies passiere ihm nur selten.
Es hat wohl alles seine Vor - und Nachteile.
Allerdings stellte er auch fest, wie mich die Männer anschauen und behandeln und ist erstaunt wie viel Respektlosigkeit ich begegne. Für mich erstaunlich weil es hier in Äquatorialguinea und in Begleitung mit einem Mann für mich absolut nicht vergleichbar mit anderen Ländern ist. Die Männer sind viel ruhiger und respektvoller hier und erst Recht, wenn sie mich in Begleitung eines Mannes sehen.
Es tat gut mich diesbezüglich mit Gustavo auszutauschen und eine "externe Meinung" zu hören. Oft zweifle ich nämlich an mir und dass ich es als viel zu Schlimm empfinde.
Mir persönlich ist keine Frau bekannt, die eine solche Reise komplett alleine gemacht hat. Ich kenne einige Frauen, die aber jeweils über längere Strecken und mehrere Länder von einem Mann begleitet wurden.
Ich kann dies absolut verstehen und wenn Gustavo und ich in dieselbe Richtung fahren würden, könnte ich es mir gut vorstellen für eine Weile mit ihm zusammen zu reisen. Dies wäre immer noch Badass as fuck aber "solo cycling", wie das andere Frauen nennen, würde ich dies dann nicht mehr.
Äquatorial Guinea war für mich nur ein Durchzugsland und nun bin ich viel länger da geblieben und hab mein Visa voll ausgenutzt.
Man muss die Feste feiern wie sie fallen. Einmal mehr bin ich froh keinen Zeitdruck zu haben. Ich habe nichts, was mich weiterzieht ausser die Visa Daten.
Gustavo wird nun weiter in Richtung Süden fahren und ich packe meine Sachen und verlasse Bata in Richtung Rio Campo, der Grenze von Äquatorial Guinea.
Es waren ca. 80 Kilometer schöne und einsame Asphaltstrasse.
Ich erreichte Rio Campo am Abend und fragte in einer Bar nach einem Abendessen und Übernachtungsmöglichkeit. Ein Typ stellte sich als Carlos vor und zeigte mir gleich ein Restaurant in dem ich leckeren Fisch bestellen konnte.
Das ganze Dorf hatte keinen Strom. Ich war froh darüber (keine laute Musik) und gleich neben dem Restaurant war ein Nachtclub und in Rio Campo gibt es eigentlich nichts weiter als ein Militärstützpunkt. Somit war ich auch gleich von vielen Armee Typen umzingelt.
Ich fühlte mich unwohl und einmal mehr musste ich mich erklären, warum ich den alleine unterwegs bin. Selbst meine Geschichte, dass ich nur für zwei Wochen alleine unterwegs war und ich meinen "Ehemann" in Douala treffen würde, wurde nicht akzeptiert. Wie kann mich mein "Ehemann" nur ganze zwei Wochen lang alleine lassen?
Wenn die wüssten…
Je nach Nerven die ich gerade zur Verfügung habe, erzähle ich die Wahrheit oder eben nicht. Nur wenn man in einer Grenzstadt übernachtet, kann ich schlecht behaupten, dass mein "Ehemann" gleich hinter mir kommt, wie ich das bei Menschen auf der Strasse oft tue.
Es ist anstrengend weil meine Lebensphilosophie auf absolut Null Akzeptanz trifft. Also nicht viel anders als in der Schweiz. ;)
Carlos war der Einzige der es verstand und mich auch aus meiner misslichen Lage mit den Armee Typen rettete.
Er würde mich dem Dorf-Chef vorstellen und nach einem Schlafplatz für mich fragen.
Der Dorfchef machte zwar keinen erfreuten Eindruck, aber willigte ein. Carlos führte mich hinter ein Haus wo ich mein Zelt aufschlagen könnte. Der Dorfchef würde alle informieren wer ich bin und dass ich die Nacht hier verbringen würde.
Auch wenn der Platz zum campen nicht sonderlich "sicher" wirkte zwischen den Häusern wusste ich, dass wenn man den Dorfchef hinter sich hat einem nichts passieren kann. Eine grössere Sicherheit gibt es hier in Afrika nicht.
Dann kamen immer mehr Menschen hinzu und es wurde auf das eine Haus und später aufs nächste gezeigt.
Schliesslich wurde ich von Mama Omona in ihr wunderschönes, modernes Haus eingeladen.
Ich bekam ein eigenes Zimmer mit Bett und Carlos holte mir zwei Kübel voller Wasser, damit ich mich waschen konnte.
Wieder einmal bekam ich mehr angeboten, als ich gefragt hatte. Und wieder einmal komme ich in den Genuss afrikanischer Gastfreundschaft. Vielleicht doch die "girls card"?
Strom gibt es natürlich auch hier nicht und die Nacht war unsäglich heiss.
Trotzdem schlief ich wunderbar mit dem Geräusch der Wellen. Das Haus war direkt neben dem Meer gebaut.

Am Morgen fuhr ich dann an die Grenze um das Piroque (Kanu) nach Cameroon zu nehmen.
Wieder ein Grenzübergang. Hoffentlich geht diesmal alles gut.
Die Piroque-Fahrt dauert nur ca. 10 Minuten. Man kann das Land von Cameroon bereits sehen.
Die Ausreise verlief mehr oder weniger reibungslos. Auch wenn mein roter Pass immer schön als letzter von den Beamten behandelt wurde. Jeder drückte sich davon, sich diesen komplexen Fall der alleinreisenden Schweizer Touristin zu widmen.
Als sich dann endlich ein mutiger Beamte meinem roten Pass widmete, wurde ich sofort zu ihm gerufen.
Wo denn mein Visa für Äquatorial Guinea sei.
Oh shit, ich wusste es würde wieder Ärger geben…
Ich zeigte voller Selbstbewusstsein mein ausgedrucktes E-Visa und wartete ab. Ich konnte sehen, dass der Typ nicht wusste was zu tun war.
In diesem Moment trat der Kommandant ein und alle salutierten vor ihm.
Entweder wird er mir helfen oder ich werde wieder verhaftet…dachte ich mir.
Nach längerem Begutachten meines E-Visas und Passes machte er dem Beamten eine Geste "Ach komm gib ihr einfach den Stempel, schliesslich reist sie aus und nicht ein. Wir werden sie nie wieder sehen und können somit auch keinen Ärger mit ihr bekommen hier in Äquatorial Guinea.
Nette Männer halfen mir Arby auf das Piroque zu laden - ich bekam eine Schwimmweste gereicht und schon tuckerten wir im Piroque mit undichtem Boden in Richtung Cameroon.
Angekommen in Cameroon kam ein Typ schon von Weitem angerannt und wollte unbedingt "la Blanche" helfen.
Klar, dachte ich mir und mich dann um (zu viel) Geld bitten.
Jedoch bin ich mittlerweile soweit, dass ich mich auch und gerade an den Grenzen treiben lasse. Ich kann sonst wo sparen. Hauptsache ich komm irgendwie ins nächste Land. Natürlich aber zahle ich dafür nicht freiwillig und falls, handle ich runter.
Ich wurde an verschiedene Stationen geführt. Erst musste ich meine Gelbfieber Impfung vorzeigen. Der Typ wollte mir nicht glauben, dass ich 34 Jahre alt bin. Ich hab aber nicht verstanden ob er mich älter oder jünger geschätzt hatte.
Nächster Schritt war eine Beamtin, bei der ich nie genau herausgefunden habe, was sie genau tat. Sie fragte mich nach XAF 6000.00 was ca. 9.00 USD sind.
Ich stellte mich dumm und tat ganz erstaunt und dass ich nicht wüsste wieso ich das zahlen müsse…
Natürlich war das nur ein Versuch von ihr sich ein "Trinkgeld" von mir zu holen.
Sie behandelte erst noch einen Fall eines Einheimischen bevor sie mir meinen Pass zurückgab und ich ohne zu zahlen entlassen wurde.
Dann musste ich mich noch bei der Polizei vorstellen. Ein charmanter Polizist schrieb meine Daten in ein weiteres Buch.
Nach kurzem Smalltalk wollte er Kinder mit mir machen.
Ich lachte und winkte ab, ich sei schon zu alt dafür.
Jedenfalls war ich (fast) durch mit der Prozedur und ich wurde ins Dorf geschickt um mir dort bei der Immigration meinen Stempel für Cameroon zu holen.
Ich war erstaunt, dass der Typ der unbedingt "la Blanche" helfen wollte, nicht nach Geld gefragt hat, sondern mir nur die Hand geschüttelt und alles gute gewünscht hatte.
Kurz wurde ich noch vom Zoll angehalten. Er überlegte wohl kurz ob er es mir glaubwürdig verkaufen könnte meine Sachen zu durchsuchen und vielleicht sogar zu verzollen.
Der einzige Grund, warum ich nicht scharf darauf bin, dass meine Sachen durchsucht werden ist meine Drohne die ich mitführe. Schliesslich kann ich so leicht als Spionin gesehen werden. Oft wissen sie aber auch gar nicht was das ist.
Ich spasste aber mit dem Beamten, dass ich mir wünschen würde Gold und Diamanten zu schmuggeln ich aber leider nichts solches dabei hätte. Ausserdem wäre dies zu schwer um auf meinen Velo zu transportieren.
Auch er liess mich gehen.
Dann machte ich mich auf den Weg ins Dorf um mir nun den offiziellen Stempel zu holen.
Nach ca. 5 Kilometer Naturstrasse erreichte ich das Dorf und fand die Immigration.
Es war mein schnellster und unkompliziertester Grenzübergang in der Geschichte.
Kurz wurde mein E-Visa und mein Pass geprüft und schon hatte ich den Stempel im Pass und somit offiziell in Cameroon eingereist.

Im Dorf konnte ich sogar noch meine cameroonische Simkarte (welche ich von Gustavo bekommen habe) aufladen und somit bin ich so was von bereit für Cameroon.
Zum Glück ist die Währung seit mehreren Länder die gleiche, somit ist es eine Sache weniger die an der Grenze organisiert werden muss.
Bis nach Ebodje waren es nur 25 Kilometer. Allerdings forderten mich die hügeligen Naturstrassen ein weiteres Mal. Das gestern starker Regen viel und es viele grosse, mit Wasser und Schlamm gefüllten Schlaglöcher gab, machte es nicht unbedingt leichter.
Allerdings war es wunderschön und die Menschen die mir begegnen sind sehr freundlich.
Ich bin froh wieder in einem französisch sprechenden Land zu sein. Auch wenn ich in Äquatorial Guinea auch mit meinem Französisch durchkam, ist es hier doch um einiges leichter für mich.
In Ebodje angekommen fand ich einen wunderschönen Camping direkt am Meer. Ich schlage mein Zelt auf und geniesse es einfach stundenlang auf die Wellen zu starren.
Eine nette Dame vom Dorf fragte mich ob und was ich Essen möchte. Und brachte mir leckeren Fisch mit Reis. Als ich sie fragte, wie viel es kosten würde, sagte sie mir ich sei vom Chef de Village eingeladen. Unglaublich diese Gastfreundschaft.
Immer wenn ich an einem Strand campe, habe ich Bedenken, dass sich Menschen vom Strand her annähern könnten. Hier allerdings nicht. Alle Menschen die mir begegnen sind freundlich ich hatte spannende Unterhaltungen mit den Fischer und dabei nie ein schlechtes Gefühl.

Als ich dann aber bei Dunkelheit im Zelt lag, hörte ich wie sich Schritte nähern. Ich war aufmerksam, packte mein Messer aus und schrie "Qui esst là dehors?"
Nun tapte etwas an mein Zelt. Etwas vom Beängstigsten überhaupt wie ich finde - wenn jemand von Aussen Dein Zelt berührt.
Ich schaltete meine Strinlampe ein- hielt mein Messer fest im Griff und öffnete voller Mut das Zelt.
…ein hechelnder Hund….
Ich glaub es nicht. Es war einfach nur so ein Sch*** Köder der mir diesen Schrecken eingejagt hatte.
Naja jedem Hundeliebhaber wäre nun wohl das Herz geschmolzen als der Hund sich an mich schmiegte und gleich ins Zelt kommen wollte.
Nicht mir. Ich würde lieber mit einer Black Mamba kuscheln als mit einem dreckigen Köder. Zumal hier in Afrika die Hunden nicht gepflegt werden, immer irgend ein blutendes Ohr haben oder eine halbe Pfote fehlt.
Jedenfalls scheuchte ich den jaulenden Hund weg und schlief von nun an herrlich zum Rauschen der Wellen.
Am Morgen dann allerdings ist selbst mir fast das Herz geschmolzen als der Hund unter/neben Arby eingekugelt schlief und mich wohl die ganze Nacht bewacht hatte. Irgendwie ja schon süss.
Hunde sind wie Männer hier in Afrika. Triebgesteuert, laufen sie hechelnd hinter Dir her… Zwischendurch trifft man einen Guten. Die meisten jedoch sind einfach nur unselbständige Wesen auf der Suche nach Aufmerksamkeit.
Streuni und ich sind nun Freunde und machen zusammen Strandspaziergänge. Wenn wir zurück sind legt er sich unter mein Vorzelt und bewacht meine Sachen.

Ebodje ist bekannt für seine Riesenschildkröten. Früher wurden diese gegessen - nun sind sie aber geschützt.
Immer wieder wurde mir von den Fischern versichert, dass sie die Schildkröten nicht mehr essen. Höchstens wenn sie bereits eine tote Schildkröte finden würde.
Die Kinder allerdings bestätigten mir etwas anderes.
Ich liebe die ehrlichen Kinderworte.
Zwei Nächte blieb ich mit Streuni in Ebodje. Es erwarteten mich weitere 20 Kilometer Naturstrasse.
Zwar anstrengend aber wunderschön.
Mir begegneten einige Mofas und zwei grössere Fahrzeuge. Die beiden grösseren Fahrzeuge selbstverständlich zur selben Zeit.
Ich hörte den Pick-up entgegenkommen und deutete somit dem Lastwagen hinter mir mich nicht zu überholen.
Der entgegenkommende Pick-up war angeschrieben mit "Gandermerie Cameroun". Der Fahrer rief irgendwas aus dem Fenster und ich antowrtete nur; "à Kribi" weil die meisten Menschen fragen wohin ich gehe.
Der Lastwagen überholte mich und der Polizist hupte und rief mir nach. Ich wusste, dass ich eigentlich anhalten müsste, machte mir aber einen Spass daraus weiter zu fahren.
Natürlich machte der Polizist kehrt, verfolgte mich und hielt mich an.
Er ermahnte mich, dass ich hier nicht alleine fahren dürfe. Es sei viel zu gefährlich wegen den wilden Tieren. Vor allem den Gorillas.
Ich wünschte mir wilde Gorillas zu sehen und hätte davon definitiv weniger Angst als von all den Beamten die mich mitten im Wald verfolgen und anhalten. Ich werde nie im Leben 1000 USD bezahlen um geführt für eine Stunde habituierte Affen anzuschauen. Das kann ich in meinem Alltag zu Hause genug.
Ich entschuldigte mich aber beim Gendarm und fragte ihn was ich denn jetzt machen sollte.
Er liess mich fahren. Aber das nächste Mal dürfe ich dies nicht mehr machen.
Okay okay. Sorry.
Natürlich hatte ich keine Gorillas und auch sonst keine wilden Tiere gesehen.
Endlich erreichte ich wieder Teerstrasse. Nach einem kurzen Exkurs auf die Autobahn, fand ich aber die ebenfalls asphaltierte Nebenstrasse die mich am Meer entlang führte.
Die letzte Autobahn südlich ist wohl in Südafrika.
Die Einheimischen hatten mir sogar bestätigt, dass es mir mit dem Velo nicht verboten wäre auf die Autobahn zu fahren, obwohl ich das dann schon sehr bezweifelte.
Die Nebenstrasse führt mich an wunderschönen Stränden mit Restaurants, Hängematten und Stühlen vorbei.
Wow. Zum ersten Mal gefühlt seit Namibia sehe ich touristische Strände. Diese sind zwar ebenfalls schön leer aber man sieht, dass zumindest am Wochenende hier wohl was los sein könnte.
Ich fand ein kleines Dorf mit einem kleinen Hotel wo ich mich sofort wohl fühlte und blieb dort für eine Nacht.
Endlich konnte ich hier meine T-shirts die ich seit 6 Monaten trage reparieren lassen.
In einem lokalen Restaurant ass ich leckeres Poulet mit Reis. Nachdem ich fertig war, fragte mich der betrunkene aber nette Typ neben mir, ob er die Resten haben dürfe.
Ich nagte absolut jede Faser vom Fleisch von den Knochen denn um Reste über zu lassen bin ich nun doch schon viel zu lange in Afrika.
Ich traute meinen Augen kaum als sich der Typ dann an die Knochen machte und diese komplett aufass.
Es sind diese Momente die meine Rückkehr sehr schwierig/unmöglich machen werden.
Falls ich irgendwann irgendjemanden Essen verschwenden/wegwerfen sehen sollte, werd ich mich nicht beherrschen können. Dies weiss ich und es macht mir Angst mich zurück in die "europäische Gesellschaft" zurück zu denken.
Es wird mich "hässig" wenn vegane, laktosefreie, Sojamilch Restaurants denke oder falls ich wieder Kleidungstücke für CHF 2.00 in Billigläden sehen muss. Wie viel Hohn erträgt die Welt?
Und erst all die "Problemchen" die keine sind werd ich nicht mehr akzeptieren können.
Diese Gefühle hatte ich bereits auf meinen letzten Reisen und konnte nur in der Schweiz bleiben weil ich wusste, dass ich wieder gehen würde und es nicht länger als für eine absehbare Zeit sein würde.
In der Nähe von Kribi fand ich einen weiteren schönen Platz am Strand. Bevor ich allerdings eincheckte, wollte ich noch die Wasserfälle von Lobe sehen. Es sind wohl die einzigen Wasserfälle (eigentlich sind es mehr Wasserschwellen) die direkt ins Meer fliessen.
Hunderte Männer warteten an der Touristenattraktion. Erst fühlte ich mich unwohl, versuchte aber mit allen zu sprechen und sie versprachen mir gut auf Arby aufzupassen. Ich fragte nach einigen Namen der Herren. Ich weiss, dass man normalerweise nicht verarscht wird, wenn man sich möglichst persönlich vorstellt.
Natürlich war die Tour völlig überteuert. Aber ausgerechnet Kamerunesen und Schweizer würden einen Spezialpreis bekommen. Da hab ich aber Glück…
Ich konnte noch um über die Hälfte runterhandeln und zahlte immer noch einen total überteuerten Preis. Allerdings war es die erste Touristenattraktion seit langem für mich und die Typen hatten schliesslich einen guten Job gemacht und Arby gut bewacht. Somit irgendwie Okay. Mit dem Boot sind wir den Fällen entlang gefahren und machten einen kleinen Spaziergang an den Fällen.

Ich fuhr zu einem Hotel am Strand immer noch südlich von Kribi. Auch dort war es sehr touristisch. Allerdings war der Strand auch hier schön sauber und das Zimmer Okay.
Mir wurde eine Tour zu den Pygmees, einem Wald-Urvolk angeboten. Die Menschen würden immer noch ausschliesslich im Wald leben und sich auch ausschliesslich von Dingen ernähren die sie im Wald finden.
Der Preis für die Tour war Okay und André, der Guide machte einen sympathischen Eindruck.
Erst nahmen wir ein Moto-Taxi und bestiegen dann ein Kanu. André ruderte ca. 20 Minuten bis zu einem abgelegenen Waldeingang am Ufer.
Was dann kam war eine einzige Enttäuschung. Das ganze Dorf war voller Müll. Überall leere Zigaretten und Tetrapack-Weinverpackungen lagen herum. Die Menschen waren von meinem Besuch verärgert und wenn sie auch nicht mich direkt ansprachen, fühlte ich, dass sie André um Geld baten.
Ich fühlte mich unwohl.
Wie immer wenn ich "Völker besichtige" ich bin jeweils hin und her gerissen. Einerseits lebe ich mein ganzes Leben mehr oder weniger immer vom Tourismus und wenn auch nicht immer 100% authentisch, finde ich es wichtig die Dörfer und Kulturen den Touristen zu zeigen. Selbst wenn das ganze manchmal an ein gut inszeniertes Theaterstück erinnert, finde ich es immer noch besser als es den Touristen gänzlich vor zu enthalten.
Ausserdem unterstützen solche Besichtigungen ja die Menschen vor Ort.
Jedoch finde ich es schrecklich, dass Touristen durch die "Wohnzimmer" der Menschen spazieren und Fotos & Videos machen. (Daher ist mir manchmal ein gut inszeniertes Theaterstück sogar lieber).
Der Aufenthalt im Dorf war kurz und die Stimmung definitiv nicht Willkommen heissend. André drückte mir 1000 XAF (CHF 1.50) in die Hände und vermerkte ich solle es dem Chief of the village geben.
Sehr gut, dann kann er sich noch mehr Alkohol und Zigaretten kaufen und sein Dorf noch mehr vermüllen.
Dies will ich eigentlich auf gar keinen Fall unterstützen und kann es selber nicht glauben, dass ich auf das Angebot reingefallen bin. Eigentlich sollte ich es besser wissen.
Auch wenn ich wohl nie eine klare Antwort auf meine offene Frage, ob solche Dorfbesuche Okay sind oder nicht, finden werde, ist für mich klar, dass es für ganz lange Zeit wieder genug davon war für mich.
Ich fuhr weiter nach Kribi welches nur ein paar Kilometer weit entfernt war von der schönen Unterkunft am Strand. Ich musste allerdings wieder einmal meine Vorräte etwas aufstocken.
Ich checkte in das wohl einzige Hotel ein, welches WiFi anbot, musste dann aber schnell feststellen, dass "gerade Heute" das WiFi nicht funktionieren würde.
Als nächster Schritt versuchte ich dann also mein Guthaben fürs Handy wieder aufzuladen.
Dafür sind vor allem in den Städten überall Agenten zu finden.
Immer wieder staune ich darüber, wie diese Agenten jeweils fünf oder mehr Kunden gleichzeitig betreuen und mit ihren Nokia 3210 und geschickten Fingern die Simkarten jeglicher Telefone wechseln und nie durcheinander kommen.
Hab schon lange kein Telefonladen mehr betreten in der Schweiz, aber beim letzten Mal musste ich meine halbe Steuererklärung freilegen und mit einem Tablet ein Foto von mir machen, bevor ich dann Stunden später eine schleimige Beratung eines geleckten Schnösel bekam.
Manchmal wäre weniger mehr.
Das Handy war aufgeladen - dafür sei Heute "gerade" das ganze Internet ausgefallen.
Kribi ist eine tolle Stadt. Genau die richtige Grösse. Die Menschen sind freundlich. Als ich an einem Streetfood-Stand auf mein Essen wartete, kam ein Typ mit seiner Frau vorbei. Unsere Konversation war folgendermassen:
"Guten Tag Weisse, bist Du verheiratet?"
"Ja"
"Ach so, dann ist es sein Ring an deinem Finger?" (schaut dabei auf meinen Fake-Ehering)
"Ja, mein Mann ist hier um die Ecke"
Seine Frau sass keinen halben Meter neben ihm und schaute dem Schauspiel zu.
Ich kann die Situationen schon gar nicht mehr aufzählen in denen mir Ähnliches passiert. Kann aber mittlerweile nur noch darüber lachen.
All meine Einkäufe konnte ich in Kribi erledigen und so fuhr ich weiter in Richtung Norden.
Auf halber Strecke zu Edea fand ich ein kleines Hotel mitten im Nichts. Das Zimmer war Okay und mit Steckdosen, fliessend Wasser und einem Ventilator ausgestattet.
Der Preis war ebenfalls Okay und die Betreiberin, versprach mir sogar Spaghetti Bolognaise zum Abendesssen.
Nach einer Stunde dann war der Strom weg. Nichts ungewöhnliches in Afrika. Immer wieder gibt es Stromausfälle. Meistens kann man aber davon ausgehen, dass dieser wenigstens in ein paar Stunden wieder zurückkommen würde.
Nicht so diesmal. Es war eine heisse und unangenehme Nacht.
Dies Strasse bis nach Edea ist geteert aber holprig. Teilweise fühlt es sich nicht anders an als auf irgend einer Naturstrasse. Es sind viele Lastwagen unterwegs die mit wenig Abstand überholen und natürlich durfte auch Heute der Regen nicht fehlen.
Da ich Heute weder Frühstück noch sonst irgendetwas zu Essen fand, beschloss ich am ersten Markt den ich sah anzuhalten. Es war bereits Mittagszeit und ich sah die silbernen Alu-Töpfe stehen - die stets gutes - schon zubereitetes Essen bedeutet.
Ich fragte was es sei. "Viande"
Hier in Zentralafrika hab ich wohl schon so einiges gegessen. Um genau zu sein will ich es gar nicht wissen.
"Viande" heisste weder Rind noch Schwein noch Ziege oder Schaf.
*Viande" ist eigentlich immer Bush-Fleisch. Tiere wie Affen, Ratten, Pengolins oder wie Heute eben Varan.
Das Fleisch ist meist zäh aber auch fettig und hat meist einen "Wild-Geschmack".
Eigentlich nicht so schlimm wie sich das anhört. Wer sagt schliesslich, dass es Okay/Besser ist eine Kuh zu essen?
Trotzdem wenn immer möglich tendiere ich zu Fisch.
Als Vegetarier in Afrika (kein Pauschaltourismus)? - viel Glück. Es ist unmöglich sich vegetarisch oder gar vegan zu ernähren. Alles vom Tier wird verwertet. Wie bei uns auch noch bis vor einigen Jahren, als wir plötzlich zu heikel für so vieles wurden und wir so langweilig geworden sind, dass wir uns über eine Ernährungstechnik identifizieren müssen.
Die Menschen waren an meiner Reise interessiert und gaben mir einen guten Tipp um einen schönen See zu sehen.
Als ich in Edea, einer mittelgrossen Stadt angekommen bin und nach einem Hotel fragte, waren die Männer mit Bierflaschen in der Hand sehr motiviert mir zu helfen.
Erst wirkt es immer ein bisschen befremdlich wenn mich, 10 Typen mit einer Bierflasche in der Hand umzingeln.
Jedoch ist meine Erfahrung, dass die Menschen hier zwar viel und zu jeder Tageszeit Alkohol trinken, man aber selten wirklich Betrunkene oder aggressive Menschen sieht.
Ausserdem - auch wenn das ein falscher Ansatz ist, sind die Menschen immer stolz "einer Weissen" zu helfen.
Ein Typ erklärte mir den Weg zu verschiedenen Hotels und erwähnte dabei immer "c'est ton niveau". Dabei zeigte er mir nur die westlichsten Hotels der Stadt. Es ist hart zu beweisen, dass ich nicht eine dieser "fancy" Europäischen Touristen bin.
Statt auf der Hauptstrasse von Edea nach Douala zu fahren, beschloss ich die "scenic route" zu nehmen und einen kleinen Umweg über den Lac Ossa zu fahren.
Ich wurde bereits öfters von Einheimischen gewarnt, dass die Strasse dahin nicht asphaltiert und in schlechtem Zustand ist. Der Fakt, dass es die letzten Tage geregnet hat, wird die Sache wohl nicht viel besser machen.
Naja, die wissen ja auch nicht, was für Strassen ich bereits gefahren bin. Jedenfalls beschloss ich es zu versuchen und falls es zu schlimm werden würde, könnte ich ja immer noch umdrehen.
Bevor ich Edea aber verlassen habe, kaufte ich mir noch ein Frühstück ToGo an der Strasse. Ein leckeres Sandwich mit Bohen und gekochten Eier. Die nette Verkäuferin machte mich auf eine rote Getränkeflasche aufmerksam. Sie erklärte mir es sei gut fürs Blut. Erst habe ich verstanden in der Flasche wäre Blut. Ich bin wohl einfach schon zu lange in Zentralafrika. Da muss man mit allem rechnen.
Aber nein, sie nennen es Folere und es ist ein Kamerunischer Hibiscus Eistee.
Die Strasse war erst tatsächlich schlecht. Nass, dreckig, glitschig. Schnell allerdings wurde es trockener und eine breite Naturstrasse erwartete mich. Schon bald kam ich in den Genuss von einem wunderschönen Ausblick auf den Sanga-Fluss.
Ich machte eine Pause und ass mein Sandwich und trank den Hibiscus Tee.
Die Strasse war grösstenteils flach bis auf eine anstrengende Steigung. Dann kam ich an einer grossen Anbaufläche von Kautschuk-Bäumen und Palm-Plantagen vorbei.
Dann erreichte ich den Lac Ossa und konnte bei einem Restaurant übernachten.
Ich durfte im Garten campen. Mit wunderschöner Aussicht auf den See.


Der See ist etwa 10 Minuten Fussmarsch entfernt. Ich schwimme ein paar Minuten im warmen See. Was für ein wunderschöner Ort. Ich bin alleine.
Ich wäre noch länger dort geblieben, wenn nicht am nächsten Tag eine Hochzeit mit 150 Gästen angemeldet gewesen wäre, welche um mein Zelt spazierten. Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust.
So fuhr ich weiter in Richtung Douala. Die Strasse war weiterhin wunderschön, wenn auch mit vielen Steigungen.
Irgendwann erreichte ich einen Fluss, wo ich erneut ein Piroque nehmen musste. Die Überquerung kostete mich CHF 3.00.
Nach etwa Fünf weiteren Kilometer erreichte ich die Teerstrasse von Douala. Der Strassenverkehr ist verrückt hier. Typisch afrikanisches Chaos. Es fühlt sich noch krasser an als damals Nairobi.
Ich flüchtete in eine Hotel am Stadtrand.
Am nächsten Tag fuhr ich dann weiter in die Innenstadt. Zu meinem Erstaunen, war die Strasse dann sogar etwas weniger befahren und hektisch.
Am Hafen beschloss ich einen Stopp einzulegen und es wenigstens einmal zu versuchen ein Containerschiff zu organisieren.
Da ich kein Visa für Nigeria bekommen habe, muss ich dieses Land überpringen und ein Schiff wäre ja schon irgendwie cooler als zu fliegen.
Meine Illusion platzte aber dann gleich ganz schnell. Alle sagten mir, es sei ein Ding der Unmöglichkeit. Güter, Autos und sicherlich auf Fahrräder können verschifft werden, nur halt keine Passagiere.
Ich fuhr weiter und fand eine katholische Mission mitten in der Stadt. Der Preis stimmt, die Zimmer sind sauber mit AC, warmer Dusche, WiFi und sogar einem Pool.

Da es nun für mich keine weitere Möglichkeit gibt Nigeria zu umgehen, buchte ich einen Flug mit der Ethiopian Airline. Eigentlich lächerlich erst quer über den Kontinent nach Addis Abeba zu fliegen und dann wieder zurück aber die Airline hat einfach die unkompliziertesten Gepäckbedingungen um mit einem Fahrrad zu fliegen.
Die Kosten sind ebenfalls Okay. Schliesslich spare ich mir nun das Nigerianische Visa von immerhin CHF 200.00.
Ich werde nach Benin fliegen. Somit beantragte ich nun das Benin Visa. Dies war das unkomplizierteste Evisa, welches ich je gemacht habe.
Und eine Minute später hatte ich das Visa für 30 Tage Benin in meinem Email Postfach.
So schnell und einfach war es tatsächlich noch nie, ein Visa in Afrika zu bekommen.
Den Nachmittag verbrachte ich mit dem reinigen meiner Sachen. Alles ist superdreckig und Arby sieht auch nach der obligaten Reinigung in der Dusche noch nicht viel besser aus.
Somit beschloss ich am nächsten Tag eine Art Autowaschanlage mit Hochdruckreiniger zu finden. Um all den festgesetzten Schlamm aus der Kette, Ritzel und Schaltung zu kriegen braucht es nach Sechs Monaten nun einfach ein Hochdruckreiniger. Diese sind leider eher selten zu finden hier in Afrika.
Kaum auf der Strasse, fuhr ich an einer Gruppe Sport-Velofahrer vorbei. Bzw. habe natürlich angehalten, als ich sie am Strassenrand stehen sah. Sie würden jeden Sonntag zusammen trainieren. Die Männer waren vom Alter und Fitnesslevel durchmischt. Einige sind wohl professionelle Radfahrer andere waren es einmal oder teilen einfach die Liebe zum Radsport.

Sie boten sich sofort an, mir eine Waschanlage zu zeigen. So war ich nun zusammen mit zirka 20 Einheimischen Radfahrer am Douala unsicher machen. Der Coach trug eine Trillerpfeife um den Hals und bei jeder Kreuzung kam diese zum Einsatz um auf uns aufmerksam zu machen. Das Problem beim Fahrradfahren in Afrika ist, sobald man in einem Land fährt wo Fahrräder nicht an der Tagesordnung sind, sind die anderen Verkehrsteilnehmer nicht gewohnt einem lautlosen Gefährt auf der Strasse zu begegnen.
Die erste Waschstation war viel zu teuer. CFA 5000.00 was ungefähr CHF 7.00 sind. Wir fuhren noch ein paar Kilometer weiter und fanden dann eine günstigere, welche mir Arby für CFA 1000.00 also ca. CHF 1.50 perfekt gewaschen hat.
Nach einem halben Jahr, ist Arby endlich wieder richtig sauber. Fast wie am ersten Tag.
Ich freue mich auf Westafrika bin aber auch etwas wehmütig Zentralafrika bald verlassen zu müssen.
Zentralafrika ist ursprünglich und wild, genauso wie ich es mag.
Bevor ich Cameroon und somit Zentralafrika verlassen werde, will ich aber noch den Mt. Cameroon besteigen.
Ich führe keine Bucketliste in meinem Leben, aber dieser Berg hat es mir schon lange angetan und ich freue mich sehr darauf den Berg zu besteigen.
Cameroon ist ein so wunderbares Land und wird seinem Ruf von "l'Afrique miniature" mehr als gerecht.
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